Im Dunkeln der Tod
gegeben zu haben.«
»Wir müssen sofort mit diesem Malmberg reden«, sagte Knutas. »Und die anderen müssen wir uns auch ansehen. Vielleicht ist einer von denen ebenfalls in das Geschäft mit den gestohlenen Bildern verwickelt gewesen.«
»Und dann haben wir vielleicht noch ein weiteres Motiv«, sagte Wittenberg zögernd. »Einer von den anderen Teilhabern wollte Egon Wallin vielleicht nicht dabeihaben.«
»Aber wäre er deshalb bis zu einem Mord gegangen? Nein, nein.«
Norrby schüttelte den Kopf.
Die Kälte war unerbittlich und sperrte die Menschen in ihre Häuser. Es war in dieser Februarnacht ungewöhnlich still in Stockholm. Die Temperatur war auf siebzehn Grad unter Null gesunken, und alles wirkte erstarrt, erfroren.
Als Hugo Malmberg die Tür zur Långholmsgata öffnete, schlug ihm eisige Luft entgegen. Er vergrub sein Gesicht in seinem Schal und schlug den Kragen hoch. Hielt in der menschenleeren Straße Ausschau. Noch kein Taxi. Es war fast schon drei Uhr nachts. Er zündete sich eine Zigarette an und wartete, stampfte mit den Füßen, um die Wärme zu halten. Er spielte mit dem Gedanken, wieder ins Haus zu gehen, dann fiel ihm ein, dass er den Türcode nicht wusste. Sein Blick wanderte an der Fassade hoch zum vierten Stock. Ludvigs und Alexias Fenster waren dunkel. Sie hatten rasch die Lichter gelöscht, wahrscheinlich waren sie dankbar gewesen, dass er endlich gegangen war.
Ein Freitagabend mit köstlichem Essen, exklusiven Weinen und guten Freunden lag hinter ihm. Sein Hosenbund spannte, er musste aufpassen, dass er nicht zunahm. Er war länger als alle anderen geblieben, was nicht ungewöhnlich war. Diesmal hatten er und der Gastgeber, sein guter Freund Ludvig, sich in einer Diskussion über das fehlende Kunstinteresse der großen Tageszeitungen verfangen, dort nahm die Literatur allen Platz ein. Als alle Argumente abgehakt und alle Empörung zur Sprache gebracht worden waren, war es schon halb drei gewesen. Die übrigen Gäste waren einer nach dem anderen verschwunden, was die beiden Freunde jedoch nicht dazu veranlasst hatte, ihre lebhafte Diskussion zu unterbrechen, und deshalb hatte Ludvigs Frau Alexia die Wangenküsse in der Tür verabreicht bekommen.
Endlich sah auch Hugo ein, dass es Zeit zum Heimgehen war, und Ludvig bestellte ein Taxi. Die Wagen kamen immer sehr schnell, deshalb nahm Hugo gleich den Fahrstuhl nach unten und wartete vor der Tür, während er die lang ersehnte Zigarette rauchte.
Bei Ludvig und Alexia herrschte Rauchverbot. Als er die zweite Zigarette ausgedrückt hatte und das Taxi noch immer nicht gekommen war, schaute er wieder auf die Uhr. Er wartete jetzt seit zehn Minuten und wurde langsam pessimistisch. Sein Telefon hatte er leider zu Hause gelassen, und jetzt zu rufen oder Steine an die Fenster hoch oben zu werfen, kam ihm gar nicht verlockend vor.
Er schaute zur Västerbro hinüber. Eigentlich war es nicht so weit nach Hause. Einfach über die Brücke, dann konnte er die Treppe hinuntergehen und den Rålambshovspark durchqueren. Danach blieb nur noch eine kurze Strecke durch Norr Mälarstrand, bis zur Ecke der John Ericssonsgata, wo er wohnte. Es dürfte nicht mehr als zwanzig Minuten dauern, höchstens eine halbe Stunde. Dass es so verdammt kalt war, ließ ihn zögern, aber wenn er schnell ging, würde es schon nicht so schlimm werden.
Hugo Malmberg war einer von Stockholms angesehensten Galeristen. Er war Teilhaber einer großen Galerie in Gamla Stan, und durch erfolgreiche Geschäfte in der Kunstbranche hatte er in den Achtzigerjahren ein kleines Vermögen angehäuft, das seitdem immer weiter angewachsen war.
Er lief mit schnellen Schritten zur Västerbro, um seinen Kreislauf auf Trab zu bringen. Die Kälte machte das Atmen zur Qual. Schweden ist nicht für Menschen gedacht, überlegte er. Wenn es einen Gott gab, dann hatte er diesen Winkel im nördlichsten Europa vergessen. Die Stadt lag in einem verfrorenen Dämmerzustand da. Die Eisschicht auf dem Brückengeländer glitzerte im Licht der Straßenlaternen. Die Brücke wölbte sich vor ihm mit ihrem schön geschwungenen Bogen, und unter ihr schob sich kompaktes Eis bis in den Stadtkern. Er schlug den Kragen noch etwas höher und steckte die Hände unter seinen Mantel.
Der Nachtbus fuhr ihm vor der Nase davon, als er die Västerbro erreichte. Er hatte gar nicht daran gedacht, dass er den hätte nehmen können. Unter ihm lag Långholmen mit seinen kahlen Bäumen und Felsen. Die alte Gefängnisinsel
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