Im Dunkeln der Tod
fünften Stock, und klein ist sie auch nicht, sie misst hundertfünf Quadratmeter.«
Norrby legte eine Kunstpause ein und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
»Und um deine Frage zu beantworten. Ja, er hatte Geld. Er hatte gerade erst seine Galerie verkauft. Sicher hat er dieses Geld verwendet. Außerdem hatte er Aktien und Obligationen.«
»Lebensversicherung?«, fragte Karin.
»Ja, über drei Millionen. Bei seinem Tod fällt das Geld an seine Gattin.«
»Eieiei«, sagte Kihlgård, ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und faltete die Hände über seinem Bauch. »Dann haben wir noch ein Motiv. Vielleicht sollten wir uns Monika Wallin noch einmal vornehmen. In den früheren Vernehmungen gibt es doch etliche Lücken.«
Er warf einen raschen Blick zu Knutas hinüber, der peinlich verlegen auf seinem Sitz hin und her rutschte.
»Sie hatte einen Liebhaber, und der Tod ihres Gatten macht sie reich. Zwei klassische Motive für einen Mord.«
»Und die Kinder«, warf Karin dazwischen. »Was bekommen die?«
»Die scheinen auch so einiges zu erben. Wie viel genau, kann ich jetzt nicht sagen, aber er war ein paar Millionen schwer«, sagte Norrby. »Frau und Kinder erben zu gleichen Teilen, und das ist eine ganz schöne Menge.«
»Dann haben wir drei Personen mit gutem Motiv«, sagte Karin. »Die Kinder haben wir auch noch nicht verhört. Was Rolf Sandén angeht, den Liebhaber also, so hat der Motiv und Körperkräfte. Leider hat er auch ein Alibi für die Mordnacht. Er hat einen Freund in Slite besucht und hat dort übernachtet. Der Freund hat bestätigt, dass sie den ganzen Abend zusammen waren.«
»Ich habe mich über Egon Wallins Geschäftspartner in Stockholm informiert«, sagte Kihlgård jetzt. »Zuerst über diesen Sixten Dahl, dem er, ohne es zu wissen, seine Galerie verkauft hat. Dahl hat bei der Vernehmung in Stockholm nichts Interessantes ausgesagt. Auch er hat ein Alibi für die Mordnacht. Er teilte nämlich das Zimmer mit einem guten Freund aus Stockholm, und sie waren den ganzen Abend und die Nacht zusammen. Also, sie waren nicht in dem Sinne zusammen«, fügte Kihlgård rasch hinzu, »danach haben wir ihn schon gefragt. Das Hotel war ausgebucht, es gab keine zwei Einzelzimmer mehr. Irgendeine Konferenz über Zusammenarbeit unter den Ostseeanrainern fand gerade statt.«
»Richtig«, fügte Karin hinzu. »Es ging um diese Gasleitung zwischen Russland und Deutschland, die gleich hier draußen vorbeiführen soll.«
»Genau«, sagte Kihlgård. »Und Dahls Aussagen werden vom Personal im Restaurant und von der Hotelrezeption bestätigt. Sie waren gegen elf wieder da und sind dann sofort auf ihr Zimmer gegangen.«
»Aber das bedeutet doch nicht unbedingt, dass sie nicht wieder hinausgegangen sind«, meinte Karin.
»Und dass sie im selben Restaurant gegessen haben wie Egon Wallin und die anderen, ist ein interessanter Zufall«, sagte Knutas.
»Wir werden das noch einmal überprüfen«, schlug Kihlgård vor. »Jedenfalls wird Sixten Dahl versuchsweise für ein halbes Jahr herziehen, um den Betrieb in Gang zu bringen, und seine Frau kommt mit. Ja, ja, das gehört hier wohl eigentlich nicht her«, murmelte er, blätterte in seinen Unterlagen und schien etwas zu suchen. Dann erhellte sich seine Miene.
»Doch, hier.«
Er setzte sich sorgfältig die Brille auf und biss ein Stück aus einem Zimtkringel, das er mit einem Schluck Kaffee hinunterspülte, ehe er weiterredete. Alle warteten geduldig, als er sich die Krümel aus den Mundwinkeln wischte.
»Egon Wallin hatte sich in eine Galerie in Gamla Stan in Stockholm eingekauft. Die gehört vier verschiedenen Personen, und er wäre also der fünfte Teilhaber gewesen.«
»Wer sind die anderen?«, fragte Knutas, der seine Verbitterung über Kihlgårds Sticheleien schon wieder vergessen hatte.
»Ich habe hier eine Namensliste.«
Er schob sich die Brille bis an die Nasenwurzel hoch und las die Namen vor:
»Katarina Ljungberg, Ingrid Jönsson, Hugo Malmberg und Peter Melander.«
»Hugo Malmberg, den Namen kenne ich«, sagte Karin. »War der nicht bei der Vernissage dabei?«
Sie suchte in den Listen, die vor ihr auf dem Tisch lagen.
»Ja, richtig«, rief sie dann zufrieden. »Er ist in Stockholm vernommen worden. Von einem gewissen Stenström.«
»Interessant, da haken wir gleich ein«, sagte Knutas. »Wie weit war die Angelegenheit schon gediehen?«
»Alles war unter Dach und Fach«, sagte Kihlgård. »Er hatte bezahlt, und es scheint keine Probleme
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