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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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Begräbnis interessierte. Außerdem würde es sowieso nur eine kurze Zeremonie geben, mit ein paar stillen Gebeten, ein paar vertrauten Liedern vom Band, ohne große Gesten. Wozu auch? Rosie war tot. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    Die Tür hinter ihr quietschte, und Frau Hilpert huschte herein, setzte sich neben sie und drückte ihr die Hand. Ebba schloss die Augen. Das war jetzt fast zu viel. Sie wollte kein Mitgefühl, sie wollte es einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Als sie wenig später den allzu bekannten Weg hinter dem Sarg zurücklegte, fiel ihr siedend heiß der Vorfall mit der Schnapsflasche ein. Den hatte sie vollkommen vergessen, weil er ihr unwichtig erschienen war. Aber jetzt, nach Rosies mysteriösem Tod, sah das anders aus. Vielleicht gab es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen, wie es ihr schon öfter durch den Kopf gegangen war. Vielleicht hatte der Unbekannte, der sich jedes Jahr diesen makabren Scherz erlaubte, damit zu tun. Vielleicht legte er jedes Jahr die Flasche auf Brunos Grab, weil ihr Vater ihm früher einmal etwas Schlimmes angetan hatte. Vielleicht rächte sich der Unbekannte jetzt, indem er die Angehörigen seines einstigen Peinigers in den Wahnsinn trieb. Einen nach dem anderen.
    Was bedeutete, dass sie die Nächste war.
    Ebba rief sich zur Ordnung. Panik half jetzt nichts, sie musste einen klaren Kopf bewahren und die Situation möglichst kühl analysieren. Wenn ein Plan oder ein Fremdverschulden vorgelegen hätte, hätte die Polizei es bemerkt, ganz bestimmt. Den perfekten Mord gab es nicht. Dass jemand ihren neurotischen Bruder, ihre einsame Mutter und ihre verletzliche Schwester in irgendeiner negativen Weise beeinflusst haben konnte, war zwar möglich, aber woher sollte dieser Jemand das Wissen über deren Seelenleben haben? Und warum sollte er zusätzlich jedes Jahr seinen Schabernack mit der Flasche treiben? Das passte nicht zusammen.
    Solche Spekulationen brachten gar nichts, solange sie diesen Kobold nicht gefunden hatte. An welchem Tag hatte er immer die Flasche hinterlassen? Und wie hieß der Gärtner, der sie darauf aufmerksam gemacht hatte?
    Neben ihr hüstelte Frau Hilpert leise, und Ebba ergriff mechanisch die bereitgestellte kleine Schaufel, grub sie in die sandige Erde und ließ diese schaudernd auf den Sarg rieseln, bevor sie den kleinen Handstrauß Freesien hinterherwarf.
    Sie fand den Gärtner im hinteren Teil des Friedhofs, wo er Stiefmütterchen auf ein Grab pflanzte. Buschert! Jetzt fiel es ihr wieder ein. Frank Buschert.
    Der Mann sah kurz hoch, dann stand er überrascht auf.
    Â»Das ist Ihre Schwester da drüben, nicht wahr? Mein Beileid.«
    Er rieb sich die Hände an seinem Overall ab, suchte ein Taschentuch und wischte sich damit über die Augen, und Ebba stellte fest, dass sie das gleiche dunkelviolette Blau wie die Stiefmütterchen hatten.
    Â»Ich wollte wegen der Flasche …«
    Er wusste sofort, was sie meinte. »Interessiert es Sie jetzt also doch?«
    Â»Ist es denn weitergegangen?«
    Er nickte. »Immer zum 26. März. Ich habe sie noch eine Weile aufgehoben, falls Sie sie sehen wollten, aber dann …«
    Â»Tut mir leid. Ich hatte das falsch eingeschätzt. Diesmal will ich den Mann überraschen. Ich muss wissen, wer er ist und was er damit bezweckt. Darf ich nachts auf dem Friedhof bleiben?«
    Â»Sie wollen die ganze Nacht am Grab sitzen? Na, warm genug wird es nächste Woche ja wohl sein.«
    Ebba überschlug die Zeit kurz. Richtig. Nächsten Samstag war es so weit. »Ich werde kommen, ganz sicher.«
    Buschert verzog skeptisch das Gesicht. »Na ja, falls nicht, hebe ich die Flasche auf. Zumindest bis zum Montag.«
    Frau Hilpert näherte sich zögernd. »Störe ich?«
    Ebba schüttelte den Kopf. »Ich bin fertig. Kommen Sie, ich lade Sie ins Café König ein. Ich will heute nicht allein sein. Und dann nehmen Sie sich doch ein paar Tage frei. Ich bin froh, wenn ich mich wieder in die Arbeit stürzen kann. Dieses Grübeln – das bringt ja nichts.« Sie warf einen Blick zurück zum Gärtner, der sich wieder an die Arbeit gemacht hatte. »Vielleicht weiß ich Ende nächster Woche mehr.«
    Frau Hilpert sah sie verständnislos an, sagte aber nichts. Diese Diskretion war es, die Ebba ganz besonders an ihr schätzte.
    Â»Was gibt es Neues in der

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