Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
Vom Netzwerk:
worden oder auf dem Weg vom außerhalb des kleinen Ortes liegenden Parkplatz zu Rosies Häuschen. Am liebsten hätte sie alle Hotels und Pensionen in Schleswig-Holstein mit dem Foto versorgt.
    Leider hatte auch die sympathische Buchhändlerin keine erlösenden Neuigkeiten für sie.
    Also machte sich Ebba am nächsten freien Montag auf den Weg nach Heidelberg, klapperte Georgs frühere Nachbarschaft ab, suchte schließlich sogar dessen ehemaliges Bürohaus auf.
    In einer Rechtsanwaltskanzlei am Ende des zweiten Stocks hatte sie Glück.
    Â»Natürlich kenne ich den!«, rief der Mann aus, der gerade mit dickem Aktenkoffer und einer schwarzen Robe unterm Arm den Gang entlangkam. Ebba blieb fast das Herz stehen. Es war also wirklich Jörg gewesen? Jörg, der vorgegeben hatte, Georg nicht zu kennen, war hier in diesem Gebäude? Er hatte sie die ganze Zeit angelogen? Er hatte – hatte womöglich …
    Der Mann mit der Robe öffnete seine Tasche und zog einen Stern heraus. »Da unten, das kleine Foto, sehen Sie? Jörg Benkhofer. Seine Fotos zu der Reportage über die Hintergründe von Stuttgart 21 sind klasse. Warum suchen Sie ihn? Wollen Sie ihn verklagen? Hat er mit der Veröffentlichung der Fotos Ihre Persönlichkeitsrechte verletzt? Das wäre mein Sachgebiet.«
    Verdattert schüttelte Ebba den Kopf. Das war alles? Der Mann kannte Jörg nur von diesem Foto?
    Â»War er hier? Haben Sie ihn persönlich gesehen? Vielleicht hier im Gebäude, als mein Bruder noch lebte?«
    Der Mann sah den Gang entlang zur Tür, hinter der sich Georgs Büro befunden hatte, und zog bedauernd die Schultern hoch.
    Â»Schrecklicher Fall«, murmelte er. »Wie lange ist das her? Fünf Jahre? Ich muss jeden Tag an ihn denken, wenn ich da vorbeigehe. Wie schnell es einen doch erwischen kann.«
    Eine Sackgasse. Mit gemischten Gefühlen steckte Ebba das Foto ein, einerseits tief in ihrem Innern froh, dass sich der Verdacht gegen Jörg nicht bestätigt hatte, andererseits weiter voller Zweifel und Verdächtigungen gegen ihn. Es gab niemand anderen, der in Frage kam, oder? Dies war wahrscheinlich ihre allerletzte Chance gewesen, es zu beweisen.

Siebenunddreißig
    Freitag, 23. Dezember 2011
    Diesmal war alles anders. Flemming hatte seinen Besuch einen Tag zuvor, allerdings mit unterdrückter Nummer, telefonisch angekündigt.
    Â»Sie meinen sonst noch, ich liebte es, Sie zu überfallen«, hatte er mit einem dunklen Lachen gesagt, und es war ihr angenehm gewesen, seine Stimme zu hören. Ihr letzter gemeinsamer Abend war harmonisch verlaufen, und so kurz vor Weihnachten, wenn alle Welt rührselig wurde, sehnte auch Ebba sich nach einem netten Abend, vielleicht mit unverbindlichen Gesprächen über Kunst. Die Vergangenheit würde ruhen müssen, das nahm sie sich fest vor.
    Sie hatten sich wie beim letzten Mal wieder bei Stefano verabredet, und Ebba freute sich sogar schon darauf, sich in die gemütlich dunkle Kneipe kuscheln zu können, liebevoll und fröhlich umsorgt vom Chef.
    Leider verzögere sich sein Umzug nach Baden-Baden ein wenig, berichtete Flemming. Er würde noch eine Weile in Karlsruhe wohnen und seine Schwester, die wieder zu ihrer alljährlichen Reha-Maßnahme fahren musste, ab Januar in Vollzeit im Betrieb vertreten.
    Â»Was ist das für ein Familienunternehmen, das sie führt und in dem Sie einspringen?«
    Er verdrehte die Augen. »Nichts Weltbewegendes. Ein Handwerksbetrieb. Winzig. Es gibt nicht einmal eine Hand voll Angestellte.«
    Ebba seufzte innerlich. Dieser Mann war fast so verschlossen wie sie selbst. Warum sagte er nicht, was für ein Betrieb es war? Jetzt war sie genauso schlau wie vorher. Ehe sie nachhaken konnte, wischte er das Thema mit einer Handbewegung beiseite.
    Â»Auch wenn sich alles verzögert, gilt meine Bitte noch, Ihren Freund kennenlernen zu dürfen. Ich hatte eigentlich gehofft, ihn heute Abend zu treffen.«
    Â»Wir sind nicht mehr zusammen.«
    Flemming machte ein betretenes Gesicht und schob ihr den Teller mit der letzten Bruschetta zu.
    Â»Das tut mir leid für Sie.«
    Â»Ich gebe Ihnen gern seine Kontaktdaten.«
    Â»Keine Chance, dass es sich wieder einrenkt?«
    Â»Keine.«
    Â»Er hat Sie oft im Stich gelassen, habe ich den Eindruck. Wenn ich das sagen darf.«
    Sie lächelte schief und war froh, sich am Prosecco-Glas festhalten zu

Weitere Kostenlose Bücher