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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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aus der Schusslinie zu nehmen. Eine Woche sogar. Und dann gleich Paris, so weit fort! Ebba war wirklich großartig.
    Trotzdem galoppierte sein Herz und brach ihm der Schweiß aus, als er das dunkle Haus betrachtete. Es hatte nichts zu bedeuten, redete er sich ein, noch nicht. Erst nächsten Freitag würde er wissen, ob es tatsächlich mit Marias Abwesenheit zusammenhing.
    Bis dahin musste er wachsam sein. Wenn im Haus jetzt kein Licht brannte, bedeutete das nicht zwingend, dass drinnen alles in Ordnung war. Trotzdem konnte das Bügeleisen glühen, ein Wasserhahn tröpfeln, die Heizung warm oder die Sicherungen herausgedreht sein. Himmel! Vielleicht sollte er den Sicherungskasten ebenfalls mit einem Vorhängeschloss versehen, wie so vieles im Haus.
    20.44 Uhr.
    Zitternd schloss er die Haustür auf. Zweimal. Das war schon mal gut. Er ging hinein und stellte fest, dass die Heizkörper kalt waren. Dann zog er seine Schuhe aus, stellte sie nebeneinander auf die Matte und hängte den Mantel auf den Bügel. Gleich musste er sich durch die Liste arbeiten und die erforderlichen Negativzeichen anbringen. Erst wenn alles abgezeichnet war, konnte er ans Schlafengehen denken.
    Er nahm das Klemmbrett aus der Aktentasche und trug die Uhrzeit ein.
    20.52 Uhr.
    In acht Minuten würde Maria anrufen. Sollte er ihr sagen, dass schon am ersten Abend ihrer Abwesenheit alles im Haus unauffällig zu sein schien? Sie würde wieder heulen, weil sie annahm, er verdächtige sie. Zu Recht.
    20.53 Uhr.
    Sein Zeitplan war durcheinander. Bis zum Anruf reichte es gerade, Gäste-WC und Küche abzuhaken. Und gegessen hatte er auch noch nicht.
    21.00 Uhr.
    Das Telefon schellte.
    Pünktlich. Auch wenn es nur Ebba war, die sich am anderen Ende meldete. Sie klang distanziert, als wisse sie über alles Bescheid, war jedoch klug genug, das Thema zu übergehen. Sie gab den Hörer aber auch nicht an Maria weiter.
    Â»Deine Frau braucht eine Auszeit«, sagte sie streng. »Ich richte ihr aus, dass es dir gut geht. Hast du meine Handynummer?«
    Â»Warum? Maria soll mich anrufen. Und morgen soll sie bitte am Apparat sein.«
    Ebba gab einen undefinierbaren Laut von sich und legte auf.
    21.02 Uhr.
    Er konnte sein Pensum noch im Zeitrahmen schaffen. Erleichtert nahm er sich die Liste vor, ging alles durch, danach machte er sich bettfertig, legte die Kleidung für den nächsten Tag bereit und schlief sofort ein, ohne die Liste ein letztes Mal geprüft zu haben.
    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wie üblich um 5.00 Uhr.
    Georg schreckte hoch. Wie hatte ihm dieser Fehler unterlaufen können! Er hatte nicht eingeplant, dass er heute zusätzlich Marias Aufgaben übernehmen musste. Wie sollte er es da pünktlich ins Büro schaffen? Gut, der Umweg zu Marias Freitags-Putzstelle in der Wohnung Leissmann fiel aus, aber trotzdem fehlte ihre ordnende Hand überall.
    Hastig begann er seine Rituale im Bad und im Schlafzimmer. Das Frühstück musste ausfallen, das brachte ihm vierzehn Minuten. Die brauchte er dringend, um Dusche und Waschbecken zu putzen, den Küchenboden zu wischen und mit dem Staubsauger einmal durchs Haus zu gehen. Das Wohnzimmerfenster war heute an der Reihe. Samt Terrassentür. Alles Marias Bereich. Sein Vorsprung war bereits aufgebraucht, und er hatte noch keinen Punkt seiner eigenen Checkliste abgestrichen.
    Schon jetzt war sein Hemd durchgeschwitzt. Das bedeutete, dass er, bevor er das Haus verließ, noch einmal duschen, sich umziehen und das Bad putzen musste.
    Und so setzte sich das Unheil an diesem Tag fort.
    Als er sein Auto endlich vor dem Bürogebäude in der Innenstadt parkte, betrug seine Verspätung einundzwanzig Minuten. Maria hatte am Anfang der Ehe noch mit ihm diskutieren wollen, dass es doch gleichgültig war, wann ein Freiberufler sein Büro aufschloss, aber sie hatte zum Glück schnell verstanden, dass Pünktlichkeit für seine Ordnung unabdingbar war.
    Nicht nur die Verspätung machte ihm zu schaffen. Auch dieser Mensch im weißen Arbeitsoverall, der sich am Eingangsbereich des Gebäudes breitgemacht hatte und Plastikfolie auslegte. Alles war staubig. Nichts konnte man mehr anfassen; es gab keine Möglichkeit, er musste mit seinen sauberen Schuhen über die mit weißem Schleifstaub bedeckten Fliesen zur Treppe laufen. Der Mann rief ihm etwas nach, das wie »Lift benutzen« klang. Oder hatte er »nicht

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