Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
draußen nix verloren.‹
Ich sag: ›Moleen Bertrand hat schon mit Tante Bertie geredet. Ihr seid nicht dabeigewesen, daher wißt ihr’s vielleicht nicht.‹
Daraufhin is derselbe Typ hergekommen, ein großer Blonder, der Haarwasser auf dem Kopf gehabt hat und Muskeln, die fast sein Hemd gesprengt ham, und hat sich mitten vor mir aufgebaut, und er sagt, so als ob wir die einzigen Menschen auf der Welt wärn und er genau weiß, mit wem er redet, so hat er das gesagt: ›Hör zu, du blöder Nigger, wenn du noch einmal das Maul aufmachst, kannst du auf allen vieren die Treppe da hochkriechen.‹«
Luke hob seine Kaffeetasse hoch und stellte sie dann wieder ab, ohne daraus zu trinken. Er schaute durch das Fliegengitterfenster auf die Zypressen auf der anderen Seite des Bayou, auf den Himmel darüber, der verwaschen blau und mit tiefroten Streifen durchsetzt war. Sein Gesicht war völlig teilnahmslos, wie aus Talg.
»Aber das ist noch nicht alles, stimmt’s?« sagte ich.
»Was?«
»Weiße wie den hast du doch früher schon kennengelernt. Du hast in der Todeszelle deinen Mann gestanden, Luke.«
»Ich hab heut früh bei Moleen Bertrand in der Kanzlei angerufen. Seine Sekretärin hat gesagt, er is inner Konferenz. Ich hab bis elf Uhr gewartet und dann noch mal angerufen. Diesmal sagt sie, ich soll ihr meine Nummer geben. Um drei Uhr hat er immer noch nicht zurückgerufen. Als ich’s das nächste Mal probier, sagt sie, er hat für heut Schluß gemacht. Ich frach sie, ob er daheim is. Sie hat ’ne ganze Weile gebraucht, dann sagt sie, nein, er is drüben in Lafayette zum Squashspielen.
Ich hab gewußt, wo er spielt. Ich will grade zur Tür gehn, als er und drei andere Männer rauskommen, mit Segeltuchtaschen auf der Schulter und mit nassen, frisch gekämmten Haaren. Sie tretend lächelnd beiseite und lassen eine Frau durch.
Moleen Bertrand hat mir die Hand geschüttelt und is einfach weitergegangen. Einfach so. Als ob ich bloß ein x-beliebiger Schwarzer war, den er ab und zu mal sieht.«
Ich stand auf und schaltete die Lichterkette über dem Bootsanleger an. Ich hörte, wie Batist die Cinzano-Schirme über den Kabelrollentischen zusammenklappte. Luke öffnete und schloß die Hand. Das Fünfzig-Cent-Stück, das darin lag, hinterließ einen runden Abdruck, fast so, als habe er sich geschnitten. Ich setzte mich gegenüber von ihm an den Tisch.
»Ich glaube nicht, daß Moleen noch Herr über sein Leben ist«, sagte ich.
»Er hat mich vor dem elektrischen Stuhl gerettet. Und zwar, ohne daß für ihn was dabei rausgesprungen is. Wieso fängt er jetzt mit der Lügerei an?«
»Er hat sich mit üblen Kerlen eingelassen, Luke. Halten Sie sich von ihm fern.«
»Um mich mach ich mir keine Sorgen.«
»Das weiß ich«, sagte ich. »Wo ist sie?« fragte ich dann.
»Draußen im Haus. Packt ihre neuen Klamotten zusammen, redet ständig davon, dasse irgendwo hingehn, auf die Inseln. Tut so, als ob mit Tante Bertie alles klargeht, als ob er jeden Moment vorbeikommt und alles regelt.«
»Ich wünschte, ich hätte einen Rat für Sie.«
»Ich hab Sie nicht drum gebeten. Ich will bloß, daß jemand vorher Bescheid weiß. Es wird nicht so ausgehn, wie Moleen das will.«
»Erklären Sie das mal genauer.«
»Sie kennen Ruthie Jean nicht. Keiner tut das. Und Moleen Bertrand schon gar nicht.«
Er ging durch die Fliegengittertür hinaus und lief unter der Lichterkette hinunter zum Bootsanleger. Ich nahm die Fünf-zig-Cent-Münze, die er für den Kaffee zurückgelassen hatte. Sie fühlte sich warm und feucht an.
Am Samstag morgen saß ich auf der Treppe vor dem Haus und las die Zeitung, als Helen Soileaus Streifenwagen die unbefestigte Straße entlangkam und in meine Auffahrt bog. Sie schlug die Tür zu und marschierte im Schatten der Bäume daher wie ein Soldat im Einsatz – die dunkelblaue Hose, die frischgestärkte weiße Bluse, der schwarze Gürtel, an dem ihre Dienstmarke und der vernickelte Revolver hingen, waren ein ebenso unmißverständliches Warnsignal wie der starre Blick und der energische Gang, mit dem sie martialisch wie ein Mann wirkte.
»Wer ist das scheißfreundliche Miststück in eurem Büro?« fragte sie.
»Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden. Die mit dem frechen Mundwerk.«
»Clete hat sie eingestellt. Aber ich hatte bislang nicht diesen Eindruck.«
»Na ja, dann sag ihr, sie soll sich gefälligst die Spitzen verkneifen und zusehn, daß sie lernt, wie man sich am Telefon benimmt.«
»Wie
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