Im Dreieck des Drachen
gesehen. »David?«
Das Gesicht des großen Mannes war hassverzerrt. Bevor Jack auch nur den kleinen Finger hätte rühren können, flog ihm eine Faust ins Gesicht. Harte Knöchel schlugen ihm gegen den Unterkiefer und schleuderten ihn zurück. Als er zu Boden ging, sah er Sterne.
Sogleich war Charlie da und trat zwischen den Angreifer und seinen Kapitän. »Was tun Sie da, Mann?«
Jack richtete sich auf. »Halt dich da raus, Charlie.« Er kam mühsam hoch, schmeckte Blut auf der Zunge. Der große Jamaikaner trat einen halben Schritt zurück. Er war bereit, seinen Freund falls nötig zu verteidigen.
David Spanglers schmale Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Das war für Jen!«, fauchte er.
Jack rieb sich die Kinnlade. Darauf konnte er nichts erwidern. Eigentlich konnte er David diese Reaktion nicht einmal übel nehmen. »Was tust du hier?«, fragte er einfach und lehnte sich an einen Sitz.
»Ich bin vom neuen Präsidenten mit der Untersuchung beauftragt worden.«
»Was hat die CIA damit zu tun?«
Davids rechtes Auge zuckte.
»Ja, ich habe von deiner Versetzung gehört«, sagte Jack erschöpft. »Sieht aus, als wärst du richtig was geworden in der Welt.«
»Und du hättest ihr auf immer fernbleiben sollen«, erwiderte David. Er drehte sich um und zog den zweiten Sack ins Schlauchboot.
»War nicht meine Idee herzukommen.«
»Lass mich raten«, sagte David schroff. »Admiral Houston hat dich gerufen.«
Jack zuckte die Schultern.
David ließ die zweite Blackbox ins Boot fallen, und zwar nicht allzu sanft. »Houston hat immer was für dich übriggehabt, Kirkland.«
Jacks Stimme wurde rau. »Er war auch Jennifers Freund.«
»Ja, und sieh mal, was es ihr eingebracht hat.«
Jack stieß Charlie zum Ruder hinüber. »Bring uns hier raus.« Er starrte David an, bis dieser den Blick senkte. In diesen blauen Augen erkannte er all die Vorwürfe, die er im eigenen Herzen verspürte. »Tut mir leid um Jennifer …«, setzte er an.
»Scheiß doch der Hund auf deine Entschuldigung!«, fauchte David zurück. »Ich muss meinen Job erledigen und du deinen. Bleib mir nur von der Pelle!«
Jack wusste, dass diese alte Rechnung durch Worte nicht beglichen werden konnte. David würde ihm den Tod seiner Schwester nie verzeihen. Der Abgrund zwischen ihnen war unüberbrückbar. Er gab es also auf und ging zum Heck, um dafür zu sorgen, dass die Leinen nicht in die Schraube geraten würden. Als er an dem ehemaligen SEAL -Mann vorüberging, beugte sich der Mann nahe an ihn heran und atmete ihm seinen heißen Atem ins Gesicht.
Aus Davids Augen leuchteten Hass und Bosheit. Es war wie der Blick in die Augen eines rasenden Tiers. Er flüsterte Jack so leise zu, dass nur dieser ihn verstehen konnte: »Wir sind noch nicht miteinander fertig, Kirkland!«
Vor der Küste von Yonaguni, Präfektur Okinawa
»Zurück!« Karen zog Miyuki auf die Knie. Das Feuer in dem schmalen Kriechgang breitete sich blitzartig über die Kerosinspur aus. Auf Händen und Knien flohen die beiden Frauen hinter den Altar.
Flammen schlugen gegen ihr Versteck, begleitet von sengender Hitze und beißendem Rauch. Miyuki legte den Mund in die Armbeuge. Ihr tränten die Augen.
Karen tat es ihr nach. Sie unterdrückte einen würgenden Hustenreiz, weil sie Angst hatte, den Plünderer draußen auf sich aufmerksam zu machen. Was sollten sie tun? Auch ihr tränten heftig die Augen. Da wurde ihr Blick auf die Schlangenskulptur hinübergezogen, die sich um den Altar wand. Etwas funkelte heftig im Schein der Flammen. Das waren die beiden Augen, in denen sich das Feuer widerspiegelte. Rubine.
»Karen …?« Miyuki streckte eine Hand nach ihrer Freundin aus.
Karen ergriff sie, und die Frauen klammerten sich aneinander. Die Feuerwand versperrte ihnen den Fluchtweg, und bei jedem Atemzug lag mehr Rauch in der Luft.
»Tut mir leid«, murmelte Karen.
»Könnte es einen weiteren Ausgang geben?«, fragte Miyuki. »Einen Geheimgang?«
Karen biss sich auf die Unterlippe und setzte alles daran, trotz ihrer Panik einen klaren Gedanken zu fassen. »Weiß ich nicht. Wenn ja, würde er sich wahrscheinlich in der Nähe des Altars befinden.« Erneut zog die Schlange ihren Blick an. Etwas daran störte sie, erregte ihre Aufmerksamkeit. Wieder blieben ihre Augen an den Rubinaugen der Schlange hängen. Mit der freien Hand berührte Karen die Steinschnitzerei. Dann sah sie etwas widergespiegelt im Feuerschein – eine Unvollkommenheit. Eines der Rubinaugen leuchtete
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