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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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anmerken läßt, wenn er einen mit dem Stethoskop abhört, sagte ich mir. Aber darum ging es nicht. Ihre Angst, egal ob um mich oder um sich, brachte mich auf.
    Wenn man sich dunklen Vorahnungen hingibt, verhext man sich und seine Umwelt. Jeder, der schon mal Unrat bei seinem Nachbarn gewittert hat, kann das bestätigen.
    Ich mußte daran denken, wie der Hubschrauber über dem feuerroten Ball gehangen hatte, der aussah wie der glühende Schlund der Hölle, wie die Rotorblätter monoton durch die Luft schrappten, an die rote Staubwolke und den Qualm der durch die Luft wirbelnden Rauchgranaten. Aber für uns, die wir auf groben Decken lagen, die Wunden notdürftig mit blutverkrustetem Mull verbunden, stellte diese Wolke eine riesige, wogende Gestalt dar – drohend, mit weit aufgerissenem Maul, höhnisch, die Schnauze wie ein aus blankem Knochen gebrochenes Loch, ein Totenkopf, der sich höher und immer höher über der Lichtung auftürmte und im Mahlen der Rotorblätter, in dem Geschrei, das von unten herauftönte, im Knattern der Schnellfeuerwaffen, mitten im Lärm eines Krieges, mit dem wir nichts mehr zu tun hatten und den wir nur mehr benommen wahrnahmen, unsere Namen rief.
    Und wenn man da nicht die Ohren verschloß oder wenn man dem Mann neben sich in die Augen schaute und sich von seinem eigenartigen Blick anstecken ließ, dann war es ebenso schnell um einen geschehen, wie eine Hundemarke auf den Drahtring gefädelt ist.
    Am nächsten Morgen rief mich der Sheriff an.
    »Ich kann Sie einfach nicht außen vor lassen. Ich muß Ihnen was erzählen«, sagte er.
    »Was?«
    »Es geht um Sweet Pea und eine Schwarze. Wir wissen noch nicht, wer sie war.«
    »Könnten Sie vielleicht von vorne anfangen?« sagte ich.
    Mitten in der Nacht hatte ein Farmer den Feuerschein in einem Eichenwald draußen bei Cade bemerkt. Die Hitze war so gewaltig gewesen, daß die Bäume rundum zu Holzkohle verglüht waren. Nachdem die Feuerwehrleute den Cadillac mit Löschschaum eingedeckt hatten, konnten sie durch den Qualm, der noch immer von den zerplatzten Reifen aufstieg, zwei verkohlte Gestalten erkennen, die aufrecht, mit weit aufgerissenen lippenlosen Mündern, auf der blanken Federung des Vordersitzes saßen, so als wollten sie ihre letzten Geheimnisse in die sengende Hitze hinausschreien.
    »Der Pathologe sagt, es war grober Schrot«, sagte der Sheriff.
    Aber er wußte genau, daß es nicht die Auskunft war, auf die ich wartete.
    »Sweet Pea hatte ein Medaillon um, auf dem der Name seiner Mutter eingraviert war«, sagte er. »Ich hab keine Ahnung, wer sie war, Dave«, sagte er dann. »Schaun Sie, ich hab schon versucht, Ruthie Jean zu finden. Sie ist verschwunden. Was soll ich Ihnen denn sonst noch sagen? Dieser Anruf fällt mir verdammt schwer.«
    Das glaub ich gern. Dachte ich.

24
    Ich rief Clete in dem kleinen Haus an, das er sich beim City Park gemietet hatte, und bat ihn, sich mit mir in dem Büro an der Main Street zu treffen. Als ich hinkam, hängte die frisch eingestellte Sekretärin gerade eine Gardine am Fenster zur Straße auf. Sie war klein, untersetzt, trug oranges Rouge auf den Wangen und lächelte mich freundlich an.
    »Ist Clete noch nicht da?« fragte ich.
    »Er ist Kaffee holen gegangen. Sind Sie Mister Robicheaux?«
    »Ja. Wie geht’s Ihnen? Entschuldigung, aber ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«
    »Terry Serrett. Freut mich, daß ich Sie kennenlerne, Mister Robicheaux.«
    »Sie sind nicht aus New Iberia, oder?«
    »Nein, ich bin in Opelousas aufgewachsen.«
    »Aha. Nun ja, war schön, Sie zu treffen«, sagte ich.
    Durch das Fenster sah ich, wie Clete mit einer Schachtel Donuts und drei Pappbechern Kaffee die Straße überquerte. Ich paßte ihn an der Tür ab.
    »Komm, wir nehmen sie mit«, sagte ich.
    Er steuerte mit einer Hand und aß mit der anderen, als wir hinaus nach Cade fuhren. Das Verdeck war aufgeklappt, und die sandfarbenen Haare wehten um seine Stirn.
    »Wovon willst du eine Sekretärin bezahlen?« fragte ich,
    »Sie arbeitet für fünf Mäuse die Stunde.«
    »Das sind fünf Mäuse mehr, als wir verdienen«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf und lächelte vor sich hin.
    »Was ist dabei so witzig?« fragte ich.
    »Wir fahren da raus und schaun uns die Stelle an, wo Sweet Pea Chaisson abgefackelt worden ist.«
    »Ja?«
    »Gibt uns jemand was dafür? Ist mir vor lauter Blödheit was entgangen?«
    »Willst du zurückfahren?«
    Er stellte seinen Kaffeebecher in den Drahtring, der am Armaturenbrett

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