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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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gewusst.«
    »Jedenfalls müssen wir uns alle möglichen Alternativen ansehen«, sagte Knutas. »Ich setze Kihlgård auf diese Sache an. Dann kann er an etwas anderes denken als nur ans Essen.«

LANGSAM KAM ERIK MATTSON zu Bewusstsein. In der Ferne hörte er eine Dusche rauschen, dazu nahm er Geräusche wahr, die er nicht identifizieren konnte. Das Dröhnen des Straßenverkehrs hörte sich anders an. Es war intensiver als das unter seinen Fenstern im Karlaväg, die Luft in dem Zimmer hier war stickig und verbraucht, und das Bett, in dem er lag, war viel weicher und tiefer eingesunken als das exklusive Duxkomfort, an das er gewöhnt war. Er fühlte sich wie gerädert, und zwischen seinen Beinen tat alles weh. Sein Kopf schmerzte.
    Er schlug die Augen auf und sah sofort, dass er sich in einem Hotel befand. Der Vortag war wieder da, und ehe er weiter nachdenken konnte, erschien in der Badezimmertür ein hochgewachsener Mann. Der Mann trocknete sich den rasierten Schädel ab und musterte dabei Erik im Bett. Er war ganz nass und rieb sich unbekümmert weiter ab. Sein Glied hing schlaff nach unten. Sein durchtrainierter Körper strotzte vor Muskeln, seine Haut war ungewöhnlich weiß, und er hatte fast keine Haare, nicht einmal an seinem Geschlecht. Auf seinem einen Arm prangte eine kleine tätowierte Schildkröte. Das sah albern aus.
    Sie hatten sich in einem der dekadenten Schwulenclubs der Stadt kennengelernt, den Erik freitags oft besuchte.
    Ein halbes Glas und einige längere Blicke hatten gereicht, dann hatte der kräftige Mann sich ihm genähert. Er hatte großes Interesse gehabt, sie hatten nur ein paar Drinks nehmen können, dann hatte er auch schon nach Hause gewollt. Als Erik erklärte, dass das etwas kosten würde, war der andere zuerst wütend geworden und hatte ihn stehen lassen. Aber schon bald war er zurückgekehrt, um sich nach dem Preis zu erkundigen. Der war ihm offenbar recht, denn kurz darauf verließen sie den Club und fuhren mit dem Taxi in das Hotel des anderen. Er war hart und entschieden und fast schon gewaltsam gewesen. Einige Male hatte Erik Angst gehabt, aber der Mann war nie zu weit gegangen. Auch wenn nicht mehr viel gefehlt hatte. Als er eine Pause einlegte, um zur Toilette zu gehen, hatte Erik rasch zwei von den kleinen Gelben geschluckt. Um die Schmerzen zu betäuben und den Rest der Nacht durchzuhalten. Der Freier schien noch längst nicht befriedigt zu sein, er wirkte unersättlich.
    Jetzt merkte Erik, dass es härter gewesen war als sonst. Manchmal genoss er es auch, sexuell und mental gleichermaßen. Es war, als fliehe er in etwas hinein, als tue ihm das Destruktive dieses Verhaltens gut. Sein Leben war eine abschüssige Bahn, und einen anderen Weg gab es nicht. Da konnte er alles auch einfach passieren lassen. Der Schmerz konnte dazu führen, dass er sich am nächsten Tag zufriedener fühlte. Das Spannungsmoment war ein Gewürz, das man nicht unterschätzen sollte. Wenn er einen Club betrat und wusste, dass er innerhalb einiger Stunden mit einem anderen Menschen so intim sein würde, wie das überhaupt nur möglich war, dass er aber keine Ahnung hatte, wer von allen Anwesenden es sein würde. Natürlich brachte dieses Doppelleben ihm auch Genuss, außerdem hielt es ihn finanziell auf den Beinen. Zugleich war es anstrengend, sowohl mental als auch physisch. Ab und zu überwältigten ihn Angst, Verzweiflung und abgrundtiefe Leere. Die betäubte er dann mit Pillen und Schnaps. Es war zwar nur eine Flucht für den Moment, aber er sah keine Zukunft. Ein anderes Leben gab es nicht für ihn. Er war wie ein Goldfisch in einem Glas, aus dem es keinen Ausweg gab.
    Der Mann lächelte ihn an und holte ihn ins Jetzt zurück. Mit triumphierender Geste ließ er das Handtuch fallen, und ein erneuter Blick auf sein Geschlechtsorgan machte Erik klar, dass der andere noch immer nicht genug hatte.
     
    Bis auf Martin Kihlgård waren die Kollegen aus Stockholm alle übers Wochenende nach Hause gefahren. Ab und zu fragte Knutas sich, ob Kihlgård außerhalb der Polizei überhaupt noch ein Leben hatte. An sich wusste er nicht viel über den anderen. Der Kollege erwähnte niemals eine Familie und trug auch keinen Trauring, weshalb Knutas ihn für unverheiratet hielt. Ob er, außer dem Essen natürlich, Hobbys hatte, wusste er auch nicht. An diesem Tag verzehrte Kihlgård gerade ein Baguette mit Salami und Brie, als Knutas in das Zimmer schaute, das Kihlgård während seines Aufenthaltes auf Gotland zur

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