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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich.
    » Einverstanden.«
    »Ich lege jetzt auf. In etwa zwei Minuten bin ich unten.«
    »Nein. Unterbrechen Sie die Verbindung nicht.«
    Ich ließ den Hörer auf den Tisch fallen und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Ich zog meine Khakihose und Slipper an und holte das Holster mit meiner 45er Automatik aus der Kommodenschublade. Bootsie hatte den Kopf teilweise unter dem Kissen vergraben und schlief. Leise schloß ich die Tür hinter mir, zog den Schlitten der 45er zurück und lud durch, brachte den Hammer wieder in Ruhestellung, sicherte die Waffe und steckte sie mir hinten in den Hosenbund.
    Ich griff zum Hörer.
    »Sind Sie noch da, Partner?« sagte ich.
    »Ja.«
    »Schalten Sie die Taschenlampe ein.«
    »Eine großartige Idee.«
    Ich trat aus der Tür und ging zwischen den Bäumen die Böschung hinab. Er hatte jetzt den Fahrweg verlassen, so daß ich ihn deutlicher sehen konnte. Er war weit über eins achtzig groß, breitschultrig, aber seine Arme wirkten viel zu dünn für die Ärmel des Regenmantels, und das Gesicht sah so zerfurcht, verwittert und rissig aus wie trockener Fensterkitt. Die linke Manteltasche wurde vom Gewicht des Funktelefons nach unten gezogen, und die Taschenlampe hatte er jetzt in der linken Hand. Seine Lippen wirkten im Lichtstrahl lila, wie Pflaumenschalen. Er betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen, so als spähe er durch Rauchschwaden.
    »Legen Sie die rechte Hand in den Nacken«, sagte ich.
    »Das ist nicht anständig.«
    »Das gilt auch für Ihre nichtswürdigen Spielchen auf Kosten eines tapferen toten Soldaten.«
    »Ihr Freund könnte noch leben.«
    Er hob die rechte Hand, hakte sie unter das Mantelrevers und ließ sie dort. Ich beobachtete ihn, ohne darauf einzugehen.
    »Sonny Marsallus ist ein Verräter«, sagte er.
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß wir mal einen Blick auf Ihren Ausweis werfen.«
    »Sie hören nicht zu.«
    »Sie haben einen Fehler gemacht, als Sie hierhergekommen sind.«
    »Glaub ich nicht. Sie haben sich im Krieg ausgezeichnet. Marsallus nicht. Der ist käuflich.«
    »Ich möchte, daß Sie sich umdrehen, zurück zum Bootsanleger gehen und die Hände aufs Geländer legen ... Machen Sie’s einfach, Partner. Und keine Widerrede.«
    Aber er rührte sich nicht. Ich spürte, wie mir der Schweiß wie Ameisen über die Rippen lief, doch der Mann, der sich Jack nannte, der Hut und Regenmantel trug, war trocken wie Pergament. Seine Augen, die wie braune Achate mit goldenen Einsprengseln wirkten, waren weiter auf mich gerichtet.
    Dann hörte ich draußen in der Dunkelheit ein Geräusch.
    »Hey, Jack, wie läuft’s?« meldete sich eine Stimme.
    Jack drehte den Kopf zur Seite und starrte in die Finsternis.
    »Ich bin’s, Sonny«, sagte die Stimme. »Hey, Dave, gib acht auf den ollen Jack hier. Der hat unter der rechten Achselhöhle ’ne abgesägte Zwölfer-Schrotflinte an einer Elastikschnur hängen. Schlag den Regenmantel zurück, Jack, und lass Dave mal gucken.«
    Aber Jack dachte nicht daran. Er warf die Taschenlampe weg und stürmte an mir vorbei den Weg hinauf. Dann sah ich Sonny, der unter den tiefen Zweigen einer immergrünen Eiche hervorkam und mit beiden Händen eine aufwärtsgerichtete Neun-Millimeter-Smith & Wesson hielt.
    »Geh mir aus dem Weg, Dave!« rief er.
    »Bist du verrückt? Laß das sein!«
    Doch Sonny drehte sich von mir weg und legte mit ausgestreckten Armen an. Dann drückte er ab, ein-, zwei-, drei-, viermal, und ich sah das Mündungsfeuer, das aus dem Lauf zuckte, und hörte das Klirren der ausgeworfenen Messinghülsen auf dem Weg.
    Er hob die Taschenlampe des Mannes auf, der sich Jack nannte, und leuchtete den Fahrweg ab.
    »Schau auf den Boden, Dave, gleich neben der Bresche im Gebüsch«, sagte er. »Ich glaube, Jack hat sich grade ein Loch eingefangen.« Dann rief er in die Dunkelheit: »Hey, Jack, was für ein Gefühl ist das?«
    »Gib mir die Waffe, Sonny.«
    »Tut mir leid, Streak ... Und es tut mir auch leid, daß ich dir das antun muß ... Nein, nein, rühr dich nicht von der Stelle. Ich will dir bloß die Wumme abnehmen. Und nun gehen wir runter zum Bootssteg und ketten dich an.«
    »Es gibt Grenzen, Sonny, und du gehst zu weit.«
    »Es gibt nur eine Grenze, die zählt, Dave, und das ist die zwischen den Guten und den Scheißkerlen.« Er holte ein Paar offene Handschellen aus der hinteren Tasche seiner Bluejeans. »Leg die Hände übers Geländer. Machst du dir Sorgen wegen der Vorgehensweise? Der Typ hat das Loch verdient, das

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