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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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niemand meinen Partner anscheißt.« Er rollte die Gabel auf der Tischdecke hin und her, ließ sie hart auf das Holz schlagen.
    »Worüber machst du dir Sorgen?« fragte ich.
    »Pogue is’n Profi, der hat Eiswasser in den Adern. Wann hat dir so ein Typ das letzte Mal erzählt, daß ihn ein Toter umlegen will?«
    Mittags ging ich zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker und versuchte mich mit meinen Nöten an meine Höhere Macht zu wenden. Ich stellte mich nicht besonders gut dabei an. Ich hatte Johnny Giacano vor versammelter Mannschaft, vor seinen Freunden und seiner Familie, zusammengetreten und erniedrigt. Wäre ich noch Polizist gewesen, hätte vielleicht eine geringe Chance bestanden, daß ich davonkam. Aber unter den jetzigen Umständen, und daran war nicht zu rütteln, hatte Johnny nur zwei Möglichkeiten. Entweder er rächte sich, und zwar auf eine ebenso unmißverständliche wie aufsehenerregende Art, oder er wurde von seinen Gefolgsleuten in der Luft zerrissen.
    Was das Morden angeht, ist die Mafia unerreicht. Ihr Wissen und ihre Erfahrung reichen zurück bis in die Zeit der napoleonischen Kriege; das Ausmaß an Brutalität und physischer Gewalt, die sie an ihren Opfern auslassen, ist geradezu bizarr und übersteigt jedes normale Maß; die Überführungsquote ihrer Auftragskiller ist ein Witz.
    Der Auftrag wird immer hinterrücks und heimtückisch ausgeführt. Der Mörder genießt Vertrauen, wird jederzeit vorgelassen, lädt einen zu einem ruhigen Abendessen ein, zu einem Abend auf der Rennbahn, einer Angeltour draußen auf dem Meer. Das Opfer ahnt nicht einmal den Ernst der Lage, bis es, von einem Augenblick zum andern, in ein Gesicht schaut, in dem wie eingebrannt das uralte Zeichen steht, die lodernde, alles verzehrende Energie.
    Ich ging die ganze Woche lang zweimal täglich zu den AA-Treffen. Als ich am Freitag abend nach Hause kam, wartete Luke Fontenot im Köderladen auf mich.
    Er saß im Dämmerlicht an einem Ecktisch, hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen. Batist wischte gerade den Tresen ab, als ich hereinkam. Er warf mir einen Blick zu und zuckte mit den Achseln, ließ dann den Lappen in einen Eimer fallen, ging hinaus auf den Bootsanleger und zündete sich eine Zigarette an.
    »Tante Bertie hat auf ihren Anwalt verzichtet und ein Papier unterschrieben, eine Abtritts ... wie nennt man das?«
    »Eine Abtretungserklärung?«
    »Ja, genau.«
    Im Zwielicht, das durch die Fliegengitter fiel, wirkte er kleiner. Seine Haare wuchsen im Nacken in kleinen Kringeln aus.
    »Die geben ihr fünfundzwanzigtausend Dollar«, sagte er.
    »Ist ihr dabei wohl zumute?«
    »Sie will nicht, daß mir oder Ruthie Jean was passiert.«
    Er wich meinem Blick aus. Mit ausdrucksloser Miene und hörbar trockenem Mund, so als habe er eben eine Erfahrung gemacht, auf die ihn nichts und niemand vorbereitet hatte, sprach er weiter.
    »Dieser Anwalt aus Lafayette, der, der mal für Sweet Pea Chaisson gearbeitet hat, und ein paar Männer aus New Orleans sind gestern abend raus zu uns gekommen«, sagte er. »Sie ham bei den Gummibäumen gestanden, da, wo früher mal die Gräber warn, und ham auf die Bahngleise gedeutet. Ich bin rausgegangen und hab sie gefracht, was sie wolln. Darauf sagen sie, wir müssen in dreißig Tagen fort sein, weil die Häuser dann abgerissen und kurz und klein gemacht werden.
    Ich sag ihnen, daß mir Moleen Bertrand nix dergleichen gesagt hat und daß Moleen Bertrand, soweit ich weiß, die Plantage gehört.
    Einer der Männer aus New Orleans sagt: ›Wir wollten euch schon Kopien von allen Dokumenten zuschicken, aber wir haben eure Adresse nicht gewußt.‹
    Darauf sag ich: ›Moleen Bertrand hat meiner Tante gesagt, daß sie hier bleiben kann, solang sie will.‹
    Die ham mich überhaupt nicht angehört. Die ham weitergeredet, als ob ich gar nicht da wär. Sie ham sich über Fundamente ausgelassen, die eingebracht werden müssen, über Straßen runter zur Eisenbahn, daß sie irgendwas mit den Stromtransformatoren machen müssen. Dann hält der eine Typ die andern zurück und schaut mich an. ›Hier sind zwanzig Dollar. Geh runter zum Laden und hol uns ein paar Flaschen kaltes Bier. Kauf dir ’n Sechserpack für dich.‹
    Wissen Sie, was ich gesagt hab? ›Ich hab mein Auto nicht dabei.‹ Das is alles, was ich rausgebracht hab, wie wenn mir nix andres einfällt außer ’ner Ausflucht, damit ich nicht den Laufburschen für die machen muß.
    Darauf sagt der Typ: ›Dann geh in dein Haus. Du hast hier

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