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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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Flemming, umarmte sie herzlich und hauchte ihr zwei Küsschen auf die Wangen. Dann deutete er zu ihrem Lieblingstisch hinter dem Eingang. Er war leer. Es sah so aus, als habe Flemming diesen Platz reserviert.
    Der übliche Prosecco auf Kosten des Hauses wurde serviert, und Flemming hob das Glas.
    Â»Anstelle von Champagner. Vergeben Sie mir? Dann würde ich Ihnen gern das Du anbieten. Nenn mich einfach Tom.«
    Ebba zog unbehaglich die Schultern hoch. Das war ihr zu forsch. Sie wollte sich nicht mit ihm duzen und bereute schon wieder, dass sie mitgegangen war. Am besten, sie ignorierte sein Angebot und trat die Flucht nach vorn an.
    Â»Was macht die Ausbildung? Hamburg, sagten Sie, nicht wahr? Welche Schule besuchen Sie dort? Es gibt fast ein Dutzend.«
    Er nannte ihr einen Namen, und sie nickte. Dort hatte sie sich nach ihm erkundigt, aber keine Auskunft bekommen. »Hamburg ist schön. In welchem Stadtteil wohnen Sie denn?«
    Â»Spielt das eine Rolle? Bald werde ich mich eh in Baden-Baden niederlassen. Würden Sie mich Ihren Freunden empfehlen? Sie haben doch bestimmt einen großen Bekanntenkreis.«
    Â»Da muss ich Sie enttäuschen.«
    Flemmings Lächeln erstarb. »So, wie Sie das sagen, klingt das nicht gut. Sind Sie einsam?«
    Â»Ich brauche nicht viele Freunde.«
    Â»Und ich hatte mir vorgestellt, dass das Gegenteil der Fall ist.« Er schob das Glas beiseite. »Entschuldigung, so direkt wollte ich nicht sein.«
    Â»Ich arbeite viel, da komme ich mit genug Menschen zusammen. Und ich habe natürlich Jörg.«
    Â»Den Fotografen? Können Sie mir den Kontakt zu ihm vermitteln? Vielleicht gibt er mir für die Öffentlichkeitsarbeit ein paar Tipps.«
    Â»Bestimmt. Geben Sie mir Ihre Karte.«
    Doch er winkte der Bedienung und orderte mit einem fragenden Blick in ihre Richtung einen halben Liter Trebbiano. Ihr Lieblingswein in diesem Lokal. Langsam wurde er ihr unheimlich.
    Â»Nun, wenigstens haben Sie Ihren Freund. Er hat Sie bestimmt durch Ihre schweren Stunden begleitet. Gerade bei Trauerfällen braucht man jemanden an der Seite. Ich hatte leider niemanden, als mein Vater starb. Mutter war schon lange tot, Kathrin wieder einmal in der Reha-Klinik und Emmi im Heim.« Er zerkrümelte ein Stück vom frisch gebackenen, noch warmen Weißbrot und sah unglücklich drein. »Ein Freund wäre damals hilfreich gewesen. Leider hatte Georg genug mit sich zu tun. Da wir gerade dabei sind: Hat man herausgefunden, warum er den Aufzug überhaupt bestiegen hat?«
    Ebba schüttelte den Kopf, nicht bereit, ihm weiter Auskunft zu geben.
    Offenbar erwartete er das auch gar nicht, denn er fuhr wie für sich fort: »Das war sehr seltsam, wenn man bedenkt, wie er sich vor Aufzügen fürchtete.« Dann hob er den Kopf. »Da fällt mir ein, dass auch Ihre Schwester unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.«
    Ebba presste die Lippen zusammen. Worauf wollte er hinaus?
    Â»Ich möchte nicht …«, begann sie abwehrend.
    Er unterbrach sie. »Darf ich fragen, wie und wann Ihre Mutter gestorben ist?«
    Â»Lungenentzündung. Im Krankenhaus.«
    Â»Also eine natürliche Ursache.«
    Â»Wie man’s nimmt«, entfuhr es ihr, und sie ärgerte sich sofort darüber.
    Prompt beugte er sich vor. »Wie meinen Sie das?«
    Es war unhöflich, nicht zu antworten, aber alles in ihr sträubte sich dagegen, ihn einzuweihen. Bedächtig nippte sie am Wein und überlegte, wie sie sich am besten aus der Affäre ziehen konnte.
    Die Pizza kam, heiß und knusprig.
    Flemmings fragender Blick hielt sie allerdings vom Essen ab.
    Â»Ich meine es nur gut. Wir hatten doch schon beim letzten Mal über das Thema Suizid gesprochen.« Seine Stimme klang warm und mitfühlend. »Tabletten«, brachte sie hervor und stieß die Gabel in den knusprigen Teig.
    Â»Und Ihr Vater?«
    Sie hob die Hand, aber Flemming wusste natürlich nicht, was das bedeutete.
    Â»Können wir das Thema wechseln?«
    Er schien etwas sagen oder fragen zu wollen, entschied sich aber anders. »Drei Fälle von Selbstmord. Kann es sein, dass in Ihrer Familie Depressionen verbreitet sind?«
    Â»Die Polizei geht davon aus. Aber ich glaube das nicht. Georg fühlte sich verfolgt, nicht depressiv. Meine Mutter hat ihr Leben lang keine Tabletten angerührt und Rosie … Nein, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie es

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