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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dasser euch beiden was vorlügt, genauso wie er mit mir ein Baby gemacht und ständig so getan hat, als ob ich’s auch ohne einen Mann kriegen und auf der Plantage leben könnt, wie es sich für Farbige gehört, so wie seine Vorfahren es mit uns gemacht ham, wie wenn das Kind nicht sündig war, weil es das Blut der Bertrands in sich hat.«
    »Wie kannst du es wagen!«
    »Und Sie können nicht davonrennen, wenn Sie den kleinen Jungen im Scheinwerferlicht sehn, die Angst in seinen kleinen Augen sehn, hörn, wie er durch die Erde, die sie ihm in den Mund gesteckt ham, zu Ihnen spricht. Schnaps und Drogen können einen Geist nicht im Grab festhalten. Dieser kleine Junge, John Wesley hat er geheißen, der sitzt neben Ihrem Nachtkasten am Boden und flüstert Ihnen die ganzen Geheimnisse zu, die er unter der Erde gelernt hat, all die Sachen, zu denen er nicht gekommen ist, die Fragen über seine Mamma und seinen Pappa, und wieso sie nicht da sind und sich um ihn kümmern oder ihm was zum Geburtstag bringen, weil Ihr Mann sie aus dem Bezirk fortgejagt hat.«
    »Wenn du noch einmal in meine Nähe kommst, geb ich dir eine Ohrfeige.«
    Julias stramme Waden blinkten wie zwei Scherenblätter, als sie bei Rot die Straße überquerte.
    Doch Ruthie Jean folgte ihr ins Restaurant, zwischen den gedeckten Tischen hindurch und vorbei an den gerahmten Kohlestiftzeichnungen und Aquarellen mit Motiven aus dem ländlichen Louisiana an den Wänden, in einen Speiseraum, in dem Julia Zuflucht hatte suchen wollen. Doch jetzt war er zu einer Sackgasse geworden.
    Julia saß aufrecht auf ihrem Stuhl, hielt die Speisekarte fest und machte ein verbittertes Gesicht. Als Ruthie Jean sich einen Stuhl am Nebentisch nahm, fing Julia an zu lachen. Es klang laut und durchdringend, abgehackt, als fielen Möbel eine Treppe hinunter.
    »Stimmt irgendwas nicht, Miss Julia?« fragte der Inhaber.
    »Ich dachte, das hier wäre ein privater Speiseraum. Es ist doch ein privater Speiseraum, nicht wahr?«
    »Manchmal. Wenn ihn jemand für ein Festbankett oder eine geschlossene Veranstaltung reservieren läßt«, antwortete er.
    »Ich hätte gern einen anderen Tisch. Da drüben. Am Fenster.«
    »Bitte sehr. Sind Sie sicher, daß alles in Ordnung ist, Miss Julia?«
    »Sind Sie blind, Sir?«
    Der Inhaber rückte ihr an dem Tisch, dessen Leintuch in der Sonne glänzte, einen Stuhl zurecht. Ruthie Jeans Augen leuchteten wie Glas, als sie sich den beiden näherte.
    »John Wesley is im Regen begraben worden. In einem Sarg aus Pappmaché und Sperrholz«, sagte sie. »Er is verfault, von den Würmern aufgefressen, und deswegen kann er Sie nachts in Ihrem Zimmer aufsuchen, direkt neben Ihrem Kopfkissen sitzen und Ihnen genau ausmaln, was das gewesen is, das unter Ihr Auto geschleudert worden is und das Geräusch gemacht hat, das Ihnen nicht mehr aus dem Kopf geht.«
    »Du bist eine boshafte, durchtriebene, undankbare Schwarze, Ruthie Jean. Du kannst in einem Asyl landen. Denk an meine Worte«, sagte Julia.
    Im Hintergrund wählte jemand eine Telefonnummer.
    »Sie können Moleen nicht davon abhalten, dasser wieder bei meinem Haus vorbeikommt«, sagte Ruthie Jean. »Aber ich will ihn nicht mehr. In Mexiko hat er mir mal ’ne Blume auf den Bauch gelegt, hat meine Brüste in den Mund genommen, ihn mir reingesteckt und gesagt, ich wär alles, was er zu essen braucht. Bloß dasser meine Brüste meinem Baby weggenommen hat. Und das kommt daher, weil ihr Weißen alle nicht wißt, wie man irgendwas richtig liebt, außer wenn ihr’s unbedingt braucht.«
    Nachdem Ruthie Jean im Streifenwagen weggeschafft worden war, saß Julia reglos und wie betäubt an dem Tisch in dem einsamen Speiseraum. Ihre Lippen waren blutleer, ihr Make-up war trocken und bröcklig, wie von einer inneren Hitze ausgedörrt. Ständig zupfte sie mit dem Daumen an ihrer Nagelhaut, hinterließ halbmondförmige Abdrücke an ihren Knöcheln, die sie fortwährend knetete, als wolle sie die verworrenen Gedanken lösen, die ihr wie Spinnen durch die Adern krochen.
    Sie lächelte, stand auf und ging ihrem Mann entgegen, der gerade eilends von seiner Anwaltskanzlei kam, die ein Stück die Straße runter lag.
    »Moleen, mein Lieber«, sagte sie. »Schön, daß du kommst. Bedrückt dich irgendwas? Ach, was sollen wir bloß machen, mein Lieber?«
    Sie zog ihm mit ihrem scharfen Zeigefingernagel senkrechte rote Striche unter die Augen, so als ob sie einem Clown Tränen ins Gesicht schminken wollte.
    Es dämmerte bereits an

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