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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Ich wollt dir nix Schlimmes geben, bestimmt nicht.«
    »Schon in Ordnung. Kümmer dich um die Herren dort, ja? Ich bin gleich wieder zurück«, sagte ich.
    »Find ich nicht gut, daß du’s mir nicht erzählst.«
    »Da steht der Name eines Mannes drauf, mit dem ich beim Militär war. Ist nur ein seltsamer Zufall. Mach dir keine Gedanken.«
    Doch ich sah ihm an den Augen an, daß er felsenfest davon überzeugt war, er habe mir aus Tolpatschigkeit oder Unwissenheit ein Leid angetan.
    »Ich bin nicht bös wegen dem Waschbär, Dave«, sagte er. »So sind Waschbärn halt. Sag Alafair, daß niemand was dafürkann.«
    Ich saß bei einer Tasse Kaffee an dem Zedernholztisch unter dem Mimosenbaum im Garten, wo es immer noch kühl und angenehm schattig war. Das Immergrün und die Weiden entlang des Entwässerungsgrabens raschelten im Wind, und zwei grünköpfige Wildenten, die das ganze Jahr über bei uns blieben, schwammen auf dem am anderen Ende unseres Grundstücks gelegenen Teich.
    Auf der Hundemarke aus rostfreiem Stahl standen der Name Roy J. Bumgartner, seine Dienstnummer, Blutgruppe, Religionszugehörigkeit und Waffengattung – ein ganzes Menschenleben, einfach und praktisch auf einem Stück Metall zusammengefaßt, das man wie eine Rasierklinge zwischen die Zähne seines Besitzers schieben und mit einem harten Schlag ans Kinn festklemmen konnte.
    Ich konnte mich nur zu gut daran erinnern, wie er, ein neunzehnjähriger Unteroffizier aus Galveston, Texas, mit dem Huey tief aus der glühenden Sonne kommend eingeflogen war, wie das Buschwerk und das Elefantengras unter den Rotorblättern flachgedrückt worden und die Kugeln aus den AK-47 wie Hammerschläge von der Zelle des Hubschraubers abgeprallt waren. Zehn Minuten später lag der Boden der Maschine voller verwundeter Infanteristen, auf deren Stirn man zum Zeichen dafür, daß sie Morphium erhalten hatten, mit Mercurochrom ein M aufgemalt hatte, und dann hoben wir von der Landezone ab und flogen mit knatterndem Rotor durch das gleiche Sperrfeuer aus automatischen Waffen zurück, deren Geschosse Löcher in die Fenster stanzten, so als platzten Blasen auf der Haut.
    Mein Körper fühlte sich so trocken und ausgedörrt an wie Echsenhaut, so als wäre sämtliche Flüssigkeit von dem Blutverdünnungsmittel, das mir der Sanitäter im Laufe der Nacht gegeben hatte, aufgezehrt worden wie verschüttetes Wasser, das auf einer heißen Herdplatte verzischt. Der gleiche Sanitäter, ein Italojunge aus Staten Island, verschwitzt und nackt bis zur Taille, hielt mich jetzt in den Armen und sagte ein ums andere Mal, so als müsse er sich ebenso davon überzeugen wie mich:
Sie schaffen es, Lieutenant ... Sagen Sie good bye zu dem Scheißnest ... Sie sind lebendig und dürfen heim im Jahr fünfundsechzig ... Bum schaukelt die Kiste direkt zum Bataillonsverbandsplatz. ... Dort gibt’s was zur Erfrischung, Lieutenant ... Plasma ... Fassen Sie nicht da unten hin ... Ich mein’s ernst ... Hey, kann mal jemand seine verdammte Hand festhalten!
    Während die Maschine mit wirbelnden Rotorblättern schaukelnd über die Bäume dahinflog und schwarzer Qualm von einem Kabelbrand durchs Innere kräuselte, während Reisfelder, Erddämme und ausgebrannte Bauernhütten unter uns vorbeihuschten, starrte ich unverwandt auf den Kopf des Piloten, so als könnten meine Gedanken, die wie ein Schrei durch meinen Schädel hallten, zu ihm durchdringen:
Du kriegst das hin, Alter, du kriegst das hin, Alter, du kriegst das hin, Alter
.
    Dann drehte er sich um und schaute nach hinten, und ich sah das schmale Milchgesicht unter dem Helm, den trockenen Klumpen Kautabak in seiner Backe, den roten Notverband über dem einen Auge, seinen wild entschlossenen Blick, und noch bevor ich die Wellen sah, die an den Strand des Südchinesischen Meeres rollten, wußte ich, daß wir es schaffen würden, daß jemand, der so tapfer war, nicht umkommen konnte.
    Doch dieser Schluß beruhte auf politischer Unwissenheit und dem naiven Glauben eines Soldaten, daß er von seiner Regierung nie im Stich gelassen wird.
    Bootsie brachte mir eine weitere Tasse Kaffee und eine Schale Studentenfutter mit Milch und Schwarzbeeren. Sie trug ausgeblichene Jeans und eine ärmellose beige Bluse, und ihr Gesicht wirkte im weichen Licht kühl und frisch.
    »Was ist das?« sagte sie.
    »Eine dreißig Jahre alte Hundemarke.«
    Sie berührte sie mit den Fingerspitzen, drehte sie dann um.
    »Sie hat jemandem gehört, der in Laos verschwunden ist«, sagte

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