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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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Kind nun eine halbe oder zwei Stunden hier war. Gary wusste auch, dass Cedrics Mutter alleinerziehend war und vermutlich nicht viel Geld entbehren konnte.
    Er nahm die Zeitung an sich und sagte: »Komm, Cedric. Ich begleite dich nach draußen. Ich muss sowieso zum Müllcontainer, um meine Tonne zu leeren.«
    Cedric blinzelte wild. »Ja, klar«, murmelte er. Gary fühlte einen kurzen Schmerz im Herzen. Armes Kind. Hatte Angst, angegriffen zu werden. Hatte Angst, um Hilfe zu bitten. Verlegen und beschämt. Es flehte um Hilfe, wusste aber nicht, wie es sie annehmen sollte. Gary war diesen Pfad gegangen. Er schob die Mülltonne in Richtung Tür und winkte Mr O. zu.
    Sie gingen nach draußen in den Sonnenschein. Gary liebte den Grundriss der Schule, alle Klassenzimmer hatten eine Fensterfront. Er mochte keine geschlossenen Räume. Cedric tippelte auf dem Weg zum Container neben ihm an der Hauswand entlang.
    »Kannst du das Tor für mich öffnen?«, fragte Gary, als sie dort waren.
    Cedric nickte und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mit seinem dürren, kleinen Arm über das Tor zu greifen und es zu entriegeln. Es hätte ihn keine Mühe gekostet, ihm den Arm auf den Rücken zu drehen, ihn in den Müllplatz zu drängen und anzustellen, was er wollte. Es wäre niemand hier gewesen, um ihn aufzuhalten. Der Junge wäre vermutlich zu verängstigt gewesen, um überhaupt zu schreien, und definitiv zu verängstigt und beschämt, um jemandem davon zu erzählen. Es könnte ein oder zwei Jahre so gehen, und niemand hätte davon erfahren. Garys Atmung beschleunigte sich, wenn er nur daran dachte.
    Trotz der Schikane, die dem Kind bereits widerfahren war, war er immer viel zu vertrauensselig.
    Auch damit kannte Gary sich aus. Er wusste, wenn man herumgeschubst wurde, hielt man Ausschau nach jemandem, der größer und stärker als die eigenen Feinde war, in der Hoffnung, Schutz zu finden. Er wusste aber auch, wie das einen Kerl anmachen konnte.
    Leute, die größer und stärker als die eigenen Feinde waren, waren auch größer als man selbst. Stärke und Größe waren kein Garant für Wohlwollen. Leute, die größer als man selbst waren, hatten es viel leichter, einen herumzustoßen.
    Cedric drehte sich um und lächelte ihn an. Gary schob die Tonne durch das Tor. Er leerte den Müll in den Container und sagte: »Mal sehen, ob deine Mutter schon da ist.«
    Ein grauer Toyota Celica mit einer Delle in der hinteren rechten Beifahrertür fuhr gerade auf den Hof, als Gary und Cedric um die Ecke der Schule bogen. Cedric rief: »Mom!«, und rannte auf das Auto zu.
    Ehe er das Auto erreichte, sprangen zwei Jungen hinter einem Baum hervor. Sie trugen ihre Jeans so tief, dass der Schritt auf Höhe ihrer Kniekehlen hing, und schmutzige Flanellhemden über ihren T-Shirts. Der Kleinere von beiden rempelte Cedric an, der daraufhin zu Boden stürzte.
    Gary lief in Sekundenbruchteilen los. Der kleine Junge kicherte dem größeren zu, stolz auf seine Macht über einen Schwächeren. Gary kannte diese Dynamik nur zu gut. Und er war größer als die beiden zusammen. »He!«, schrie er. »Was glaubt ihr, was ihr da treibt?«
    Es war sehr befriedigend zu sehen, wie der Junge aufschreckte. »Ich … äh … nichts. Es war ein Unfall.« Er wollte zurückweichen.
    Gary ging noch ein paar Schritte auf ihn zu. »Dann hilf ihm auf.«
    Der Junge erstarrte. »Was?«
    »Ich sagte, hilf ihm auf. Sofort!«
    »Okay, okay. Regen Sie sich ab.« Der Junge ging zu Cedric, der ausgestreckt am Gehsteig lag, und reichte ihm die Hand.
    Cedric sah verwirrt zu Gary hinüber.
    »Lass dir von ihm aufhelfen, Cedric.«
    Cedric schluckte schwer, ergriff aber die Hand des Jungen. Er half ihm auf die Beine.
    Cedrics Mutter stieg aus dem Auto. »He, ist da drüben alles in Ordnung?«
    »Alles bestens«, rief ihr Gary in freundlichem Tonfall zu.
    »Cedric kommt gleich.« Er wandte sich wieder dem Raufbold zu. »Jetzt sag ihm, dass es dir leid tut«, raunzte er.
    Der Junge sah ihn trotzig an.
    »Auf der Stelle.« Gary verschränkte die Arme vor der Brust. Der Junge wich einen Schritt zurück und sah Cedric an. »Entschuldige.«
    »Sag ihm, dass es nie mehr vorkommen wird.«
    Der Junge bedachte Gary mit einem abfälligen Blick, gehorchte aber. »Es wird nicht mehr vorkommen.«
    »Und jetzt mach, dass du hier wegkommst«, sagte Gary.
    »Sind Sie krank, Mann, dass Sie mit kleinen Kindern herumhängen? Finden Sie keine Freunde in Ihrem Alter?«, spottete er.
    Der Junge nahm seinen Rucksack

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