Im Dunkel der Nacht (German Edition)
sagt, dass Max nie zurückgekommen ist, dann ist Max auch nie zurückgekommen.«
»Bei allem gebührenden Respekt, Miss Osborne, Sie wissen sehr gut, dass Ihr Vater ein gewalttätiger Mann ist. In wie viele Schlägereien war er in den vergangenen sechs Monaten verwickelt? Bezahlt er die Schäden der Wirtsleute oder Sie? Und wie steht es um Kautionen? Wer hinterlegt die? So wie Sie uns gestern empfangen haben, dürften das auch Sie sein, und Sie sind es leid, nicht wahr? Und vor diesem Hintergrund ist Ihr Vater ein Verdächtiger, ja.« Er sah zu ihr hinunter. Seine Augen blickten nicht unfreundlich, aber entschlossen. »Und das, was Sie uns über das Verhältnis zwischen Ihrem Vater und Ihrem Bruder erzählt haben, kommt noch erschwerend hinzu.«
Sie konnte nicht glauben, was sie hörte. »Sie verwenden meine Aussagen gegen meinen Vater? Gibt es kein Gesetz, das so etwas verbietet?«
»Sie denken vielleicht an Ehepartner, die vor Gericht nicht gegeneinander aussagen müssen«, rief Rodriguez aus dem hintersten Eck des Verschlags. »Aber das ist in diesem Fall nicht anwendbar.«
Der Drang, den beiden zu sagen, was sie bei sich anwenden sollten und wo, war nahezu überwältigend. Sie wandte sich ab, ihre Fäuste zu beiden Seiten geballt.
Zach beobachtete, wie sie wegging. Nicht viele Frauen konnten eine Schwesterntracht auf eine Weise ausfüllen, die ihn ansprach. Diese Frau konnte es. Zu schade, dass sie ganz offenkundig wütend war. Es wäre viel besser gewesen, hätte er sie beispielsweise durch einen anderen Fall kennengelernt. Vielleicht wäre er zur Befragung eines Opfers einer Schießerei in die Klinik gekommen, und sie wäre dort gewesen. Ihre Blicke hätten sich getroffen und …
Verflucht, seine Fantasie war ebenso erbärmlich wie sein eigentliches Liebesleben. Er war gelangweilt. Affären mit Häschen, die jeder Dienstmarke nachliefen, waren zu einfach und bedeuteten nicht das Geringste. Da blieb er lieber auf der Zuschauerseite, ehe er sich dem Drama und Unsinn aussetzte, den Beziehungen im Schlepptau mit sich zogen.
Er drehte sich zu Rodriguez um. »Was gefunden?«
»Nichts von dem Zeug hier sieht aus, als wäre es kürzlich benutzt worden. Außer dem Rasenmäher. Ich glaube nicht, dass Osborne im Kleingärtnerverein ist.« Rodriguez verließ die Hütte und blinzelte im Sonnenlicht. »Willst du nachsehen, wie es drinnen läuft, oder dich hier draußen verstecken und versuchen, der Drachenlady aus dem Weg zu gehen?«
»Du hast Angst vor der Kleinen? Der Exmann von Doreen Winston?« Zach grinste ihn an.
»Um mich mache ich mir keine Sorgen, Kumpel. Du bist derjenige, dem es die Sprache verschlagen hat.« Frank ging in Richtung Haus.
»Mir hat es nicht die Sprache verschlagen, ich war nur ernsthaft. Es ist wichtig, dass sie die Bedeutung der Lage erkennt.«
Zach folgte ihm.
Sie gingen durch die Hintertür hinein. »Irgendetwas?«
Zach wandte sich an den ersten Uniformierten, den er sah.
»Nein. Nichts Auffälliges. Aber was haben Sie erwartet?« Der Polizist zuckte mit den Schultern und ging weiter.
Zach war sich nicht sicher. Drei Leute hatten ihn gefragt, was er hier zu finden hoffte, und er hatte keine gute Antwort für sie. Dennoch war es der Ort, an dem sie beginnen mussten. Sie mussten das Opfer kennenlernen.
»He!«, schrie er dem Uniformierten nach. »Haben Sie alte Jahrbücher oder Ähnliches gefunden?«
»Ja. Ich glaube, im Keller ist eine Kiste.«
Wahrscheinlich würde es sich als ein neuer Haufen Nichtigkeit erweisen, aber sie mussten einen Blick riskieren.
*
Veronica war sich sicher, dass Max in diesem Haus nie nach Hilfe gesucht hatte.
Doch wo hätte er hingehen können, wenn er nach Sacramento zurückgekommen wäre? Wen hätte er um Hilfe gebeten?
Max hatte viele Freunde gehabt. Er war eines dieser Kinder, die gut im Sport und schlau waren, aber nicht übertrieben schlau. Er war einfach normal.
Auf der Heimfahrt versuchte Veronica sich an ihre Namen zu erinnern.
»Die Knochen, die gestern in der Baugrube von Sacramentos Innenstadt gefunden wurden, sind vorläufig identifiziert. Bleiben Sie dran für weitere Informationen.«
Sie seufzte. Max hatte ihr oft gesagt, dass er eines Tages berühmt sein würde, ein Rockstar oder Basketball-Spieler. Doch sein Ruhm basierte tatsächlich auf einem Haufen Knochen, der versuchte, seine Geschichte zu erzählen.
Die Polizei war vermutlich fertig mit den Ermittlungen, die ihr möglich waren. Sie wussten offenbar nicht genau, wann Max
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