Im Dunkel der Nacht (German Edition)
gestorben war, wie sollten sie also herausfinden, warum und wie?
Veronica hatte noch immer das Gefühl, dass sie es irgendwie hätte spüren müssen. Es musste geschehen sein, nachdem er aus der Sierra School fortgelaufen war. Sie bog zum Häuserblock ab, in dem sie wohnte, und stellte ihr Auto auf dem ihr zugewiesenen Parkplatz ab. Anstatt auszusteigen, schloss sie jedoch die Augen und versuchte sich an die Namen von Freunden und Teamkameraden zu erinnern, über die er gesprochen hatte. Gesichter zogen an ihrem inneren Auge vorbei, und die ersten Namen kamen ihr ins Gedächtnis. Sie war sehr viel jünger gewesen, sodass sich ihre sozialen Kontakte nicht überschnitten. Max hatte Freunde nie nach Hause mitgenommen, ebenso wie sie. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie herausfand, dass die Mütter anderer kleiner Mädchen nicht diese langen Nickerchen auf der Couch hielten, während sich leere Flaschen in der Nähe befanden.
Sie ging die Momente durch, die sie mit Max verlebt hatte. Vielleicht gab es einen Anhaltspunkt. Denn sollte die Polizei nicht herausfinden, was ihrem Bruder zugestoßen war, dann würde sie es tun. Wenn Max nach Sacramento zurückgekommen war, dann musste ihn jemand gesehen haben. Sie musste nur herausfinden, wer das war.
Denn ihr Vater konnte Max nicht umgebracht haben. Er hätte es nicht getan. Oh, gütiger Gott, könnte er es gewesen sein? Könnte er die Fassung verloren, Max vielleicht im Affekt getötet und anschließend seine Leiche in der Stadt entsorgt haben?
Sie konnte das nicht glauben, wollte es nicht glauben. Die Polizei musste sich irren. Sie würde herausfinden, wer Max gesehen hatte, als er nach Sacramento zurückkehrt war, und die Polizei davon überzeugen, dass ihr Vater unschuldig war. Und wenn sie sich irrte? Nun, auch das musste sie herausfinden.
5
»Du wirst es nicht glauben, aber der Basketballlehrer ist noch immer an der Highschool.« Frank stand auf und streckte sich. »Er sagte, er könne nach dem Unterricht mit uns sprechen. Gegen halb fünf.«
Es hatte etwas mehr als fünf Stunden gedauert, George Osbornes Haus zu durchsuchen. Viel, das interessant gewesen wäre, hatten sie nicht gefunden. Niemand war überrascht gewesen, doch Zach war etwas enttäuschter als die anderen.
Eine Schachtel mit Max’ Jahrbüchern aus der Highschool war alles, was sie aufgetrieben hatten. Er war darin vorrangig mit der Basketball-Schulmannschaft abgebildet.
»Erinnert sich der Trainer an Max?« Das könnte hilfreich sein. Trainer neigten dazu, die ihnen anvertrauten Kinder sehr gut zu kennen.
Er konnte sich an eine Reihe Fußballtrainer erinnern, die ganz genau gewusst hatten, wie er tickte. Die meisten hatten ihm besonders viel Zeit gewidmet, und er hatte sich damals nicht darüber gewundert. Er war für die Aufmerksamkeit einfach viel zu dankbar gewesen. Vermutlich wussten sie das.
Wie viele Männer hatten nach dem Tod von Zachs Vater versucht, die Lücke zu schließen? So einige.
»Er schien sich an den Jungen zu erinnern. Genau werden wir es heute Nachmittag wissen.« Frank sah hoch zur Uhr. »Hast du Hunger? Ich könnte einen Burger vertragen. Willst du auch einen?«
»Nein, danke. Ich bin dieser Vermisstenanzeige auf der Spur, die angeblich aufgegeben wurde.«
»Wie du meinst.« Frank trottete aus dem Zimmer.
Zach nahm den Hörer ab und wählte. Er erreichte eine Vermittlungsstelle und wartete, bis man ihn mit jemandem verband, der ihm wirklich weiterhelfen konnte.
Janice Lam, ein stellvertretender Sheriff aus der Dienststelle von Plumas County, ging ran. Zach wies sich aus und erläuterte sein Anliegen.
»Sie sind auf der Suche nach einer zweiundzwanzig Jahre alten Vermisstenanzeige?«, fragte sie, als er fertig war. »Wie soll Ihnen die weiterhelfen?«
Er lachte. »Ich habe keine Ahnung. Aber ich hoffe, dass sie etwas enthalten könnte, das mich auf die richtige Fährte lockt.«
»Ich werde sie suchen und Ihnen faxen.«
»Danke. Wissen Sie etwas über diese Schule?«
»Ich weiß, dass sie mir gewaltig auf die Nerven geht. Sie ist seit Jahren geschlossen, und doch haben wir ständig Probleme mit dem Anwesen. Jugendliche treiben sich dort herum, um sich zu betrinken oder um herumzumachen. Vandalismus und Partys. Sie ist zwar abgelegen genug, um uns die Beschwerden über Lärm und dergleichen zu ersparen, aber sie ist gleichzeitig zu abgelegen, um dort regelmäßig zu patrouillieren. Eines Tages wird jemand durch eine modrige Bodendiele krachen, und dann ist das
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