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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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Nachricht. Also würde sie Jörg erst nächstes Wochenende sehen. Er käme auf keinen Fall nach Paris nach, hatte er ihr gesagt. Er wollte die gewonnene Zeit nutzen, einige neue Projekte an Land zu ziehen.
    Nun gut. Vielleicht war es besser so. Sie hatte sowieso Angst gehabt, sich vor romantischer Kulisse vielleicht nicht unter Kontrolle zu haben und sich gehen zu lassen. Dann wäre es womöglich vorbei gewesen mit ihrer Unabhängigkeit und ihrer Stärke, dann hätte sie sich ihm gegenüber vielleicht weiter geöffnet, als gut war. Es gab Dinge, die niemanden etwas angingen, die sie allein mit sich ausmachen musste.
    Georg sah auf die Uhr und zog ein Gesicht. »Essen? Nicht mit mir. Ich muss zurück, sonst bin ich nicht rechtzeitig im Bett.«
    Richtig. Alles musste bei ihm seine Ordnung haben, auch seine Schlafenszeiten. Es war ein Kampf gewesen, ihn zu überreden, wenigstens an Weihnachten eine Ausnahme zu machen.
    Jeder hatte eben seine eigene Strategie, und das musste akzeptiert werden.
    Ebba gab mit einem Kopfnicken ihre Zustimmung, dann hakte sie ihre Schwägerin betont fröhlich unter.
    Â»Aber du machst mir die Freude, ja? Und jetzt verrate ich dir, was wir beide vorhaben. Georg, wie lange gibst du deiner Frau frei? Eine Woche? Ich nehme sie nämlich mit nach Paris.«
    Maria fuhr zusammen und wurde rot. »Paris«, flüsterte sie und strahlte mit der Abendsonne um die Wette, die die Wände der Galerie in warmes Licht tauchte.
    Â»Eine Woche?« Georg zögerte, dann hellte sich auch seine Miene auf. »Das wäre perfekt. Bis dahin werde ich Gewissheit haben. Kann ich mir kurz irgendwo die Hände waschen?«
    Ebba wies ihm den Weg, dann umarmte sie Maria, die schon wieder den Tränen nahe war. »Wir machen uns ein paar unbeschwerte Tage, und danach wird alles besser sein, okay?«
    Maria lächelte tapfer und nickte mit zitterndem Kinn.
    Als Georg zurückkam, bemerkte Ebba ein neues Pflaster auf seinem Handrücken. Es schien also wieder schlimm zu sein. Er folgte ihrem Blick und steckte die Hand in die Hosen tasche.
    Dann nannte er seine Bedingungen: Maria durfte auf keinen Fall vorzeitig in Heidelberg auftauchen, gleichgültig, was geschah. Und sie sollte ihn jeden Abend anrufen, Punkt einundzwanzig Uhr, nicht früher, aber auch nicht später.

Sechs
    Als er in die stille Anwohnerstraße einbog, in der das kleine, gelb gestrichene Einfamilienhaus stand, krampfte sich etwas in seiner Brust zusammen. Sein Herz begann zu flattern. Das war doch nicht möglich. Dunkel. Das Haus war dunkel. Kaum war Maria in Baden-Baden, schien der Spuk vorbei zu sein. Also war es wirklich Maria gewesen?
    Noch wagte er nicht, sich hundertprozentig sicher zu sein, denn in den vergangenen Wochen und Monaten hatte es immer wieder Tage – manchmal sogar mehrere hintereinander – gegeben, an denen alles unverändert geblieben war. Was ihn noch mehr in den Wahnsinn trieb, weil es unberechenbar war. Worauf konnte er sich noch verlassen?
    Er hatte versucht, ein Muster zu erkennen, sich Tabellen angelegt, wann »es« geschah und wann nicht. Denn dass er selbst so unzuverlässig war und Licht und Wasser vergaß, konnte er dank seiner Checkliste ausschließen. Darauf vermerkte er jeden Morgen akribisch, wann er die Lichter gelöscht, das Bügeleisen ausgeschaltet, die Wasserhähne und die Heizung kontrolliert hatte, dass alle Fenster geschlossen waren, der Anrufbeantworter angeschaltet, die Stecker von Fernseher, Radio, Computer und Drucker gezogen und die Haustür zweimal abgeschlossen war sowie das Garagentor gesichert, die Gartenpforte ins Schloss gezogen, und dass auch die Anschlüsse für das Gartenwasser zugedreht waren.
    Alles hakte er ab, mehrfach, erst danach fuhr er zur Arbeit und setzte auf dem Weg Maria bei ihren jeweiligen Putzstellen in der Stadt ab. Er kannte ihren Zeitplan, sie hatte kein Auto, der Bus fuhr zur Siedlung nur dreimal am Tag, es war also fast nicht möglich, zwischen Putzstellen und Deutschkursen herzukommen, um ihn zu sabotieren. Ein paarmal hatte er ihr sogar den Hausschlüssel abgenommen, um ganz sicher zu sein, dass nicht sie der Kobold war.
    Es half alles nichts, die Ungewissheit blieb. Mal brannte bei seiner Heimkehr Licht und sprudelte das Wasser in der Küche, oder es lief der Fernseher. Ohne System. Es war zum Verrücktwerden.
    Es war ein guter Einfall gewesen, Maria für ein paar Tage ganz

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