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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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diesem Abend, als Clete Purcels rostzerfressener Caddy, dessen schimmliges und zerfleddertes Verdeck krumm und schief zurückgeklappt war, in die Auffahrt getuckert kam und abstarb wie ein krankes Tier.
    Er trug seinen Porkpie-Hut und ein mit lauter kleinen lila Seepferdchen bedrucktes Tropenhemd. In der einen Hand hatte er ein Poor-Boy-Sandwich mit Austern, mit der anderen drehte er am Radio herum.
    »Komm, wir machen ’ne Spritztour«, sagte er.
    »Was ist los?«
    »Ich muß mit dir reden, das is alles.«
    »Stell das Radio leiser«, sagte ich.
    »Hey, hast du schon mal Dr. Boogie and the
Bon Ton
Soul Train gehört?«
    »Nein.«
    Er ließ den Motor wieder an und gab langsam Gas. Der kaputte Auspufftopf schepperte ans Bodenblech.
    »Okay!« rief ich durch den Lärm und setzte mich neben ihn. Ein paar Minuten später näherten wir uns der Zugbrücke. »Ist dir eigentlich klar, daß du immer wieder bei den gleichen Karren landest wie die Schmalztollen?« sagte ich.
    »Das kommt daher, weil ich sie von den Schmalztollen kaufe. Ich bin froh, daß ich mir das Zeug leisten kann, das die Schmalztollen abstoßen.«
    Ich wartete, daß er zur Sache kam. Wir fuhren nach New Iberia, dann hinaus, in Richtung Spanish Lake. Ruhig und nachdenklich saß er im Fahrtwind, kaute sacht an seinem Daumennagel.
    »Ich hab von der Sache mit Sonny gehört. So einen Tod hat der Typ nicht verdient«, sagte er. Wir waren jetzt auf der alten zweispurigen Landstraße. Die Azaleen und die lila Glyzinien am Straßenrand blühten noch, und zwischen den Bäumen konnte man den See sehen. Cletes Stimme klang heiser, tief und kehlig. »Und noch was andres beschäftigt mich.« Er drehte sich um und schaute mich an. »Ich hab dir doch erzählt, daß ich einen roten Fleck an den Knöcheln gekriegt hab, als ich Johnny eine gesemmelt hab? Der ausgesehen hat, als wär Erdbeersaft unter der Haut, und nicht mehr weggehen wollte?«
    Er schüttelte den Kopf, ohne meine Antwort abzuwarten.
    »Ich bin immer stinkig auf Sonny gewesen. Ich kann nicht mal sagen, warum. Als ich gehört hab, daß er ausgeknipst worden ist, isses mir richtig schlecht gegangen, weil ich ihn so behandelt hab. Gestern nacht bin ich im Tujague’s im Klo gewesen und wollte mir die Hände waschen, und da war der rote Fleck auf einmal weg.«
    Er hielt den Handrücken in die rote Sonnenglut über dem Armaturenbrett.
    »Das bildest du dir alles bloß ein, Clete.«
    »Du kannst mir auch schon mal was abnehmen, Mann. Meine Hand hat die ganze Zeit getobt. Jetzt tut sie’s nicht mehr. Ich glaub, Johnny Carp hat uns beide benutzt, damit er ihn umlegen lassen kann.«
    Er bog links von der Landstraße ab, fuhr an einem verfallenen zweistöckigen Haus vorbei, das einst ein Spielsalon gewesen war, und folgte dem unbefestigten Fahrweg bis zu einem Wäldchen, an dem jemand Hausmüll, ausrangierte Matratzen und Polstersessel in die Landschaft gekippt hatte. Clete stieß mit dem Caddy ins Zwielicht unter den Bäumen zurück. Die Sonne war jetzt hinter dem Horizont versunken, und in der Luft wimmelte es von Vögeln.
    »Was hast du vor?« fragte ich.
    »Helen Soileau hat den Durchsuchungsbefehl für Sweet Peas Haus gekriegt. Jetzt rate mal: Er hat den Teppichboden aus seinem Caddy rausgerissen.«
    Das Radio war jetzt aus, und als er den Motor abstellte, hörte ich Geräusche im Kofferraum, als ob sich jemand bewegte, dann scharrte ein Lederschuh über Metall.
    »Du machst einen Fehler«, sagte ich.
    »Schau einfach zu. Der is’n Freak. Freaks geht einer ab, wenn sie im Mittelpunkt stehn.«
    Clete holte sich eine Dose Bier aus der Styroporkühlbox auf dem Rücksitz und entriegelte den Kofferraum. Sweet Pea lag eingerollt um die Mulde für den Ersatzreifen. Seine verwachsenen Augen glänzten in der aufgestauten Hitze, das zinnfarbene Seidenhemd war naß vor Schweiß. Er kletterte über die Stoßstange heraus, hatte den kleinen Mund fest zusammengepreßt, so als sauge er an einem Minzeblatt.
    »Hey, Dave. Was sagt man dazu, Schätzchen?« sagte er.
    Clete schubste ihn rücklings über einen Baumstamm zu Boden.
    »Streak hat seine Dienstmarke verloren, Sweet Pea. Für uns gelten jetzt andere Regeln. Für Klugscheißer haben wir nichts übrig, hast du mich verstanden?« sagte Clete.
    Sweet Pea steckte den kleinen Finger in eine Zahnlücke, schaute sich dann das Blut darauf an und spie ins Gras.
    »Ich muß mal auf Toilette«, sagte er.
    »Mach in die Hosen«, sagte Clete. Dann wandte er sich an mich. »Ich hab

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