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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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verbat sich, weiter von solchen Spekulationen vergiftet zu werden.
    Er sah sie immer noch fassungslos an, als habe sie ihm gerade gestanden, eine Außerirdische zu sein.
    Â»3. Februar? 2009?«, wiederholte er.
    In diesem Augenblick erst ging ihr die Bedeutung des Datums auf. Warum war sie nicht schon eher darauf gekommen? Wahrscheinlich, weil Frieda Seidel erst am 19. Februar, also mehr als zwei Wochen später, gestorben und dieser Tag auf dem Grabstein eingemeißelt worden war. 3. Februar – wie könnte sie dieses Datum und seine Bedeutung je vergessen?
    Aber es mochte Zufall sein. Rosie und Georg waren schließlich an anderen Tagen gestorben.
    Sie bekam trotzdem eine Gänsehaut, als sie daran dachte, wie die Polizei an einem gewissen 3. Februar geklingelt hatte, wie der Mann seine Uniformmütze in den Händen drehte, um ihnen die für ihn schreckliche Botschaft möglichst schonend beizubringen. Wie sie sich beherrscht hatten und sich, kaum war er zur Tür hinaus, erleichtert in die Arme gefallen waren. Keine Spur von schlechtem Gewissen – das hatte Frieda ihnen erst später eingeimpft.
    Â»Warum fragst du das? Und warum siehst du mich schon den ganzen Abend so komisch an, als hätte ich ein Kaninchen verschluckt?«
    Â»Es ist wichtig. Wo warst du an dem Tag? Oder – oder auch noch am 18. oder 19. Februar?«
    Â»Ich weiß doch nicht, was ich vor zweieinhalb Jahren getan habe!«
    Â»Kannst du bitte in deinem Terminkalender nachsehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Oh, Ebba«, sagte er leise und warf die Serviette auf den Tisch, ging zu seinem Laptop und rief seinen Kalender auf.
    Â»Na bitte, kein Eintrag am 3. Februar, also muss ich wohl in Baden-Baden gewesen sein. Vielleicht sogar hier, zusammen mit dir. Und hier steht, dass du am 19. Februar aus Mallorca kamst. Ich habe dich abgeholt und dich sofort nach Freiburg gefahren. Schon vergessen? Sagst du mir jetzt bitte, warum du das wissen willst?«
    Ihre Mutter hatte die Tabletten am Morgen des 3. Februar genommen. Falls Jörg bei ihr, Ebba, übernachtet hatte und wie üblich um kurz nach sieben aus dem Haus gegangen war, hatte er es bis neun Uhr nach Freiburg schaffen können. Das sagte also nichts. Sie war genauso schlau wie vorher.
    Er klappte den Laptop zu und setzte sich wieder an den Tisch, stocherte aber nur noch in seinem Essen herum. »Kalt«, seufzte er schließlich und schob den Teller von sich. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und mit einem Mal sah er nicht mehr wie ihr Geliebter aus, sondern böse und dunkel.
    Wieder jagte ein Schauer über ihren Rücken.
    Konnte das sein? Konnte er … Nein, niemals! Und doch. Sie hatte ihm zwar nicht viel, aber doch manches über Georgs Kontrollwahn, Friedas Bet-Orgien und Rosies Höhenangst geschildert, auch wenn sie ihm natürlich nie offenbart hatte, was die Ursache dieser Macken und Neurosen gewesen war.
    Immer wieder hatte sie in den letzten Nächten gegrübelt, ob das Unfassbare vielleicht doch wahr sein mochte. Wenn die Todesfälle kein Schicksal gewesen waren, dann hatte der mögliche Täter gewisse Kenntnisse besitzen müssen, sonst wäre es nicht möglich gewesen, seine Opfer in die von ihnen gefürchteten Situationen mit tödlichem Ausgang zu bringen. Bei ihrer Mutter hatte er sich fast verkalkuliert, weil der Pfarrer ihm vorzeitig ins Handwerk gepfuscht und die Polizei gerufen hatte. Ihre Mutter hätte ihn identifizieren können – wenn die Komplikationen mit der Lunge nicht dazwischengekommen wären. Hatten sich die Komplikationen wirklich zufällig ergeben? Konnte man Krankenhauskeime auch gewollt übertragen, wenn man fürchtete, entdeckt zu werden?
    Aber ob Jörg wirklich …? Hatte er ihre Familie auskundschaften wollen und sich nur deswegen an sie herangemacht? War sie selbst am Ende unabsichtlich schuld an den Todesfällen?
    Â»Ebba, manchmal ist es wirklich sehr schwer mit dir! Rede mit mir. Nimm dein Pokerface ab. Was hast du? Sag es.«
    Ihr wurde kalt. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. »Wie bist du damals eigentlich auf die Idee gekommen, die Sonderseite über meine Galerie zu veröffentlichen? Niemand sonst von der Presse hatte daran Interesse gezeigt, nicht einmal die vor Ort.«
    Â»Dein Vater war ein anerkannt großer Maler. Ich glaubte, ein persönliches Anliegen zu haben, weil Opa Anton mit ihm befreundet gewesen

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