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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zu, daß Sie von diesen Typen wegkommen, so lange noch Zeit dazu ist.«
    Er blickte auf den Teller, knetete mit dem Daumenballen seinen Mundwinkel. Als er mich wieder anschaute, war sein Gesicht offen und bloß – man konnte förmlich sehen, wie ein Gedanke in Worte umgesetzt wurde, wie der Kehlkopf die Töne formte, wie sich die Lippen öffneten, so als wolle er den entscheidenden Schritt tun und die Hand ergreifen, die ihm da entgegengestreckt wurde.
    Dann war alles wieder verschwunden.
    »Danke, daß Sie vorbeigekommen sind«, sagte er.
    »Ja, bitte sehr, Moleen. Aber ich glaube, Sie haben den Grund nicht ganz begriffen.«
    »Nein?« sagte er und wischte sich mit einer Leinenserviette das Kinn ab. Sein weißes Hemd wirkte weich und frisch, so als habe er es gerade angezogen.
    »Ich habe das Gefühl, daß ich und Clete Purcel möglicherweise bei jemandem auf der Liste stehen. Sehen Sie zu, daß es nicht stimmt.«
    Er schaute hinaus, auf einen Schmetterling, der in einem warmen Luftstrom gegen das Glas flatterte.
    »Lesen Sie den
Faust
, Moleen. Stolz bringt nichts«, sagte ich.
    »Zur Theologie hat es mich noch nie hingezogen.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich und ging hinaus in die Feuchtigkeit und den beißenden Gestank des chemischen Düngers, den Julia wie entfesselt zwischen ihren Rosen verteilte.
    Doch unser Gespräch war noch nicht beendet. Zwei Stunden später rief er mich im Köderladen an.
    »Ich möchte nicht, daß Ihnen oder Ihrem Freund ein Leid geschieht. Das ist die reine, ehrliche Wahrheit«, sagte er.
    »Dann erzählen Sie mir, wo Sie drinstecken.«
    »Dave, nehmen Sie die Scheuklappen ab. Wir dienen nicht mehr einer Flagge oder einem Volk. Heutzutage dreht sich alles um Geschäfte. Das Ethos eines Robert E. Lee ist genauso tot und vergessen wie die Welt, in der er groß geworden ist.«
    »Sprechen Sie von sich?«
    Er knallte den Hörer auf.
    In dieser Nacht war es heiß und trocken, und vom Schlafzimmer aus sah ich das Wetterleuchten, das wie verästelte Adern durch die Wolken hoch über dem Sumpf zuckte. Bootsie wachte auf und drehte sich zu mir um. Der Fensterventilator warf wirbelnde Schatten auf ihr Gesicht und die Schulter.
    »Kannst du nicht schlafen?« sagte sie.
    »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht aufwecken.«
    »Machst du dir Sorgen wegen unserer Finanzen?«
    »Eigentlich nicht. Wir kommen ganz gut zurecht.«
    Sie legte mir den Arm auf die Rippen.
    »Der Sheriff hat dir Unrecht getan, Dave. Finde dich damit ab und belass es dabei. Wir sind nicht auf sie angewiesen. Wie nennt man das bei den Anonymen Alkoholikern?«
    »Den dritten Schritt tun. Aber darum geht’s nicht, Bootsie. Ich glaube, daß Johnny Giacano oder diese Militärtypen allmählich anfangen, Leute aus dem Weg zu räumen.«
    »Hier sollten sie es lieber gar nicht erst probieren«, sagte sie.
    Ich schaute ihr ins Gesicht. Sie wirkte ruhig, überhaupt nicht aufgebracht, ohne jede aufgesetzte Gefühlsseligkeit. Dann sagte sie: »Wenn einer von diesen Dreckskerlen auch nur versucht, jemandem aus dieser Familie etwas zuleide zu tun, wird er sich vorkommen, als ob ihn der Zorn Gottes getroffen hat.«
    Ich fing an zu lächeln, sah dann den Ausdruck in ihren Augen und ließ es lieber bleiben.
    »Ich glaube dir, Kleines«, sagte ich.
    »Selber Kleines«, antwortete sie.
    Sie legte den Kopf leicht zur Seite und ließ die Finger über meine Hüfte wandern. Ich küßte ihren Mund, dann ihre Augen und die Haare, strich mit der Hand an ihrem Rücken herunter.
    Bootsie machte keine halben Sachen. Sie schloß die Tür, die zum Flur führte – für den Fall, daß Alafair noch mal aufstand und sich in der Küche ein Glas Waser holen wollte –, zog dann ihr Nachthemd aus und streifte vor dem Fenster das Höschen ab. Sie hatte die weichste Haut, die ich je bei einer Frau erlebt habe, und im wirbelnden Schatten, den die Blätter des Fensterventilators auf ihre Kurven und Rundungen warfen, wirkte sie wie eine ebenmäßige Statue, die im Dämmerlicht einer urtümlichen Welt zum Leben erwacht.
    Ich schob mich über sie, und sie schlang ihre Beine um die meinen und drückte mir die Hände ins Kreuz, begrub den Mund an meinem Hals, strich mit den Fingern an meinem Rückgrat empor, bis zu den Haaren, während sie sich langsam bewegte, rollend und kreisend, und ihr Atem lauter ging und die Worte sich zu einem einzigen, herzergreifenden Ton verdichteten: »Dave ... Dave ... Dave ... oh, Dave ...«
    Draußen fing es unverhofft an zu regnen. Das

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