Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
aus dem Fenster und meinte durch die Regenschlieren Clete Purcel zu sehen, der mich anstarrte. Als ich einmal zwinkerte und die Augen wieder aufmachte, war er weg.
Ich trank mein Dr. Pepper aus und bestellte mir ein neues. Ich schaute Johnny weiter ins Gesicht. Schließlich sprach ich ihn an, gestand seine Macht ein und gab zu, daß ich abhängig war von seiner Laune und der gewaltigen Macht, die er über das Leben anderer hatte. »Johnny, ich muß Sie einen Moment sprechen.«
»Klar, Dave«, sagte er und kam an der Bar entlang auf mich zu, bedeutete dem Barkeeper, daß er ihm sein Manhattanglas nachfüllen sollte. »Wie geht’s Ihnen? Den irischen Affen haben Sie nicht mitgebracht, oder? He, war bloß ein Witz. Purcel stört mich nicht. Haben Sie seine Mutter mal kennengelernt? War ’n Suffhuhn, is anschaffen gegangen, als ihr Alter abgehaun is. Kannst du jeden im Channel fragen.«
»Können wir irgendwo miteinander reden?« fragte ich.
»Hier isses doch prima.« Zwei seiner Gorillas, denen Salami- und Salatfetzen an den Lippen klebten, standen hinter ihm und aßen von Papptellern. Ihre mit Anabolika aufgebauten Oberarme, die sich unter den Sportsakkos abzeichneten, wirkten so dick und ebenmäßig wie Telefonmasten. »Nur nicht so scheu. Wo brennt’s denn?«
»Nichts brennt. Genau das will ich Ihnen erklären, Johnny. Ich bin keine Gefahr für euch.«
»Was hör ich denn da? Hab ich je gesagt, daß Sie ’ne Gefahr warn?« Mit spöttisch ungläubiger Miene drehte er sich zu seinen Männern um.
»Meine Tochter hat gesehen, wie sich jemand draußen bei unserem Haus rumgetrieben hat, Johnny. Sie glauben, ich weiß irgendwas, aber das stimmt nicht. Man hat meine Dienstmarke eingezogen, ich bin also außen vor, ich kümmer mich nicht mehr drum, was ihr treibt. Ich möchte Sie nur bitten, sich von mir und meiner Familie fernzuhalten.«
»Hört ihr diesen Irren?« sagte er zu seinen Gorillas. Dann wandte er sich an mich. »Essen Sie was zu Abend, trinken Sie einen Schluck Wein. Sie haben mein Wort drauf. Kommen Sie zu mir, wenn Sie irgend jemand wegen irgendwas belästigt.«
»Ich weiß Ihre Haltung zu schätzen, Johnny«, sagte ich.
Meine Hände fühlten sich feucht an, dick, so daß ich sie kaum zusammenballen konnte. Ich schwitzte unter meinem Hemd. Ich schluckte und schaute von seinem lächelnden Gesicht weg.
»Ich hab Ihnen neulich was vorgeworfen, was ich mir bloß eingebildet habe. Tut mir leid«, sagte er. Seine Männer grinsten jetzt.
»Wie bitte?«
»Ein Rothaariger, hat ausgesehn wie Sonny Boy Marsallus, der draußen bei meinem Haus war und in der Stadt rumgelaufen is. Ich hab Sie und Purcel gefragt, ob ihr ’n Schauspieler engagiert habt, erinnern Sie sich?« sagte er.
Ich nickte.
»Da isser«, sagte er und deutete auf einen Mann in einer weißen Jacke, der einen Tisch abräumte. »Er’s Sonnys Cousin, ein Schwachsinniger oder so was Ähnliches. Ich hab ihm hier ’n Job verschafft. Er schaut genauso aus wie er, außer daß ihm das Hirn wahrscheinlich aus der Nase rausgelaufen is.«
»Er schaut aus wie ausgestopft«, sagte einer von Johnnys Männern.
»Der gab ’n prima Türstopper ab«, sagte der andere.
»Was wollte er bei Ihrem Haus?« fragte ich. Mein Gesicht brannte, und ich hatte das Gefühl, als brächte ich kaum einen Ton hervor.
»Er hat ’n Job gesucht. Er is mal mit Sonny draußen bei mir gewesen. Jetzt kriegt er sechs Piepen die Stunde plus Trinkgeld dafür, dasser die Reste abräumt. So hab ich für Sonny noch was Gutes getan.«
Einer der Männer hinter Johnny gurgelte mit seinem Getränk.
»Salzwasser is gut für den Hals«, sagte er zu mir. »Fahr mal mit ’nem Glasbodenboot raus, Robicheaux, und frag Sonny, ob’s nicht stimmt.«
Johnny pulte einen gefalteten Fünfziger aus dem Geldfächer in seiner Hand und ließ ihn auf meinen Unterarm fallen.
»Kaufen Sie Ihrer Tochter was Hübsches«, sagte er. »War schon richtig, daß Sie heut abend hergekommen sind.« Er streckte die Hand aus und zog meinen Krawattenknoten zurecht.
Es war, als ob sich ein schwarz-roter Ballon hinter meinen Augen aufblähte, dann hatte ich ein Geräusch im Kopf, als zerreiße eine nasse Zeitung, sah, wie er erschrak, wie ihn die Angst packte, kurz bevor ihn mein Haken mit voller Wucht, aus der Schulter angesetzt, am Mund traf, seine Nase plattdrückte und ihm die Oberlippe spaltete. Als er zu Boden ging, erwischte ich ihn noch mal hinter dem Ohr, rammte ihm dann das Knie ins Gesicht und
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