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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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angebracht war, und versuchte seinen Pork-pie-Hut aufzusetzen, ohne daß ihn der Wind davonblies.
    »Meinst du, die machen reinen Tisch?« fragte er.
    »Die erteilen ihren Anschauungsunterricht für gewöhnlich in Technicolor.«
    »Warum die Schwarze?«
    »Womöglich zur falschen Zeit am falschen Ort. Es sei denn, die Tote ist Ruthie Jean Fontenot.«
    »Ich kapier’s nicht. Ständig tauchen bei diesem Bockmist hier irgendwelche Schwarzen auf. Machen wir uns nichts vor, Mann. Die Essensmarkenbrigade abzuzocken ist doch für die Jungs nicht grade das große Los.«
    »Es geht um Land.«
    »Für was?«
    Darauf wußte ich keine Antwort.
    Wir fuhren auf einer Kiespiste durch Zuckerrohrfelder und Rinderweiden und bogen dann an einer Stelle, an der der Stacheldrahtzaun umgerissen worden war, auf ein freies Feld. Das Gras war kreuz und quer von Reifenspuren durchzogen, und in der Ferne sah ich das Eichenwäldchen und ein hellgelbes Stück Absperrband, das im Wind flatterte.
    Clete parkte bei den Bäumen, und wir stiegen aus und gingen in den Schatten. Die ausgeglühte, schief durchhängende Karosserie von Sweet Peas Kabriolett wimmelte von Elstern. Ich nahm einen Stein und schleuderte ihn an das Blech. Wütend flatterten sie durch die entlaubten Äste auf.
    Clete fächelte sich mit der Hand vor dem Gesicht herum.
    »Ich glaub, der Gerichtsmediziner hat da nicht alles von den Federn gekratzt«, sagte er.
    »Schau dir das an«, sagte ich. »Die Glassplitter haben sich in den Rücksitz gebohrt, und die Tür hat auch was abgekriegt.« Ich steckte den kleinen Finger in ein ausgezacktes Loch oben an der Tür und suchte dann den Boden nach Patronenhülsen ab. Ich fand keine.
    »Was für ein Abgang«, sagte Clete.
    »Man kann genau erkennen, aus welcher Richtung geschossen wurde«, sagte ich. »Schau dir die Löcher in der Verkleidung hinter dem Fahrersitz an.« Ich zielte über meinen ausgestreckten Arm und trat ein paar Schritte zurück. »Jemand hat hier gestanden, genau da, wo ich jetzt stehe, und ihnen mitten ins Gesicht geschossen.«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Sweet Pea sich derart in die Falle locken läßt«, sagte Clete.
    »Jemand, dem er getraut hat, war auf dem Rücksitz. Ein anderer Wagen ist ihnen gefolgt. Dann sind die Würfel gefallen.«
    »Ich muß von dem Geruch weg«, sagte Clete. Er ging wieder in die Sonne, spie ins Gras und wischte sich mit dem Unterarm über die Augen.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich.
    »Ich hab in ’Nam mal einen Panzer brennen sehn. Die Jungs, die drin warn, sind nicht mehr rausgekommen. Ich denk nicht gern dran, das is alles.«
    Ich nickte.
    »Vermutlich hab ich also Sweet Peas Todesurteil unterschrieben, als ich ihn in meinen Kofferraum gepackt habe«, sagte er. »Aber so was ist Schicksal, stimmt’s? Ein Stück Scheiße weniger auf dem Planeten.« Er wischte mit dem Schuh über die Stelle, an der er ausgespien hatte.
    »Machst du dir Vorwürfe wegen der Frau?« fragte ich.
    Er kam nicht zu einer Antwort. Wir hörten einen Wagen auf dem Kiesweg. Er wurde langsamer, stieß dann durch den umgerissenen Zaun, rollte quer über das Feld und drückte mit der Stoßstange die raschelnden Gräser nieder.
    »Ich kenn den Typ, wie heißt er doch gleich? Er meint, wir müßten Freunde sein, weil wir beide bei den Stoppelhopsern waren.«
    »Rufus Arceneaux«, sagte ich.
    »Oh, oh, der schaut aber gar nicht mehr freundlich aus.«
    Rufus stellte den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Er trug enge Bluejeans, ein verblichenes gelbes Polohemd und seine Pilotenbrille, hatte seine Dienstmarke und das Holster an einem Westerngürtel hängen. Ein kleiner, etwa zehn Jahre alter schwarzer Junge mit einer Astros-Baseballkappe und einem viel zu großen T-Shirt saß auf dem Rücksitz. Die Fenster waren hochgekurbelt, damit die klimatisierte Luft nicht entwich. Aber jetzt war der Motor aus, und die Türen waren geschlossen.
    »Was zum Teufel habt ihr hier zu suchen?« fragte Rufus.
    »Der Sheriff hat mich heute morgen angerufen«, sagte ich.
    »Hat er gesagt, daß Sie hierherkommen sollen?«
    »Nicht genau.«
    »Dann sollten Sie lieber abhaun.«
    »Habt ihr schon rausgefunden, wer die Braut war?« fragte Clete.
    »Das geht Sie gar nix an, Freundchen«, sagte Rufus.
    »Freundchen. Klasse«, sagte Clete. »Wer ist der Kleine? Der schaut ja aus, als ob er wegschmilzt.«
    »Habt ihr irgendwelche Patronenhülsen gefunden?« sagte ich, öffnete die Hintertür von Rufus’ Wagen und holte den kleinen

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