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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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lauter helle Rechtecke, wo einst Bilder gehangen hatten. Menschen, deren Rasse sich nur schwer feststellen ließ, trieben sich an der Bar, in den Sitzecken und am Pooltisch herum. Alle schauten erwartungsvoll in das gleißende Licht, das durch die Tür fiel, so als kündige sich ein interessantes Ereignis an.
    »Mann, dieser Sweet Pea hat vielleicht einen Geschmack, was? Ich frag mich, ob die hier die Schaben im Kartoffelstampf extra berechnen«, sagte Clete.
    Im Lichtschein, der aus der Küche fiel, sahen wir Sweet Pea mit einem weiteren Mann und vier Frauen an einem Tisch sitzen. Der andere Mann erklärte gerade irgendwas; er hatte die Unterarme auf die Tischkante gestützt und fuhrwerkte mit den Fingern herum. Die Frauen wirkten gelangweilt, verkatert, teilnahmslos.
    »Kennst du den Kerl, den er dabeihat?« murmelte Clete.
    »Nein.«
    »Das ist Patsy Dapolito, auch Patsy Dap, Patsy Bones oder Patsy der Bäcker genannt. Er macht für Johnny Carp den Ausputzer.«
    Der Mann, der Patsy Dapolito hieß, trug eine Krawatte und ein Hemd mit gestärktem Kragen, das bis zum Hals zugeknöpft war. Sein Gesicht wirkte irgendwie verkniffen – die Nase zu schmal und zu scharf, der Mund nach unten gezogen, so daß ständig die Zähne zu sehen waren.
    »Laß dich zu nichts hinreißen, Dave. Dapolito is’n Irrer«, sagte Clete leise.
    »Das sind sie alle.«
    »Er hat die Knochen von ’nem andern Gorilla in ’ne Torte verbacken und sie ’nem Gewerkschaftsboß zum Geburtstag geschickt.«
    Sweet Pea saß am Kopfende des Tisches und hatte eine Serviette um den Hals gebunden. Der Tisch stand voller Teller mit gekochten Flußkrebsen und großen gläsernen Bierkrügen. Sweet Pea nahm einen Krebs, brach den Schwanz ab, saugte das Fett aus dem Kopf und pulte dann die Schale ab. Er tunkte das Fleisch in eine rote Soße und steckte es, ohne auch nur einmal aufzublicken, in den Mund.
    »Besorgt euch ’n paar Teller, Mister Robicheaux«, sagte er. Er trug eine cremefarbene Hose, eine Schnurkrawatte und ein graues Seidenhemd, das metallisch glitzerte. Sein Mund schimmerte, als habe er Lippenstift aufgetragen.
    Ich zog den toten Waschbär an den Hinterläufen aus dem Müllsack. Der Kadaver war steif und ledrig, das Fell feucht vom Eis in der Kühlbox. Ich schleuderte ihn quer über den Tisch, mitten auf Sweet Peas Teller. Krebsschalen und Tunke, Bier und Kohlsalat spritzten ihm auf Hemd und Hose.
    Er starrte auf seine Kleidung, dann auf den verkrümmten Waschbärenkadaver mitten auf seinem Teller, dann auf mich. Aber Sweet Pea ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Er wischte sich mit dem Handrücken die Wange ab und wollte etwas sagen.
    »Halt’s Maul, Sweet Pea«, sagte Clete.
    Sweet Pea lächelte und kniff die faltigen Augen zusammen.
    »Womit hab ich das verdient?« sagte er. »Sie versaun mir mein Essen, Sie schmeißen tote Tiere auf mich, und ich soll nicht mal was dazu sagen dürfen?«
    Ich hörte das Surren der Klimaanlagen an den Fenstern, hörte, wie eine Poolkugel über den Linoleumboden rollte.
    »Ihre Kumpane haben einer Freundin von mir etwas angetan, Sweet Pea«, sagte ich.
    Er wickelte eine Serviette um den Schwanz des Waschbären, hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich weg und ließ ihn fallen.
    »Wollt ihr nix essen?« fragte er.
    »Scheiß drauf«, sagte Clete mit gesenkter Stimme neben mir.
    Dann sah ich den Gesichtsausdruck des Mannes, der Patsy Dap genannt wurde. Er grinste, so als ob er sowohl verdutzt als auch dankbar für die Situation sei, die uns allen hier beschert wurde. Ich spürte, wie Clete mich mit dem Schuh anstupste, mit den Fingern an meinem Arm zupfte.
    Aber jetzt ging alles viel zu schnell.
    »Was läuft hier eigentlich?« sagte Dapolito. »Der Auftritt der Irren, Scheißclowns, die andern Leuten ihr Sonntagsessen verderben?«
    »Mit dir hat niemand was am Hut, Patsy«, sagte Clete.
    »Und was soll dann das hier? Warum macht ihr einen Scheißstunk, saut die Leute mit Essen voll? Verflucht, wer is der Typ überhaupt?«
    »Gegen dich haben wir überhaupt nichts, Patsy. Du kannst es mir glauben«, sagte Clete.
    »Wieso schaut er mich so an?« sagte Dapolito. »Hey, ich mag das nicht. Was glotzt du mich so an, Mann? ... Hey ...«
    Ich wandte mich wieder an Sweet Pea.
    »Sag den zwei Typen – du weißt schon, wen ich meine –, daß sie meine Freundin nicht mehr belästigen sollen. Das ist alles, was ich loswerden wollte«, sagte ich.
    »Hey, ich hab gefragt, wieso du mich so beschissen

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