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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ihr, was ich meine?«
    »Danke fürs Herkommen«, sagte ich.
    Er stand auf und drückte seine Zigarette in dem Porzellanaschenbecher aus, als wolle er einen wütenden Gedanken loswerden.
    »Is Marsallus eigentlich am Strand angeschwemmt worden?« fragte er.
    »Nein, warum?«
    »Nur so. Ich wollt, ich wär dabeigewesen. Höchste Zeit, daß der Töle jemand die Haxen gebrochen hat.«
    »Raus hier«, sagte ich.
    Als er an der Sekretärin vorbeiging, strich er ihr mit dem Finger über den Nacken, als trage er eine Spur Eiswasser auf.
    Als ich an diesem Abend den Köderladen schloß und vom Bootsanleger zum Haus hochging, sah ich Luke Fontenot im Schatten der Eichen stehen, die über die Straße hingen, und auf mich warten. Er trug eine rosa Hose mit einem geflochtenen Stoffgürtel und ein schwarzes Hemd, dessen Kragen hochgeschlagen war. Er schnippte einen Zahnstocher auf die Straße.
    »Was gibt’s, Partner?« fragte ich.
    »Kommen Sie mit raus zur Plantage.«
    »Ne.«
    »Ruthie Jean und ich wolln das Ganze hinter uns bringen.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Moleen Bertrand will die Sache regeln, so daß jeder zu seinem Recht kommt.«
    »Ich fürchte, ich bin nicht grade ein Fan von ihm, Luke.«
    »Reden Sie mit meiner Tante Bertie. Wenn’s von Ihnen kommt, horcht sie zu.« Ich konnte die Anspannung hören, so als habe sich ein Stück Draht in seinem Hals verheddert.
    »Auf was? Nein, sagen Sie’s mir nicht. Jemand will euch einen Haufen Geld geben. Klingt großartig. Abgesehen davon, daß Bertie einer der wenigen Menschen ist, die sich nicht kaufen lassen, und einfach nur ihr kleines Haus und ihren Garten und das Stück Land haben will, das Moleens Großvater eurer Familie gegeben hat.«
    »Das, worauf’s am meisten ankommt, ham Sie noch nicht angesprochen.«
    Er rieb über einen Moskitostich an seinem Hals und schaute mich hitzig an.
    »Moleen und Ruthie Jean?« sagte ich.
    »Darum isses doch schon immer gegangen, Mister Dave. Aber wenn’s nicht richtig läuft, wenn Tante Bertie sich stur stellt ... Es gibt da ’n paar schlimme Leute, Weiße, die dann da rauskommen. Ich steh zwischen Ruthie Jean und der Alten. Was soll ich denn machen?«
    Ich folgte ihm mit meinem Pickup hinaus zur Bertrandschen Plantage. Am Himmel wimmelte es von Vögeln, die Luft war schwer und stickig vom Qualm der Abfallfeuer, voller Staub, der von den Feldern aufgewirbelt wurde. Der Gummibaumhain am Ende der Straße ragte als schwarzgrüne Silhouette in die sinkende Sonne. Ich saß mit Luke auf der mit Wellblech überdachten Veranda des Hauses, aus dem er und Ruthie Jean vertrieben worden waren, und fragte mich, während er mir die Geschichte von der Aussöhnung und dem Versprechen erzählte, ob es nicht gerade unsere allerversöhnlichste Eigenschaft war, unsere Bereitschaft zu vergeben, derer wir uns am häufigsten bedienten, um uns die Herzen zu erschließen und zu zerstören.
    Moleen war erst auf Luke gestoßen, dann auf Ruthie Jean – auf letztere in einem Motel in einer speziellen Gegend im Norden von Lafayette, in der Kreolen, Schwarze und Weiße miteinander verkehrten, ohne sich irgendeiner Rasse zugehörig zu fühlen. Die erste Nacht verbrachte er mit ihr in einem Motel, einer billigen Ansammlung von Fertigbauten aus den vierziger Jahren, die einst Truman Courts genannt worden waren. Sie hatte den Kopf aufs Kissen gebettet, die Hände leicht auf seiner Schulter liegen, den Blick zur Wand gerichtet, ermutigte ihn nicht, während er mit ihr schlief, aber sie gebot ihm auch keinen Einhalt in seiner Leidenschaft, die ebenso unersättlich wie einseitig war.
    Dann, mitten in der Nacht, saß er nackt auf der Bettkante, und seine Haut war so weiß, daß sie fast glühte. Er stützte die Unterarme auf die Schenkel, und das Eingeständnis seines Verrats und seiner Scheinheiligkeit kam so unmittelbar und ohne alle Ausflüchte, daß sie wußte, sie mußte ihm alles Leid vergeben, das er ihr angetan hatte, sonst würde sie sich ebenso an ihm versündigen.
    Sie kniete sich hin, drückte ihn auf das Kissen, dann stieg sie über ihn, küßte sein Gesicht, den Hals und liebte ihn fast so, als wäre er ein Kind.
    Als morgens das Licht durch die Vorhänge fiel und sie die Dieselmotoren hörte, die draußen angelassen wurden, die zuschlagenden Autotüren, die lauten Stimmen, weil sich die Leute nicht darum scherten, ob noch jemand schlief, als all die schrillen, hektischen Töne zu ihr drangen, die einen neuen Tag im falschen Viertel der Stadt

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