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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schicksal ihrer Ansicht nach in keinerlei Bezug zu ihrem Leben stand. Die Folge davon war, daß sie ihre Selbsttäuschung und Arroganz von einer Generation zur nächsten weitervererbten.
    Ich fragte mich, wie es sein würde, wenn man sich durch ein Fenster in ein anderes Zeitalter, in eine Ära, in der Glaube noch etwas galt, begeben und mit General Lees Jungs marschieren könnte, die meisten davon barfuß und ausgemergelt wie Vogelscheuchen, aber so beseelt von ihrem Ehrbegriff und ihrer prachtvollen blauen Flagge, daß sie bewußt nicht den Moment vorhersehen mochten, da sie von Kartätschen niedergemäht wurden wie wilde Blumen, die man vom Stengel schlägt.
    Während ich die kalte Limonade austrank, schaute ich wieder auf das in rotes Licht gehüllte Feld und fragte mich, ob die Geschichte nicht vielleicht nur darauf wartete, uns alle ihr Walten spüren zu lassen.

28
    Viele Menschen stellen sich unser Gewerbe ziemlich romantisch, vielleicht sogar faszinierend vor. Sie bilden sich ein, es ginge so zu wie in den wunderbaren Hörspielen aus den vierziger Jahren, in denen die Privatdetektive stets edel und ritterlich und ihre Klientinnen ebenso schön wie verschlagen sind.
    Die Wirklichkeit sieht anders aus.
    Als ich am Montag morgen ins Büro kam, redete Clete mit zwei Männern, beide Mitte Zwanzig, die vornübergebeugt auf den Metallstühlen fläzten, ihre Zigarettenasche auf den Boden fallen ließen und abwechselnd auf ihre Armbanduhren, auf die Sekretärin oder zur Tür schauten. Der eine hatte drei schmale blaue Tränen neben dem Augenwinkel eintätowiert; das Gesicht des zweiten war schmal, scharf geschnitten, und seine Haut sah aus wie die Schwarte eines Räucherschinkens.
    »Also, ihr zwei habt eure Busfahrscheine, das Geld fürs Mittagessen und sämtliche Papiere, falls euch jemand anhält«, sagte Clete nüchtern und mit ungerührter Miene. »Aber sobald ihr in New Orleans seid, meldet ihr euch bei Nig. Da sind wir uns doch einig, ja?«
    »Was is, wenn Nig nicht da is?« fragte der Mann mit den Tränen.
    »Er ist da«, sagte Clete.
    »Und wenn er nicht da is?«
    »Probieren wir’s mal andersrum«, sagte Clete. Er lockerte seinen steifen Nacken, verschränkte die Hände auf der Schreibunterlage und schaute von seinem Zuhörer weg, aus dem Fenster. »Du kommst wahrscheinlich davon, obwohl du ein zweijähriges Mädchen geschändet hast. Und zwar hauptsächlich deswegen, weil das Kind zu jung für eine Aussage ist und weil die Mutter, deine Freundin, auf Trip gewesen ist und viel zu weggetreten war, um sich dran zu erinnern, was vorgefallen ist. Aber der entscheidende Punkt, auf den’s hier ankommt, ist, daß Nig die Kaution für dich gestellt hat, weil du bereit bist, deinen Bruder zu verpfeifen, der seinen Gerichtstermin versiebt hat und Nig mit hundert Riesen hat hängenlassen. Was heißt das für einen eingefleischten und ausgekochten Lumpenhund wie dich? Es heißt, daß wir keine Gitter mehr vor dem Fenster haben. Es heißt aber auch, daß du dich bei Nig meldest und in der Bude bleibst, die er für dich gemietet hat, sonst komm ich dich mit ’nem Baseballschläger holen und vertrimm dir den dürren, nichtsnutzigen Arsch.« Clete hob die offene Hand hoch. »Sind wir uns da einig?«
    Der Mann mit den eintätowierten Tränen musterte seine Schuhe, kaute mit einem Schneidezahn an seiner Lippe herum, hatte die Augen zusammengekniffen und hing seinen Gedanken nach.
    »Wie steht’s mit dir, Troyce? Geht das von deiner Seite aus klar?« fragte Clete den anderen Mann.
    »Klar.« Er zog an seiner Zigarette. Man konnte hören, wie die Glut über das trockene Papier kroch.
    »Wenn die Frau, die du angebrannt hast, zu ihrer Aussage steht, läßt Nig die Kaution für dein Berufungsverfahren weiterlaufen. Aber du mußt jeden Tag zur Urinprobe. Und komm ja nicht mit dreckiger Pisse in die Bewährungsstelle. Geht das klar, Troyce?« fragte Clete.
    »Die steht nicht dazu.«
    »Ihr zwei müßt euren Bus erwischen und zusehn, daß ihr schleunigst nach New Orleans kommt«, sagte Clete.
    Der Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht stand auf und hielt Clete die Hand hin. Clete schlug ein, schaute ins Leere, als er sie schüttelte. Später ging er auf die Toilette, kam laut schniefend wieder zurück und trocknete sich die Hände an einem Papierhandtuch ab. Er knüllte das Tuch zusammen und warf es seitwärts in Richtung Papierkorb. Die Haut an seinem Nacken, der dringend ausrasiert werden mußte, war geschwollen und

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