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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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läuft’s?« fragte ich, hauptsächlich um sie von dem Thema abzulenken.
    »Ich bearbeite derzeit einen Doppelmord. Mit Rufus Arceneaux. Seither versteh ich den Ausdruck ›Arsch mit Ohren‹.«
    »Klingt so, als ob du heut morgen mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden bist. Lust auf ein Frühstück?«
    Sie hakte den Daumen in den Gürtel und dachte nach. Dann zwinkerte sie. »Du bist’n Schatz«, sagte sie.
    Ich brachte den Kaffee, die heiße Milch und die Schüsseln mit dem Studentenfutter und den Blaubeeren zu dem Picknicktisch im Garten hinter dem Haus.
    »Bei Furz, Bäh und Igitt ist irgendwas Verqueres im Gang«, sagte sie. »Der FBI-Chef von New Orleans hat mich gestern angerufen und gefragt, ob ich irgendwas über Sonny Boy Marsallus gehört hätte. ›Tja, der is tot‹, sag ich. Worauf er sagt: ›Wir glauben das auch, aber seine Leiche wurde bislang nicht angespült. Es war Flut, als es ihn erwischt hat.‹
    ›Sie glauben es?‹ sag ich.
    Der Typ is’n echter Spaßvogel. ›Können Sie sich an den Militariahändler erinnern, dem Sie eins mit dem Schlagstock übergezogen haben?‹ sagt er. ›Ein Glatzkopf, hat ausgesehen wie eine Kegelkugel, hat ständig auf einem Kaugummi rumgekaut. Tommy Carrol hat er geheißen. Jemand hat ihn letzte Nacht in seinem Laden aufgesucht und ihm die Hölle heiß gemacht.‹
    ›Tut mir leid‹, sag ich. ›Von einem Schlagstock weiß ich nichts.‹
    Er hat das richtig komisch gefunden. ›Tommy Carrol hat nicht bloß Khakiunterwäsche verkauft‹, sagt er. ›Er hatte mit Noriega zu tun und mit diversen Drogengeschäften in Panama. Der Gerichtsmediziner hat ihn zersäbelt, nachdem er ihn aus der Asche rausgezogen hatte. Er hat eine Neun-Millimeter-Kugel in seinem Gehirn gefunden, soweit davon was übriggeblieben ist.‹
    Ich hab genau gewußt, was jetzt kommt, aber ich sag: ›Na und?‹
    Darauf sagt er: ›Ich möchte feststellen lassen, ob diese Kugel aus Marsallus’ Smith & Wesson abgefeuert wurde. Die Waffe befindet sich doch noch bei Ihnen in der Asservatenkammer, nicht wahr?‹
    ›Klar‹, sag ich. ›Kein Problem, jederzeit zu Diensten.‹ Aber rat mal, wer in der Dienststelle neuerdings für die Beweismittelerfassung zuständig ist? Kelsos kleiner Bruder hat sie einfach rausgeschmissen.
    Ich hab den Scherzkeks zurückgerufen und ihm gesagt, daß er diesbezüglich einfach Pech gehabt hat. Dann hab ich ihn gefragt, warum er meint, daß Marsallus was damit zu tun haben könnte. Es war komisch – er hat ’ne Zeitlang geschwiegen, dann hat er gesagt: ›Ich glaube, ich möchte einfach, daß Sonny nicht tot ist. Ich habe ihn vor Jahren in Guatemala City kennengelernt. Er war ein guter Kerl.‹«
    »Er muß irgendwas gehört haben«, sagte ich. »Diese Söldnertypen glauben auch, daß Sonny da draußen umgeht.« Ich berichtete ihr von meiner Begegnung mit Emile Pogue draußen bei der Zugbrücke.
    »Was haben die mit der Bertrandschen Plantage vor?« sagte sie.
    »Irgendwann wird man sich hierzulande aufraffen und dem Drogenkonsum ein Ende bereiten. Wer klug ist, steckt sein Geld schon jetzt in irgendwelche anderen Geschäfte.«
    »In welche?«
    »Da bin ich überfragt«, sagte ich.
    »Sieh zu, daß du wieder in den Dienst kommst.«
    »Das ist Sache des Sheriffs.«
    Sie grinste, erwiderte aber nichts.
    »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Er braucht dich. Wen hat er denn noch? Typen wie Rufus und Kelso und seinen Bruder – hör mir bloß auf. Denk nicht mehr so schwanzgesteuert, Dave.« Sie schaufelte sich einen Löffel voller Nüsse und Milch in den Mund.
    An diesem Abend fuhr ich am Spanish Lake vorbei nach Cade, kaufte mir in dem Gemischtwarenladen an den Four Corners ein Dr. Pepper und trank es in meinem Pickup. Nachmittags hatte es heftig geregnet, die Luft war klar und frisch, und das Zuckerrohr auf dem Bertrandschen Besitz wogte wie Präriegras im Wind.
    Ich war davon überzeugt, daß die Geschichte hier zu einem Ende kommen mußte, so oder so, weil sie genau hier angefangen hatte, seinerzeit, als Jean Lafitte und seine Bande von Halsabschneidern den Bayou Teche hinaufgesegelt waren mit ihrer Fracht, in der soviel menschliches Leid steckte.
    Moleen erkannte das nicht. Aber seinesgleichen sah so etwas selten ein. Sie hatten einen Nat Turner gehängt und sich aus seiner Haut Brieftaschen gerben lassen, sie hatten ihre Bildung dazu benutzt, sich einen nüchternen Zynismus zuzulegen und so zu tun, als schwebten sie über den Mühseligen und den Armen, deren

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