Im Dunkel der Nacht (German Edition)
Sie überhaupt suchen. Max war seit zwanzig Jahren nicht mehr hier.«
Genau genommen war Max seit zwanzig Jahren nirgends mehr gewesen. Zach ging in den Hinterhof. Es war zu viel der Hoffnung, auf ein frisch ausgehobenes Grab zu stoßen, aber er musste es überprüfen.
Frank folgte ihm. »Ihre Frage ist durchaus berechtigt, Zach. Was genau glauben wir hier zu finden?«
Zach stand im Hof, die Hände in den Seiten. Er ließ den völligen Mangel an Möglichkeiten, dort eine Leiche zu verstecken, auf sich wirken. »Wir suchen nichts Bestimmtes. Wir sammeln Beweise und lassen uns von diesen in die richtige Richtung führen. Verstehst du?«
»Klingt vertraut.«
»Wir haben den Stiefvater des Opfers, welcher ein Alkoholproblem hat und zur Gewalttätigkeit neigt.« Veronica hatte nicht gelogen, als sie sein Strafregister als eher gemäßigt bezeichnete. Das meiste waren Kneipenschlägereien. In den meisten Fällen wurde die Anklage fallen gelassen, da Osborne sich auf Schadensersatzzahlungen einließ. Dennoch deutete es auf einen Hang zur rohen Gewalt als Problemlösung hin, was sie nicht guten Gewissens ignorieren konnten.
Andererseits war da die Frage, welche Beweise sie überhaupt finden konnten, falls Max nach seiner Flucht wirklich einmal hier gewesen sein sollte. Haare und Hautpartikel verblieben keine zwanzig Jahre an Ort und Stelle.
»Außerdem scheucht diese Aktion Osborne etwas auf, was ein willkommener Nebeneffekt ist«, stellte Frank fest, als er zu einem Geräteschuppen am Ende des Grundstücks ging. »Lass uns doch mal sehen, ob Osborne kürzlich am Graben war.«
Den Versuch war es wert.
McKnight hatte nicht erwartet, sie hier anzutreffen. Veronica hatte seine vorsichtige, ausdruckslose Miene bemerkt, als er sie hinter ihrem Vater entdeckte. Und sein kurzes Zögern. Es gab ihr ein dezentes Gefühl der Befriedigung. Er hatte sie in den letzten vierundzwanzig Stunden genug aufgewühlt, und sie war froh, sich revanchieren zu können.
McKnight hatte ihr keine Antwort gegeben, als sie fragte, wonach sie suchen würden. Das gefiel ihr nicht. Sie hasste es, etwas nicht zu wissen. Sie war kein Kontrollfreak, aber sie wollte Informationen haben. Das war ihr größter Frustrationsfaktor in der Notaufnahme, denn Patienten logen sie an. Oder sie verschwiegen Dinge. Oder sie spielten sie herunter. Oder übertrieben. Sie konnte mit allem fertig werden, was die Welt ihr entgegenstellte, sofern sie die Informationen hatte, um damit umzugehen.
Auch jetzt brauchte sie Informationen. Wonach suchten sie? Was benötigten sie? Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es war 8:45 Uhr, und sie sehnte sich nach ihrem Nackenkissen und der Matratze von Tempur-Pedic in ihrem Bett. Sie quälte sich aus der Couch und ging in den Garten hinter dem Haus. Gerade rechtzeitig, um zu hören, wie Rodriguez McKnight erzählte, wie passend es wäre, ihren Vater aufzuscheuchen. Sie starrte ihnen ungläubig hinterher, als sie zum Werkzeugschuppen gingen. Diese Mistkerle. Alles, was sie wollten, war, ihrem Vater auf die Nerven zu gehen?
Das
war alles?
Sie ging ihnen bis zur Tür des Schuppens nach. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass mein Vater zu den Verdächtigen zählt, oder?«
Rodriguez und McKnight drehten sich beide zu ihr um. »Wie kommen Sie darauf, dass er verdächtig ist?«, fragte McKnight.
»Weil Sie sein Haus durchsuchen. Das sprang mir zuerst ins Auge.« Hielt er sie etwa für dämlich?
»Es war außerdem Max’ letzter bekannter Aufenthaltsort, ehe er weggeschickt wurde. Vielleicht stoßen wir also auf Hinweise, wo er hinging, nachdem er weggelaufen war.« McKnight stellte sich in den Türrahmen des Schuppens und versperrte ihr so die Sicht und den Zugang.
»Im Geräteschuppen meines Vaters?« Ihr war bewusst, dass er versuchte, sie zum Rückzug zu bewegen, indem er ihr so nahe kam. Doch zur Hölle mit ihm. Sie blieb standhaft.
»Im Geräteschuppen Ihres Vaters, unter den Bodendielen Ihres Vaters und hinter dem Schrank Ihres Vaters. Wo auch immer wir suchen müssen.« Er erhob seine Stimme nicht, doch er gab auch nicht nach. »Wir haben einen Durchsuchungsbefehl. Sie müssen uns unsere Arbeit machen lassen.«
Fein. Sie konnte auch vernünftig sein. »Sehen Sie. Ich weiß, dass mein Vater … schwierig ist.«
Sie hörte Rodriguez aus dem Inneren des Schuppens prusten, doch sie ignorierte es. Sie kannte auch eine andere Seite ihres Vaters, auch wenn diese nicht oft zum Vorschein kam. »Er hätte Max nichts angetan. Wenn er
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