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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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empfand. Sie umgab sich mit einem dicken Panzer, deshalb wagte niemand so schnell, sie nach ihrem Privatleben zu fragen. So lange es nicht um Fußball ging.
    Das Seltsame war, dass es Knutas leichtfiel, mit ihr zu reden, obwohl sie sich ihm nur selten anvertraute. Er wandte sich oft an Karin, wenn er Probleme mit Line oder einem der Kinder hatte. Dann war sie aufmerksam und verständnisvoll. Wenn er ihr aber persönliche Fragen stellte, wich sie immer aus. Trotzdem war sie ihm ungeheuer wichtig, und oft hatte er schreckliche Angst, sie könnte sich einen interessanteren Arbeitsplatz suchen. Karin arbeitete seit sechzehn Jahren bei der Polizei von Visby, doch so lange sie privat nicht gebunden war, hatte er diese Angst. Sie konnte doch jederzeit auf dem Festland jemanden kennenlernen und die Insel verlassen. Oder ein berufliches Angebot erhalten, das sie einfach nicht ablehnen konnte.
    Manchmal kam er sich vor wie ihr alter Vater, obwohl nur dreizehn Jahre zwischen ihnen lagen. Knutas war inzwischen so sehr auf Karins Hilfe und Mitarbeit angewiesen, dass er sie um nichts in der Welt verlieren wollte.
    Sie zögerte eine Weile, ehe sie seine Frage beantwortete.
    »Doch, gut.«
    »Sicher?«
    Ihre Miene war undurchdringlich, als sie seinen Blick erwiderte.
    »Sicher, bei mir ist alles in Ordnung.«
    Obwohl er sah, dass etwas sie quälte, wusste er, dass er jetzt keine weiteren Fragen stellen durfte.

JOHANS UNERWARTETER ANTRAG hatte Emma völlig überrascht. Auf irgendeine Weise kam ihr alles unausweichlich vor, als habe diese Entscheidung früher oder später kommen müssen. Sie hatten zusammen ein Kind. Als Emma sich dafür entschieden hatte, das Kind zu behalten und ihre Ehe zu beenden, hatte sie diesen Entschluss eigentlich bereits getroffen. Trotzdem hatte sie immer wieder geschwankt, und wenn sie nun darüber nachdachte, wie sie sich verhalten hatte, seit sie Johan kannte, dann erschien es ihr als Wunder, dass er noch immer mit ihr zusammen sein wollte und sie nicht schon längst satt hatte.
    Er war zum Arbeiten in die Stadt gefahren. Er hatte sie geküsst, sonst aber nichts gesagt, und keine Antwort von ihr verlangt. Sie hatte ihm nachgeschaut, als er über den verschneiten Gehweg zum Auto lief. Seinen dunklen Locken, der braunen, modisch verschlissenen Lederjacke und den ausgebleichten Jeans.
    In gewisser Hinsicht war alles ganz einfach, sie liebte ihn, und irgendwie war es selbstverständlich, dass sie heiraten würden. Zugleich war ihre Angst sehr groß, dass es wieder so kommen würde wie mit ihr und Olle. Dass sich die alltägliche Tristesse in ihre Beziehung einschleichen würde, wenn die erste Begeisterung über das Zusammenleben sich gelegt hätte. Die Spannung verschwand, ganz langsam und stückweise, und das führte unerbittlich dazu, dass sie einander nicht mehr begehrenswert fanden. Ihr Sexualleben verkümmerte, weil sie beide es nicht mehr schafften, die Glut neu anzufachen, die es früher einmal gegeben hatte. Alles, was noch übrig blieb, fiel mechanisch und pflichtschuldig aus.
    Sie schauderte unter der Decke, an der noch Johans Geruch haftete. So durfte es einfach nicht kommen. Sie stand auf, schob die Füße in ihre Pantoffeln und holte sich das T-Shirt, das quer über dem Sofa lag. Sie ging ins Schlafzimmer und beugte sich über das Gitterbettchen, in dem Elin leise schnarchte. Die Sonne schien in die Küche. Das war fast unwirklich nach Wochen mit grauem Wolkenwetter. Sie hatte fast vergessen, wie die Sonne aussah.
    Sie kochte Kaffee und machte Toast. Setzte sich auf ihren Lieblingsplatz am Fenster und schaute hinaus auf den Schnee. Der lag so hoch, dass die Kinder Schlitten fahren konnten, und darauf freute sie sich. In der Nähe gab es einen Hang, den sie schrecklich gern hinuntersausten. Bald würde Elin Sara und Filip begleiten können.
    Jetzt waren die beiden bei ihrem Vater. Emma hatte sich endlich an dieses wöchentlich wechselnde Leben gewöhnt und konnte es genießen, die Hälfte der Zeit mit Elin allein zu sein. Sie sah den Stuhl ihr gegenüber an. Dort hatte in all den Jahren Olle gesessen und seinen grünen Tee getrunken, dessen Geruch Emma nur schwer ertragen konnte. Johan trank keinen grünen Tee, Gott sei Dank.
    Sie fragte sich, welche Gewohnheiten er an den Tag legen würde, wenn sie erst zusammenzogen.
    Dort wird er dann sitzen, dachte sie und versuchte, sich Johan auf dem Stuhl gegenüber vorzustellen. Wie lange würde die Liebe wohl diesmal halten?
    Sie seufzte und steckte

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