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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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führen.
    Knutas hielt engen Kontakt zu Kurt Fogestam in Stockholm, wo ebenfalls alles zum Stillstand gekommen war.
    Positiv war immerhin, dass die Medienhysterie sich nach und nach legte und sie in Ruhe arbeiten konnten. Alle Hinweise und Zeugenaussagen waren mehrmals bearbeitet worden, hatten die Ermittlung aber nicht weitergebracht. Knutas war enttäuscht, weil weder über die bei Egon Wallin gefundenen Bilder noch über den geheimnisvollen Mieter in Muramaris mehr herausgefunden worden war. Den Mieter hatten sie noch immer nicht identifizieren können.
    Das Landwirtschaftsministerium hatte jedenfalls keinen Bericht über die Zukunft der Zuckerproduktion in Auftrag gegeben, und niemandem dort war ein Alexander Ek bekannt. Die im Ferienhaus gefundenen blonden Haare waren analysiert worden, und es hatte sich herausgestellt, dass sie von Egon Wallin stammten. Damit war der Fall klar. Der Mieter war der Täter – aber wo mochte er stecken?
     
    Hugo Malmberg lag in seinem Bett in der Suite des Hotel Wisby und konnte nicht schlafen. Die Beerdigung war eine Qual gewesen. In seiner Einfalt hatte er gedacht, es werde ihm helfen, daran teilzunehmen. Aber der Anblick von Egons Familie, seinen Verwandten und seinen Freunden hatte ihm nur klargemacht, wie einsam er selbst war.
    Dass ein Mensch nach seinem Tod mehr bedeuten konnte als vorher, war eigentlich absurd. Als Egon noch lebte, hatten sie zwar eine Beziehung gehabt. Eine heftige und in vieler Hinsicht spannende Beziehung, aber geliebt hatte er ihn nicht. Anfangs war er natürlich verliebt gewesen, aber das hatte sich wie üblich nach einer Weile gelegt. Wenn die erste Neugier verflogen war, wurde er der Sache immer recht bald überdrüssig. Sie trafen sich bei Gelegenheit, ohne Forderungen oder Erwartungen. Diese Treffen brachten beiden viel, aber danach kehrten sie zu ihrem Tagewerk zurück und vergaßen einander fast bis zum nächsten Mal. Bei ihm war das jedenfalls so gewesen.
    Jetzt, nach Egons tragischem und gewaltsamem Tod, ertappte er sich dabei, dass er sich viel mehr nach seinem gotländischen Liebhaber sehnte als zu dessen Lebzeiten.
    Vielleicht fühlte er sich langsam alt. Bei seinem nächsten Geburtstag würde er dreiundsechzig werden. Die Erinnerung an das andere machte sich jetzt bemerkbar. An das, was er so viele Jahre lang verdrängt hatte. Während der Beerdigung hatte ihn etwas an seine eigene Vergangenheit denken lassen. Die Einsamkeit machte ihm Angst. Eine Leere hatte sich aufgetan, und er dachte viel über Entscheidungen nach, die er vor langer Zeit getroffen hatte und die er inzwischen vielleicht bereute. Wenn er sich anders entschieden hätte, wäre er jetzt möglicherweise nicht einsam. Natürlich hatte er einen großen Bekanntenkreis, aber eigentlich war er niemandem wirklich wichtig. Auf irgendeine Weise bedeutete es so viel, dass sich am Lebensabend jemand um einen kümmerte. Ein nahestehender Mensch, jemand, zu dem man eine tiefere Beziehung hatte.
    Sein Leben war trotzdem gut gewesen, er konnte sich wirklich nicht beklagen. Er hatte Karriere gemacht, und an Geld hatte es ihm nie gefehlt. Das schenkte ihm eine Freiheit, die er genoss. Er hatte alles bekommen, was er wollte, hatte sein Leben gut eingerichtet. War in alle Welt gereist. Seine Bedürfnisse hatte er befriedigen können, und er hatte eine interessante und anregende Arbeit gehabt. Eigentlich fehlte in seinem Leben nur eine tiefere Liebe. Und die hätte er vielleicht von Egon bekommen können. Wenn der am Leben geblieben wäre.
    Egon hatte eine tief gehende Liebe zur Kunst gehabt, hatte Stunden über ein Werk oder auch nur ein Detail eines Gemäldes reden und in aller Unendlichkeit darüber spekulieren können, welche Absichten der Künstler damit wohl verbunden hatte. Vielleicht war es gerade das, was ihm jetzt fehlte. Egon war echt gewesen, hatte eine unverhohlene Freude und Neugier aufs Leben gezeigt.
    Er wusste nicht, ob er jemals nach Gotland zurückkehren würde. Die Insel war in seiner Erinnerung viel zu stark mit Egon verbunden. Jetzt wollte er diese schreckliche Geschichte nur noch vergessen. Ihm war es inzwischen egal, wer der Mörder war. Als Erstes würde er, wenn er wieder zu Hause wäre, eine Reise in die Sonne und Wärme unternehmen, nach Brasilien vielleicht oder Thailand. Er konnte sich nach allem, was er durchgemacht hatte, wirklich einige Wochen Urlaub gönnen.
    Er gab den Versuch zu schlafen auf und verließ das Bett, schob die Füße in die hoteleigenen

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