Im Falle einer Falle
riskieren.
Ich wandte alle möglichen Tricks an. Zuweilen schaltete ich die Scheinwerfer aus und kroch am Straßenrand entlang, wenn ich glaubte, daß ich es mir leisten konnte. Dann fiel ich wieder weit zurück, und manchmal pirschte ich mich dicht an ihn heran.
Als ich wieder einmal in großem Abstand hinter ihm herzuckelte, verlor ich sie aus den Augen. Ich drehte tüchtig auf und sauste hinterher, aber die zwei waren wie vom Erdboden verschluckt. Ich fuhr um den Block herum, graste die Nebenstraßen ab, schaute mir die Augen aus dem Kopf, aber der Lincoln war und blieb spurlos verschwunden. Ich revidierte meine Ansicht über Harper. Der Bursche war kein Einfaltspinsel; er hatte offenbar gemerkt, daß er verfolgt wurde, und hatte mich in einem günstigen Moment geschickt abgehängt. Ich ging dem Problem mit Logik zu Leibe, kam aber nicht weit damit.
Der Lincoln konnte auf dem Hauptboulevard nicht geradeaus weitergefahren sein. Er mußte nach rechts oder links abgebogen sein — vermutlich nach rechts. Natürlich konnte er auch gewendet haben und wieder stadteinwärts gefahren sein, aber das hätte ich höchstwahrscheinlich bemerkt. Folglich war er in irgendeine Seitenstraße eingeschwenkt. Wußte Harper, daß er beschattet wurde, dann war er inzwischen über alle Berge, und ich hatte das Nachsehen. Wußte er es aber nicht, dann konnte ich ihn vielleicht wieder erwischen. Meine einzige Chance war, daß er vor irgendeinem Haus in der Nähe geparkt hatte.
So gondelte ich im Schneckentempo durch sämtliche Nebenstraßen und nahm die Hauseinfahrten und die dort abgestellten Wagen unter die Lupe. Zwanzig Minuten verstrichen. Dann hörte ich plötzlich eine Sirene. Ich hielt am Randstein und schaltete die Scheinwerfer aus.
Ein Polizeiauto sauste mit Sirenengeheul an mir vorbei.
Mir wurde flau zumute. Ich verfluchte mich, weil ich Daphne mit diesen Gaunern hatte davonfahren lassen, weil ich mich wie ein Anfänger benommen und mir diesen vermaledeiten Harper durch die Lappen hatte gehen lassen; und ich hätte mich prügeln mögen, weil ich Bertha nicht davon abgebracht hatte, einen so faulen Job zu übernehmen.
Ich gab Gas und preschte hinter dem Polizeiauto her. Es fuhr sehr schnell die Straße hinunter; nach drei Blocks blinkten jedoch die Bremslichter grellrot auf, und es schwenkte nach rechts in eine Hauseinfahrt ein.
Mir schwante, daß ich in der Falle saß. Mir blieb nichts anderes übrig als weiterzufahren und das Beste zu hoffen.
Als ich an dem fraglichen Haus vorbeikam, versuchte ich die Nummer zu erhaschen. Wenn mich nicht alles täuschte, war es die 1771, aber ganz sicher war ich mir nicht. Dann sah ich zwei Polizeibeamte aus dem Wagen steigen; der eine rannte zum Hintereingang des Hauses, der andere peilte die Vordertür an.
Dann hatte ich das Haus hinter mir.
Die zwei Beamten waren zu beschäftigt gewesen, um sich um mich zu kümmern. Ich seufzte erleichtert auf und erhöhte allmählich die Geschwindigkeit.
Plötzlich gellte wieder eine Sirene. Ein Streifenwagen kam zwei Blocks vor mir um die Ecke und raste auf mich zu. Ich fuhr an den Straßenrand und blieb stehen.
Ich befand mich in einer reinen Wohngegend. Die tagsüber sehr belebte Straße war jetzt wie ausgestorben. Es war nicht nur mein Recht, sondern auch meine Pflicht, dem mit Rotlicht und Sirenengeheul heranbrausenden Streifenwagen den Weg freizugeben. Aber unter den Umständen konnte mir gar nichts Schlimmeres passieren; ich hockte gewissermaßen auf dem Präsentierteller.
Der Beamte auf dem Rücksitz spähte zu mir herüber. Dann hörte ich, wie der Wagen mit dem Tempo herunterging und schließlich kreischend hielt. Ich mimte den Ahnungslosen, startete den Motor und setzte mich langsam in Bewegung. Aber es hatte keinen Zweck. Das Polizeiauto wendete, die Sirene gellte abermals, und mein Wagen war plötzlich in grelles rotes Licht getaucht.
Gehorsam fuhr ich an den Straßenrand und stoppte.
Das Polizeiauto setzte sich schräg vor mich.
»Wir möchten Ihren Führerschein und Ihre Wagenpapiere sehen, bloß zur Kontrolle«, sagte der Beamte auf dem rechten Vordersitz.
»Wo brennt’s denn?« fragte ich.
»Bloß zur Kontrolle«, wiederholte der Beamte stur.
Dann öffnete sich die hintere Wagentür. Sergeant Frank Sellers stieg aus, faßte mich scharf ins Auge und rief: »Also, da schlägt’s doch dreizehn!«
»Hallo, Sergeant«, sagte ich.
Der Beamte, der meinen Führerschein verlangt hatte, fragte Sellers: »Kennen Sie den
Weitere Kostenlose Bücher