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Im Falle einer Falle

Im Falle einer Falle

Titel: Im Falle einer Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ich, wie sich zwei Leute auf der Veranda des Nachbarhauses unterhielten. Der eine sagte: >Das war doch ein Pistolenschuß, meinst du nicht auch?< Und der andere sagte: >Ich glaube schon. Ich rufe am besten gleich die Polizei an.<«
    »Wo standen Sie?«
    »Unter einem Orangenbaum im Vorgarten — das heißt, ich glaube, es war ein Orangenbaum. Es war sehr dunkel und das Laubwerk ganz dicht.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Die Leute nebenan gingen ins Haus, um die Polizei anzurufen, und da verlor ich den Kopf. Mr. Harper hatte gesagt, er würde sich vergewissern, daß ich nicht verfolgt würde, und mich dann in der Nähe auflesen. Ich rannte also zum Bürgersteig, schaute nach rechts und links, sah keine Autoscheinwerfer und marschierte los; aber je länger ich lief, desto mehr Angst bekam ich. Nach hundert Metern oder so gelangte ich vor ein Haus, das ganz verlassen da lag. Alles war dunkel, und die Bewohner waren vermutlich ausgegangen. Vielleicht war es auch unbewohnt. Na, egal, ich hatte jedenfalls das Gefühl, daß ich hier sicher sein würde. Ich ging um das Haus herum und setzte mich auf die Stufen der hinteren Veranda. Wie lange ich da gesessen habe, weiß ich nicht genau — mindestens eine halbe Stunde oder länger. Ich hörte die Sirenen von Polizeiautos, und mir war gar nicht gut. Aber ich traute mich nicht, zu lange da hocken zu bleiben, aus Furcht, daß die Hausbewohner zurückkommen und mich finden könnten. Also machte ich mich auf die Beine und lief und lief, bis ich wieder auf dem Boulevard war. Dort fand ich dann eine Bushaltestelle mit einer Bank, und da saß ich nun. Vergessen Sie nicht, ich hatte bloß fünfunddreißig Cent bei mir und keine Ahnung, ob so spät überhaupt noch ein Bus verkehrte.«
    »Und wie kamen Sie hierher?«
    »Na ja, ein paar Wagen hielten, und die Fahrer luden mich zum Mitfahren ein, aber ich traute ihnen nicht; es war leicht zu sehen, worauf sie in Wirklichkeit aus waren. Dann stoppte ein älterer Herr, der einen sehr netten Eindruck machte. Er sagte, es würde noch eine ganze Weile dauern, bevor der nächste Bus käme, und falls ich nach Los Angeles wollte, würde er mich gern mitnehmen; er hätte nämlich den gleichen Weg.«
    »Fuhren Sie mit?«
    »Ja. Mir wurde allmählich kalt, und kribblig war ich auch, deshalb akzeptierte ich sein Angebot.«
    »Hatten Sie Ärger?«
    »Kein bißchen. Der Mann war einfach süß.«
    »Brachte er Sie bis vor das Haus?«
    »Nein, ich ließ mich zwei Blocks vorher absetzen. Eigentlich wollte er mich bis vor die Wohnungstür bringen, um sich zu vergewissern, daß ich gut heimkäme. Aber ich lachte ihn aus und sagte, das wäre wirklich nicht nötig, und als er hielt, lief ich rasch die Stufen zum nächsten Haus hinauf. Die Tür war Gott sei Dank nicht abgeschlossen, und im Vestibül war kein Mensch. Ich wartete ein paar Minuten und spähte dann auf die Straße. Mein netter Chauffeur war weitergefahren. Ich lief dann das kurze Stück bis hierher und klopfte an Ihre Wohnungstür. Als niemand aufmachte, war ich heilfroh, daß Sie mir einen Schlüssel gegeben hatten. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als doch bei Ihnen unterzukriechen, aber ich — ich wollte nicht, daß Sie mich in Ihrem Bett finden würden, wenn Sie nach Haus kämen. So lieh ich mir einen Pyjama von Ihnen und legte mich auf den Diwan. Ich muß einfach scheußlich aussehen, Donald; ich hab’ keinen Kamm, keine Bürste, keinen Hautcreme, keine Zahnbürste — ich hab’ gar nichts.«
    »Wo ist die Aktentasche?« fragte ich.
    »Unter der Couch.«
    Sie schlug die Decke zurück; ihre Bewegungen wirkten ganz ungezwungen und natürlich. Sie schlug einfach die Decke zurück und setzte sich auf. Sie hatte einen von meinen Schlafanzügen an. Die zwei oberen Knöpfe der Jacke standen offen. Sie beugte sich hinunter und zerrte die Aktentasche unter dem Diwan hervor. Die Pyjamahose spannte sich über ihren Hüften.
    Es war eine kostspielige Ledermappe ohne Initialen und allem Anschein nach funkelnagelneu. Ich drückte auf das Schloß. Es war verschlossen.
    Daphne lachte. »Das hab’ ich heut nacht auch schon probiert, Donald. Ich wollte nachsehen, was drin ist.«
    »Moment, das haben wir gleich.« Ich holte mir aus meiner Aktentasche ein kurzes Stück festen Draht, das bei richtiger Anwendung mindestens ebenso gute Dienste tut wie ein ausgewachsener Dietrich. Ich rückte dem Schloß damit zu Leibe und hatte die Tasche im Handumdrehen geöffnet.
    Sie war bis obenhin voll

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