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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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noch eine Scheibe Brot in den Toaster. Natürlich wusste sie, dass sie nach ihrer gescheiterten Ehe ein gebranntes Kind war und vermutlich viel zu negativ dachte. Nichts ließ annehmen, dass es dieses Mal ebenso schiefgehen würde.
    Als sie gegessen und den Frühstückstisch abgeräumt hatte, schaute sie noch einmal bei Elin herein. Die Kleine schlief noch immer.
    Auf dem Weg aus dem Schlafzimmer fiel ihr Blick in den kleinen runden Spiegel in der Diele. Sie blieb stehen, nahm ihn vom Haken und ging damit zurück ins Schlafzimmer, legte sich aufs Bett und hielt den Spiegel über sich.
    Lange musterte sie dann ihr winterbleiches Gesicht. Ihre Augen waren schlaftrunken und traurig, die Lippen farblos, die Haare waren noch immer ziemlich schön und flossen über das Kissen. Wer war sie eigentlich, und was wollte sie? Drei Kinder hatte sie geboren, aber im Grunde kam sie sich noch immer vor wie ein verirrtes kleines Mädchen. Sie wurde von vielen Menschen geliebt, fühlte sich aber wurzellos. Besonders fest in sich geruht hatte sie wohl noch nie.
    Plötzlich ging ihr auf, dass sie nur selten eigene Entscheidungen getroffen hatte. Ernsthafte Entscheidungen. Als sie Olle kennengelernt hatte, hatte der sie umworben und zumeist die Initiative ergriffen. Er sah gut aus, war sympathisch, fürsorglich und sehr verliebt in sie. War sie einfach wie ein willenloses Objekt in diese Beziehung hineingeglitten?
    Sie hielt den Spiegel ein wenig anders. Begegnete ihrem eigenen Blick. Es wurde Zeit, selbst zu entscheiden, welche Richtung ihr Leben nehmen sollte.
    Diese Entscheidung war im Grunde gar nicht schwer. Sie war überhaupt nicht schwer.

AM SPÄTEN NACHMITTAG erhielt Knutas eine Antwort auf mehrere wichtige Fragen. Wittberg kam in sein Zimmer und ließ sich in den Besuchersessel fallen. Seine Haare waren zerzaust, und seine Wangen glühten vor Aufregung.
    »Ja, verdammt, jetzt hör mal zu. Scheiße, ich weiß ja gar nicht, wo ich überhaupt anfangen soll.«
    »Schieß einfach los.«
    »Ich habe Sixten Dahl, Mattis Kalvalis und den Agenten Vigor Haukas erreicht. Und sie sind wirklich zusammen nach Stockholm geflogen. Sixten Dahl hat dem Künstler während der Vernissage ein Angebot gemacht, das der einfach nicht ablehnen konnte. Da er den Vertrag mit Egon Wallin noch nicht unterschrieben hatte, war er bereit, sich am Sonntag Dahls Galerie anzusehen, dessen Mitarbeiter kennenzulernen und sich genauer über dieses Angebot zu informieren. So weit, so gut. Aber was die Galerie hier in Visby angeht, so hat Egon Wallin die an einen gewissen Per Eriksson aus Stockholm verkauft.«
    »Ja, aber das wussten wir doch schon.«
    »Aber jetzt hat es sich herausgestellt, dass Per Eriksson ein Strohmann ist. Der wirkliche Käufer ist Sixten Dahl.«
    Wittberg ließ sich mit einem triumphierenden Lächeln im Sessel zurücksinken.
    »Ja, verdammt!«
    Knutas musste die Pfeife aus dem Mund nehmen.
    »Das müssen wir uns genauer ansehen. Werden diese beiden Knaben aus Litauen wieder herkommen?«
    »Sie sind schon im Hotel. Sie fahren allerdings morgen am Spätnachmittag nach Hause. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie für morgen um zwölf herzubestellen.«
    »Gut. Und Sixten Dahl?«
    »Der wird morgen früh von den Kollegen in Stockholm vernommen.«
    »Gut gemacht, Thomas.«
    Das Telefon klingelte. Es war der Gerichtsmediziner, der Knutas das vorläufige Obduktionsergebnis mitteilen konnte. Er legte die Hand über die Sprechmuschel.
    »Sonst noch was?«
    »Darauf kannst du gefasst sein.«
    »Wir reden nachher bei der Besprechung darüber. Ich hab hier gerade den Gerichtsmediziner an der Strippe.«
    Wittberg verschwand.
    »Fangen wir mit der Todesursache an«, sagte der Anrufer. »Wallin wurde erwürgt, einige Stunden ehe er aufgehängt wurde. Seinen Verletzungen nach zu urteilen ist er wohl von hinten überfallen und mit einem dünnen Draht erwürgt worden, einer Klaviersaite vielleicht. Er hat Abwehrverletzungen an den Armen, Hautreste unter den Nägeln und Schrammen am Hals, die annehmen lassen, dass er sich gewehrt hat. Zugleich hat der Draht sich so tief in die Haut eingeschnitten, dass …«
    »Danke, das reicht, für den Moment brauche ich keine genaueren Erläuterungen.«
    Knutas war im Laufe der Jahre empfindlicher geworden. Ausführliche Beschreibungen der Verletzungen von Toten konnte er nicht mehr ertragen.
    »Na gut.«
    Der Gerichtsmediziner räusperte sich und hörte sich ein wenig unzufrieden an.
    »Was die übrigen Verletzungen

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