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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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wenn Sie bald wieder einmal vorbeikommen würden.«
    »Wir werden es versuchen. Nun … mein Mann … er hat sehr viele Verpflichtungen, nicht wahr, Paul? Jedenfalls möchten wir uns ganz herzlich für die Einladung bedanken. Es war sehr nett. Hast du schon auf Wiedersehen gesagt, Virg’?«
    »Auf Wiedersehen, Madame.«
    Rasche Trippelschritte in meine Richtung.
    »Auf Wiedersehen, Elise. Ich mag dein Haus sehr. Und ich finde dich sehr nett.«
    Sie drückt mir einen Kuß auf die Wange. Ich schlucke.
    »Findest du mich auch nett?«
    Ich hebe den Zeigefinger.
    Flüstern. Yvette nähert sich mit schweren Schritten.
    »Mademoiselle Elise?«
    Zeigefinger.
    Sie beugt sich zu mir herab und spricht ganz laut und deutlich:
    »Verstehen Sie mich? Wenn Sie mich verstehen, dann heben Sie bitte zweimal den Zeigefinger.«
    Ich hebe zweimal den Zeigefinger.
    »Mein Gott! Also stimmt es! Sie versteht uns! Der Doktor hatte da seine Zweifel! Ich wußte es, ich wußte, sie versteht alles!«
    »Das ist wirklich erstaunlich«, murmelt Hélène.
    Am liebsten wäre ich aus meinem Rollstuhl gesprungen, um mich mit ihnen zusammen zu freuen.
    »Was ist?« will Virginie wissen.
    »Mademoiselle Elise hört, sie hört und versteht uns!«
    »Aber klar, wie hätte ich mich sonst mit ihr unterhalten können?«
    »Hören Sie, Yvette, wir müssen jetzt wirklich los, und im übrigen möchte ich Ihnen sagen, daß … wir uns sehr für Sie beide freuen.«
    Es ist wieder Hélènes Stimme. Paul muß sehr schüchtern sein.
    Stimmengewirr auf dem Flur. Kaum hat sich die Haustür geschlossen, ist Yvette schon am Telefon. Als sie auflegt, meint sie triumphierend:
    »Der Doktor kommt heute abend noch vorbei.«
    Ich finde es nicht schlecht, daß ich dem Kerl den heutigen Abend verderbe.

    Raybaud war da. Er hat Yvettes Begeisterung einen Dämpfer versetzt. Die Tatsache, daß ich anscheinend höre und verstehe, bedeutet nicht: a) daß ich geistig zu 100% wieder so bin wie früher, b) daß ich mich wieder werde bewegen können. Es gab schon Fälle, da konnten Leute dreißig Jahre lang lediglich einen Zeh oder ein Ohr bewegen. Wie immer sehr aufbauend, dieser Raybaud. Kurz, was meine Neuronen betrifft, möchte er ein paar neue Tests durchführen.
    Und schwupp, weg ist er! Auf Wiedersehen, Essenseinladung, Freunde, kann unmöglich zu spät kommen, ein richtiger Wirbelwind, dieser Typ. Ich weiß nicht einmal, wie er aussieht. Ich stelle mir einen durchtrainierten Mann im Surfanzug vor, um dessen Hals ein Stethoskop baumelt.
    Yvette hat eine kleine Flasche Champagner aufgemacht, sie läßt mich einen winzigen Schluck trinken und schlürft den Rest, während sie mit meinem Onkel in Südfrankreich telefoniert, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen.
    Ich verbringe eine unruhige Nacht. Na ja … das ist so dahingesagt. Ich kann an nichts anderes denken als an das, was Virginie mir erzählt hat. Und an Paul und Hélène. Sie müssen mich abstoßend finden. Ich verstehe nicht, warum Virginie sich weigert, den Täter zu nennen. Denn ich bin überzeugt, daß sie nicht lügt: Sie weiß, wer es ist. Aber sie schützt ihn. Das ist unglaublich!

3
    Mein Leben hat sich verändert. Ich will nicht von einem Wunder sprechen, aber es ist trotzdem phantastisch. Zuerst hat Professor Combré anklingen lassen, daß meine Lähmung möglicherweise von einem Schock herrührt und nicht auf eine tatsächliche Schädigung der motorischen Zentren zurückzuführen ist, denn die Nervenfasern des Rückenmarks seien nicht durchtrennt. Ohne mir falsche Hoffnungen machen zu wollen glaubt er, daß ich recht gute Chancen habe, eines Tages einen Großteil meiner Bewegungsfähigkeit wiederzuerlangen. Daraufhin hat man die Rehabilitationsmaßnahmen intensiviert. Manchmal habe ich den Eindruck, daß mein ganzer Körper vibriert wie ein Flugzeug, bevor es abhebt.
    Außerdem hat Hélène mich ein paarmal besucht, zusammen mit Virginie. Ich habe den Eindruck, daß Hélène sich sehr einsam fühlt. Sie beklagt sich häufig, daß Paul zuviel arbeitet. Er hat einen verantwortungsvollen Posten bei der Bank und unmögliche Arbeitszeiten. Sie langweilt sich. Sie setzt sich im Wohnzimmer zu mir und spricht mit ihrer sanften Stimme. Sie erzählt mir, wie draußen das Wetter ist, von den Früchten, den Blumen, der Farbe des Himmels, den vorbeiziehenden Wolken. Ich habe das Gefühl, eine Freundin gefunden zu haben. Virginie ist unterdessen bei Yvette in der Küche. Sie scheint meine Gesellschaft zu meiden und erzählt

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