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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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als Georg, war in Baden-Baden zur Schule gegangen, obwohl der elterliche Betrieb in Karlsruhe war. Seltsam. Aber vielleicht hatte er bei Verwandten oder im Internat gewohnt. Er musste in alten Schulunterlagen zu finden sein. Dies würde allerdings nur beweisen, dass er Georg gekannt hatte, und das glaubte sie ihm auch so. Dazu wusste er einfach zu viel über ihre Familie.
    Der Flemming von heute war nicht aufzufinden, und es gab keine Kontaktdaten. Sie war also dazu verdammt, auf eine Nachricht von ihm zu warten. Nicht gerade etwas, was sie gern tat.
    Deshalb versuchte sie, Maria in Manila zu erreichen. Keine leichte Aufgabe, aber irgendwann hatte sie sie am Telefon. Deren langsame, sanfte Stimme ging ihr durch Mark und Bein. Sie sehnte sich nach ihrem Bruder und hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht öfter bei Maria meldete. Natürlich war das für ihre friedliche Schwägerin am anderen Ende der Leitung überhaupt kein Problem, im Gegenteil, sie empfand große Freude, mit Ebba zu reden.
    Â»Ich gern zu Rosies Beerdigung kommen«, wiederholte Maria ein paarmal, bis Ebba sie endlich verstehen konnte. Sie sprach sehr leise und suchte zwischendurch viel öfter als früher nach den passenden Wörtern. Sie kullerten nicht mehr wie Murmeln aus ihr heraus, sondern es klang, als wälze sie sie wie heiße Kartoffeln im Mund. Wie schnell man doch eine Sprache verlor, wenn man sie nicht regelmäßig benutzte.
    Â»Todesanzeige kam leider spät. Mir tut leid, Ebba. Verzeih mir.«
    So ging das eine ganze Weile, und Ebba wurde langsam nervös. Im Hintergrund war Kindergeschrei zu hören, Hundgebell, jemand oder etwas klapperte – es klang nach Kochgeräuschen. Sofort sah Ebba eine fröhliche Großfamilie vor sich, um den Küchentisch versammelt. Vielleicht sollte sie irgendwann einmal über ihren Schatten springen und die lange Strecke fliegen. Andererseits war es nicht ihre Familie. Maria war nett und freundlich, aber sie war Georgs Witwe, mehr nicht, und das in einer vollkommen fremden Welt am anderen Ende der Erde.
    Â»Kennst du einen Thomas?«, kam sie schließlich zum Punkt.
    Maria schien verwirrt. »Wen?«
    Â»Angeblich ein Schulfreund von Georg. Die beiden haben wohl öfter miteinander telefoniert, auch als er schon mit dir verheiratet war. Thomas Flemming.«
    Â»O ja, Thomas, of course .«
    Ebbas Herz begann zu hüpfen. »Du kennst ihn also, das ist gut. Hat Georg von ihm erzählt?«
    Â»Nein. Nie.«
    Â»Hast du ihn kennengelernt oder ihn mal am Telefon gehabt?«
    Â»Nein. Was mit ihm?«
    Â»Du sagtest doch gerade, du würdest ihn kennen!«
    Telefonate über große Distanzen konnten wahrlich an den Nerven zerren.
    Â» Sorry , Ebba. Es schwer, zu verstehen. Ist der Mann wichtig? Lebt er in Manila? Sollen wir ihn finden?«
    Â»Nein. Sag mir nur, woher du ihn kennst.«
    Â»Der Kranz auf Beerdigung.«
    Â»Der Kranz? Mehr nicht?«
    Enttäuscht legte Ebba schließlich auf. Was konnte sie noch tun, um den Fremden zu finden?
    Die Vespa! Er hatte sie geliehen, also musste er Führerschein, Kreditkarte oder Ausweis vorgezeigt haben. Viele Händler gab es nicht in der Stadt, gleich beim ersten Telefonat landete sie am nächsten Morgen noch vor Öffnung der Galerie einen Treffer.
    Â»Gestern? Die cremefarbene? Ja, Moment.«
    Der Mann raschelte in Papieren, stöhnte, ächzte, dann meldete er sich wieder.
    Â»Hier haben wir’s. Richtig. Thomas Flemming, wie Sie sagen. Er hat mit der Vespa eine kleine Probefahrt gemacht – eine sehr kurze, nur ein paar Kilometer.«
    Â»Haben Sie seinen Führerschein oder seinen Ausweis kopiert?«
    Â»Selbst wenn: Datenschutz.«
    Â»Er hat mich mitgenommen und etwas bei mir vergessen.«
    Â»So, so. Stimmt, er hatte einen zweiten Helm gewollt. Etwas vergessen also …« Der Mann hüstelte anzüglich, dann wurde seine Stimme weicher. »Tut mir leid, die Dame. Es war nur eine kurze Fahrt, und ich hatte das Auto als Pfand. War viel los bei dem schönen Wetter gestern, wenn Sie verstehen. Da wollte ich den Papierkram erst am Ende der Tour machen, aber dann … Wie das so geht. Er hat mir aber eine Erklärung unterschrieben. Moment. Hier. Die Unterschrift. Thomas Flemming.«
    Â»Und die Adresse?«
    Â»Tja, wie gesagt … Aber mit dem Internet heutzutage wird das doch kein großes Problem sein,

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