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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den Regen zu einem sprechen. Ich fragte mich, ob Sonny sich bei mir melden würde.
    Die Morgenluft war gold-blau, der Himmel klar, und es wehte ein milder Wind aus Süden, als der Sheriff seinen Streifenwagen neben der Bootsrampe abstellte und zum Anlegesteg herunterkam. Ich war ohne Hemd, schmirgelte verdorrte Fischschuppen vom Handlauf, ließ mir die Sonne auf den Rücken scheinen und genoß einen fast vollkommenen Tag. Ich wollte nichts von den Problemen anderer Leute hören, ihren Schuldgefühlen, nicht einmal eine Entschuldigung für irgendwelche Verfehlungen, ob echt oder eingebildet.
    »Wir haben Patsy Dapolito in Gewahrsam«, sagte er.
    »Da ist er meiner Meinung nach gut aufgehoben.«
    »Er sagt, jemand hat das Trinkgeld gestohlen, das er in dem Motelrestaurant hinterlassen hat. Er hat einen ziemlichen Aufstand gemacht. Hat den Leuten im Lokal eine Heidenangst eingejagt. Der Kerl ist vermutlich die schlimmste Horrorgestalt, die’s in New Iberia bloß geben kann.«
    Ich zog das Sandpapier über das gemaserte Holz und blies den Staub ins Sonnenlicht.
    »Das geht Sie alles nichts mehr an, was?« sagte der Sheriff.
    »Nicht, solange er sich hier nicht blicken läßt.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, daß es so einfach ist, Dave.«
    Ich schmirgelte weiter, schaute ihn an.
    »Gestern hat das FBI angerufen. Die dachten, Sie wären noch bei uns.« Er zuckte mit den Achseln, so als sei ihm die eigene Aussage unangenehm. »Die hören ein paar von Johnny Carps Leuten ab. Bei einem Gespräch ist auch Ihr Name gefallen.«
    »Ich bin nicht mehr mit von der Partie, Sheriff. Vielleicht wird’s Zeit, daß Sie und die FBIler das endlich kundtun.«
    »Die Spaghettis meinen, daß Sie irgendwas wissen, was Sie nicht wissen sollten. Oder daß Sie ihnen hier drüben das Geschäft verderben könnten.«
    »Sie irren sich.«
    »Einer von denen hat gesagt: ›Sollen sich doch die Rambosäcke drum kümmern.‹ Sie haben gelacht, und ein anderer hat gesagt: ›Genau, die sollen Charlie herschicken.‹ Sagt Ihnen das irgend etwas?«
    »Ja, durchaus. Ich bin gefeuert. Kümmert euch doch selber um euren Dreck.«
    »Ich glaube, mit Aufbrausen kommen wir hier nicht weiter, Dave.«
    »Wenn ein Besoffener aus einer Bar rausfliegt, erwartet man doch auch nicht, daß er den Leuten, die noch drin sind, was zu trinken spendiert. Möchten Sie eine Tasse Kaffee, Sheriff?«
    Clete kam gegen Mittag vorbei, trank unter der Segeltuchplane am Bootsanleger ein Bier und bestand dann darauf, daß ich mit ihm nach New Iberia fuhr.
    »Ich muß arbeiten«, sagte ich.
    »Genau darum geht’s«, sagte er und drückte die leere Bierdose zusammen. Der Porkpie-Hut saß schief über der zernarbten Braue, und aus seinen Augen lachte der Schalk.
    Wir fuhren die East Main Street entlang, an dem alten Burke-Anwesen und dem Steamboat House vorbei in den Schatten der immergrünen Eichen, vorbei an der Stadtbücherei und der steinernen Grotte, die der Mutter Gottes geweiht ist, dem einzigen Überbleibsel der alten katholischen Volksschule, in der vor dem Bürgerkrieg George Washington Cable gewohnt hatte, vorbei an der Anwaltskanzlei von Moleen Bertrand und den Shadows, und dann hinein in die pralle Sonne, bis wir im Gewerbegebiet landeten.
    Clete parkte neben einem kleinen Büro in einem Eckhaus. Der hintere Teil des Gebäudes war alt, aus Ziegelsteinen, auf denen noch die Inschriften aus dem neunzehnten Jahrhundert standen. Fünfzig Meter weiter fuhr ein Schleppkahn den Bayou Teche hinunter; auf die Zugbrücke zu.
    Zwei Männer mit Tennisschuhen, die für Möbelpacker viel zu schmächtig waren, schleppten Mobiliar aus einem Mietlastwagen in das Büro.
    »Du hättest fragen sollen, bevor du so was machst.«
    »Hab ich. Du hast bloß nicht zugehört.«
    »Wer sind diese Jungs?«
    »Ach, ein Pauschalangebot von der Kanzlei Nig Rosewater. Nig schuldet mir was für zwei Ausgebüxte, die ich aufgespürt habe, die zwei Jungs hier, genaugenommen, und die Jungs schulden wiederum Nig was für ihre Kaution. Also hat Nig noch ein paar Möbel draufgelegt, und jeder hat was davon.«
    »Clete, ich bin dir wirklich dankbar, aber ...«
    »Ist doch schon gelaufen, Großer. Sag den Jungs, wo du deinen Schreibtisch und die Aktenschränke haben willst. Und sorg dafür, daß sie nicht mit irgendwelchen Schlüsseln abhaun.« Er schaute auf die Straße. »Da kommt sie. Hör mal, fahr mit meinem Auto zu dir nach Hause, wenn du fertig bist, okay? Helen geht mit mir zu Mittag

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