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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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essen.«
    Er sah meinen Blick.
    »Dann isse halt zweifach gewickelt. Wer ist schon vollkommen?« sagte er.
    Winkend fuhren die beiden weg, während ich auf dem Gehsteig zwischen Cletes schrottreifem Caddy und dem Bürofenster stand, auf dem bereits der Schriftzug ROBICHEAUX, PURCEL UND KOMPAGNONS – PRIVATDETEKTEI prangte.
    Im Dämmerlicht fuhr ich hinaus zur Bertrandschen Plantage und parkte bei dem Gummibaumhain. Ich durfte mich hier eigentlich nicht aufhalten, doch ich scherte mich nicht darum. Ich hatte glauben wollen, daß ich nichts mehr mit Sonny Boy, Julia und Moleen, Luke, Ruthie Jean und Bertie Fontenot zu schaffen hatte. Aber ich wußte, daß das nicht stimmte. Sogar Sweet Pea Chaisson wußte es.
    Dieses Stück Land war unsere Erbsünde, nur daß uns noch kein Taufritual eingefallen war, durch das wir sie aus unserem Leben tilgen konnten. Das junge Zuckerrohr auf dem lila-grünen Feld wuchs aus hohlen Brustkörben und leeren Augenhöhlen. Aber was war mit den anderen, deren Leben hier begonnen und anderswo geendet hatte? Denjenigen, die als Prostituierte in den Schuppen an der Hopkins Street in New Iberia und der Jane’s Alley von New Orleans gelandet waren, die sich die Hände mit Austernmessern zerschnitten, mit der Zuckerrohrsichel die Schienbeine bis auf den blanken Knochen aufgeschlitzt hatten, in der Red-Hat-Gang und in den Außenlagern von Angola den Blues auf der Zwölfsaitigen gelernt hatten, bei Leadbelly und Hogman Matthew Maxey, die in den schmiedeeisernen Schwitzkästen von Camp A buchstäblich bei lebendigem Leib gekocht worden und scharenweise, in einem Exodus von biblischen Ausmaßen, mit Eisenbahnzügen gen Norden gefahren waren, in die Southside von Chicago und ins wundersame Harlem der zwanziger Jahre, wo sie die Musik des Südens spielten und die Luft mit dem Duft nach Maisbrot, Kohl und Schweinskoteletts mit Süßkartoffeln erfüllten, so als ob sie nach wie vor bereit wären zu vergeben, wenn wir ihnen nur das Recht zur Vergebung zugestünden.
    Tolstoi hat einmal gefragt, wieviel Erde der Mensch braucht.
    Gerade so viel, daß er spürt, welche Anziehungskraft sie hat und daß sie ein Anrecht erhebt auf die Lebenden wie auf die Toten.

23
    Obwohl mein Name am Fenster stand, ging ich nicht in das Büro, und genaugenommen hatte ich noch nicht offiziell in die Partnerschaft eingewilligt, auch wenn Bootsie und ich das Einkommen gebrauchen konnten.
    Bis Clete drei Tage später im Köderladen anrief.
    »Hör dir das an. Johnny Carp sagt, er will sich noch mal mit uns zusammensetzen. Elf Uhr, in unserem Büro.«
    »Sag ihm, er soll sich aus der Stadt fernhalten.«
    »Nicht ratsam, Großer.«
    »Versuch nicht, mit diesen Typen zu verhandeln.«
    »Der Typ regt sich über irgendwas auf.«
    »Wen schert’s?« sagte ich.
    »Wach auf, Dave. Du hast kein Radar mehr. Entweder du nimmst wahr, was auf der Straße vor sich geht, wenn du die Chance dazu hast, oder du wirst gefressen.«
    Ich wartete bis kurz vor elf, dann fuhr ich nach New Iberia. Johnny Carps lange weiße Limousine mit den tiefdunkel getönten Fenstern stand in zweiter Reihe vor dem Büro. Eins der hinteren Fenster war ein Stück heruntergekurbelt, und zwei Frauen mit gebleichten Haaren und Frankenstein-Make-up saßen rauchend auf dem Rücksitz und schauten gelangweilt vor sich hin, ohne sich eines Blickes zu würdigen. Drei von Johnnys Männern, alle mit Sonnenbrille und scharfem Haarschnitt, standen auf dem Gehsteig und schauten die Straße auf und ab, als ob sie Agenten des Secret Service wären.
    Ich parkte um die Ecke und ging zur Eingangstür. Einer von ihnen musterte mich mit verschränkten Armen und ausdrucksloser Miene durch seine Sonnenbrille. Er kaute auf einem Pappstreichholz herum, das er im Mundwinkel klemmen hatte, nickte dann, trat einen Schritt zurück und ließ mich passieren.
    »Sind Sie das, Frankie?« fragte ich.
    »Ja. Wie geht’s Ihnen, Mister Robicheaux?« antwortete er.
    »Ich dachte, Sie wären eine Weile weg.«
    »Die Braut hat Gewissensbisse gekriegt und ihre Aussage zurückgenommen. Was willst ’n da machen?« Er zuckte mit den Achseln, als stünde er vor einem großen Rätsel der Menschheit.
    »Ich würde den Wagen lieber woanders parken, Frankie.«
    »Ja, ich wollt’s dem Fahrer grade sagen. Danke.«
    »Seit wann arbeitet Charlie denn für euch?« fragte ich.
    Er hielt die Finger in die Luft, faßte sich an die Wange und wedelte wieder mit der Hand.
    »Wer?« sagte er. Er schürzte die Lippen, so daß

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