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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ein halbwüchsiger Junge eine Schnur mit aufgezogenen Barschen hoch und zeigte sie seinen Freunden. Er trug ein hell verchromtes Uhrarmband am Handgelenk.
    »Glaubst du etwa nicht, daß der Typ ein Killer ist, der mit dem Mob zusammengluckt?« fragte Clete.
    »Ich mußte grade an Sonny denken ... an die Handschellen ... wie er mich überrumpelt hat.«
    Clete blies in den offenen Verschluß der Schrotflinte, klappte sie zu und ließ den Schlagbolzen auf die leere Kammer schnellen. Er musterte mein Gesicht.
    »Hör mal, Sonny is’n Wichser, wie er im Buch steht. Hör auf, dir solche Gedanken zu machen.«
    »Und warum denkst du dann genau dasselbe?«
    »Tu ich nicht. Ein Typ wie Sonny ist nicht geboren, der is in die Welt geschissen worden. Ich hätt ihn schon längst mit ’nem Gummisauger ins Klo stampfen sollen.«
    »Die gleichen Handschellen habe ich mal bei Bundespolizisten gesehen.«
    »Der Typ is kein Cop. Wenn du dich auf dem seine Tour einläßt, schifft er dir in die Schuhe«, sagte er und drückte mir die Schrotflinte in die Hände.
    Clete aß bei uns zu Mittag, und danach ging ich hinunter zum Köderladen und holte eine Styropor-Kühlbox, die ich am Freitag nachmittag mit Eis gefüllt hatte. Der Zipfel eines schwarzen Plastikmüllsacks ragte unter dem Deckel hervor. Ich ging wieder den schattigen Hang hinauf und stellte die Kühlbox auf die Ladefläche meines Pickup. Clete las Pecannüsse unter den Bäumen auf und knackte sie mit den Händen.
    »Hast du Lust, mit nach Breaux Bridge zu fahren?« fragte ich.
    »Ich dachte, wir wollten angeln gehn«, sagte er.
    »Ich habe gehört, daß Sweet Pea Chaisson draußen beim alten Priesterseminar ein Haus gemietet hat.«
    Er grinste breit.
    Wir nahmen den vierspurigen Highway nach Lafayette und fuhren dann auf der Landstraße nach Breaux Bridge, vorbei an der Holy Rosary, der alten katholischen Schule für Schwarze, an einem Friedhof mit oberirdischen Gräbern, dem Kloster der Karmeliterinnen und dem Seminar. Das von Sweet Pea gemietete Haus war ein gelber Ziegelbau mit flachem Dach, der im Schutz einer absterbenden Azaleenhecke stand. Das Grundstück daneben lag voller alter Baumaterialien und Eisenteile, die von Unkraut und Purpurwindenranken überwuchert waren.
    Niemand war daheim. Ein älterer Schwarzer putzte mit einer Schaufel die Hundekacke auf dem Hof weg.
    »Er is mit den Ladies zu einem Restaurant an der Cameron in Lafayette, drunten bei den Four Corners«, sagte er.
    »Welches Restaurant?« fragte ich.
    »Das, wo hinten der Rauch rauskommt.«
    »Ist es ein Grillhaus?« fragte ich.
    »Der Mann, dem’s gehört, verbrennt da draußen ständig Abfall. Sie riechen’s, bevor Sie’s sehn.«
    Wir fuhren auf der Cameron Street durch das Schwarzenviertel von Lafayette. Vor uns lag ein Areal, das Four Corners genannt wurde, eine Gegend, in der die Sitte noch so viele Verhaftungen vornehmen konnte, ohne daß die Nutten von den Gehsteigen oder aus den Motels verschwanden.
    »Dort ist sein Caddy«, sagte Clete und deutete aus dem Fenster. »Schau dir den Laden an. Dem seine Bräute müssen Magenwände aus Gummi haben.«
    Ich hielt auf dem unbefestigten Parkplatz neben einem Holzgebäude, hinter dem ein Plumpsklo und ein rauchender Brennofen standen.
    »Wir sind nicht nur außerhalb deines Reviers, Großer, wir sind auch mitten im Herzen der schwarzen Stadt. Ist dir dabei wohl zumute?« fragte Clete, als wir ausgestiegen waren.
    »Die hiesige Polizei stört’s nicht«, sagte ich.
    »Hast du’s mit denen abgesprochen?«
    »Eigentlich nicht.«
    Er schaute mich an.
    »Sweet Pea ist ein Profi. Da ist nichts weiter dabei.«
    Ich griff in die Styropor-Kühlbox und holte den Müllsack heraus. Eis und Wasser tropften herunter, als er schwer in meiner Hand hing.
    »Was hast du vor?« fragte Clete.
    »Ich glaube, daß Sweet Pea dabei geholfen hat, Helen Soileau eins auszuwischen.«
    »Der Muffenleckerin? Sind etwa der ihre Viecher umgebracht worden?«
    »Laß sie in Frieden, Clete.«
    »’tschuldigung. Ich meine die Dame, für die ich nichts weiter als Spucke auf dem Gehsteig bin. Was is in dem Sack?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken.«
    »Ich nehm an, ich hab’s rausgefordert.« Mit einem lauten Ploppen spie er den Kaugummi aus.
    Wir gingen hinein. Es war ein trostloser Laden, in dem man es vermutlich nur sinnlos besoffen aushalten konnte, wenn einem alles egal war. Der Innenraum war dunkel, der Boden mit Linoleum ausgelegt, und an den grünen Wänden rundum waren

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