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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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dem Sessel und umarmte seine geliebte Kollegin.
    »Danke, Karin! Wunderbar. Ich freue mich ja so. Und du wirst es nicht bereuen. Das schwöre ich dir!«
    Für einen kurzen Moment lag sie ganz still in seinen Armen. Dann zog sie sich langsam zurück.
    »Ja, Anders, ich glaube auch, dass das spannend für mich sein wird.«
    »Wenn diese Ermittlung hinter uns liegt, gehen wir richtig toll essen. Das hier muss gefeiert werden!«
    Er schaute auf die Uhr. Er würde es vor der Besprechung noch schaffen, mit Norrby zu reden. Die Nachricht, dass Karin zu seiner Stellvertreterin befördert werden sollte, wollte er so schnell wie möglich verbreiten. Dann fiel ihm etwas ein.
    »Weiß Martin Bescheid?«
    »Ja, ich habe es ihm gestern Abend erzählt.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«
    »Das war überhaupt kein Problem, du kennst ihn doch. Macht sich keine unnötigen Sorgen.«
     
    Dass Lars Norrbys Reaktion heftig ausfallen würde, hatte Knutas zwar erwartet, vom Ausmaß seines Wutausbruchs aber war er doch überrascht.
    »Was zum Teufel erzählst du mir da? Ist das der Dank nach allen Jahren? Wir arbeiten seit fünfundzwanzig Jahren zusammen – seit fünfundzwanzig Jahren!«
    Der Kollege hatte sich zu seiner vollen Größe erhoben und starrte Knutas wütend an, der sich in seinem alten Sessel so unwohl fühlte wie nie zuvor.
    Norrby spuckte seine Wörter geradezu aus.
    »Und was zum Teufel soll ich jetzt wohl machen? Hinter meinem Schreibtisch Däumchendrehen und aufs Rentenalter warten? Was habe ich denn falsch gemacht?«
    »Aber bitte, Lars, jetzt beruhige dich doch«, mahnte Knutas. »Setz dich.«
    Er hatte seinen leisen und sympathischen Kollegen noch nie so aggressiv gesehen. Er hatte erklärt, dass er Karin ein besonderes Angebot hatte machen müssen, um sie zu halten, aber dieses Argument hatte Norrby nicht überzeugt.
    »Ach was, so muss man das also machen, um hier in diesem Haus weiterzukommen – mit Kündigung drohen? Oh Scheiße, wie mies!«
    »Aber bitte, Lars«, sagte Knutas. »Sieh es doch, wie es ist. Du und ich, wir sind gleich alt, und ich habe noch lange nicht vor, das Handtuch zu werfen. Ich bleibe hier sitzen, bis ich kopfüber rausgeworfen werde, nehme ich an. Es geht um höchstens zehn Jahre, wenn ich nicht bis fünfundsechzig weitermache, was ich nicht vorhabe. Und wir brauchen jemanden, der nach mir den Laden übernehmen kann. Karin ist fünfzehn Jahre jünger als wir. Bis dahin wird sie Erfahrung und Kraft genug haben. Außerdem bist du ein hervorragender Pressesprecher, und ich will, dass das weiterhin deine Hauptaufgabe bleibt. Niemand kann das besser als du. Und dein Gehalt bleibt natürlich unverändert.«
    »Das ist ja reizend«, fauchte Norrby. »Das hätte ich nicht von dir erwartet, Anders!«
    Er knallte mit der Tür, als er ging.
    Knutas blieb sitzen, unzufrieden mit dem Gespräch und mit sich selbst. Er hatte den vielleicht wundesten Punkt nicht einmal berührt. Dass er beschlossen hatte, Lars Norrby aus der Ermittlungsleitung abzuziehen.

DIE GLOCKEN DES DOMS waren in allen Straßen und Gassen von Visby zu hören.
    In der Kirche füllten sich nach und nach die Bankreihen. Die Trauergemeinde übte sich in Beherrschung. Das brutale Ende Egon Wallins drückte auf die Stimmung. Niemand hatte so ein Schicksal verdient, und in der Miene des Geistlichen war unterdrückter Zorn zu erkennen. Der Kunsthändler war ein beliebter Mann gewesen, warm und humorvoll. Seine Familie hatte die Stadt seit über hundert Jahren mit Kunst bereichert, und er selbst hatte zur Blüte des städtischen Kunstlebens große Beiträge geleistet. Viele wollten ihm deshalb an diesem Tag die letzte Ehre erweisen.
    Knutas war neben das mächtige Kirchenportal getreten und musterte die Trauergäste diskret.
    Eine schwarz gekleidete Monika Wallin erschien, eingerahmt von Sohn und Tochter.
    Die Ermittlung ist wirklich stecken geblieben, dachte Knutas. Die neuen Spuren hatten keine konkreten Ergebnisse erbracht. In seinen schwärzesten Momenten fürchtete er, den Mord niemals aufzuklären. Als der Diebstahl auf Valdemarsudde gemeldet worden war, hatte er an den Durchbruch geglaubt, aber der war ausgeblieben. Bisher jedenfalls.
    Er seufzte in Gedanken und entdeckte dann in der Menschenmenge Karin. Die Reaktionen auf die Nachricht, dass sie ab dem 1. Juni als stellvertretende Chefin fungieren würde, hatten nicht auf sich warten lassen. Die Kriminalabteilung hatte sich in zwei Fraktionen gespalten, eine war dafür, die andere

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