Im Falle einer Falle
Geld.
»Allmächtiger!« flüsterte Daphne. »Donald, das ist — das ist ja...« Sie verstummte erschrocken.
»Wir müssen das Geld zählen, Daphne. Zu unserem eigenen Schutz, verstehen Sie?«
Sie nickte, breitete die Decke aus, und ich kippte den Inhalt der Tasche darauf. Es waren genau vierzigtausend Dollar. Ich stopfte die Moneten wieder in die Tasche und verstaute sie abermals unter der Couch.
»Was machen wir jetzt?« fragte Daphne.
»Wir müssen der Polizei zuvorkommen. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, bevor die Polizei Sie auf stöbert.«
»Donald, dann war es also doch ein Schuß, was ich gehört habe?«
»Ja, es war ein Schuß, und der Mann, der in der Villa wohnte, ein Anwalt namens Dale Finchley, ist mausetot. Es gehört also weiß Gott nicht viel Phantasie dazu, um sich auszumalen, in welchen Schlamassel Sie hineingeraten sind.«
»Donald, könnte ich — könnte ich nicht meine dreihundert Dollar aus der Aktentasche nehmen und...«
»Nicht einen Cent rühren Sie davon an!«
»Aber, ich kann doch nicht — ich bin doch völlig blank, und ich muß mich irgendwo vor der Polizei verstecken.«
»Sie haben in den letzten Tagen schon einen Haufen Blödsinn angestellt, aber wenn Sie jetzt davonlaufen, dann wäre das so ziemlich das Dümmste. In Kalifornien gilt Flucht als Schuldbeweis, und Sie sind bereits einmal geflüchtet.«
»Wann?«
»Als Sie aus dem Haus rannten. Sie hätten dableiben und der Polizei Ihre Geschichte erzählen sollen.«
»Die hätten mir ja doch nicht geglaubt.«
» »Vielleicht doch. Einiges davon läßt sich nämlich beweisen. Einen Teil Ihrer Geschichte hätte ich bestätigen können.«
»Sie?«
»Ja. Ich saß nämlich in einem Wagen, der Harper vom Monadnock-Haus her folgte.«
»Sie sind hinter uns hergefahren?«
»Stimmt.«
»Ja, aber warum denn, um Himmels willen?«
»Weil ich der Sache nicht traute; weil mir schwante, daß Sie irgendwie hereingelegt werden sollten, und weil ich Sie bis zu einem gewissen Grad schützen wollte.«
»Wieso, Donald? Woher wußten Sie das?«
»Strengen Sie Ihren Grips doch mal ein bißchen an. Dieser Harper brauchte gar keine eidesstattliche Erklärung, um einen Autounfall auszubügeln; in Wirklichkeit ging es ihm nur darum, einen geeigneten Sündenbock aufzutreiben. Er suchte jemanden, der bereit war, eine falsche eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben. Damit hatte er den Betreffenden in der Hand und konnte ihm jederzeit einen Meineid nachweisen. Als ich auf kreuzte, war ihm nicht ganz wohl in seiner Haut; ich war ihm ein bißchen zu gerissen. Trotzdem hätte er mich vermutlich angeheuert, wenn Sie nicht auf der Bildfläche erschienen wären. Sie waren genau das, was er suchte: eine junge Frau, die sich nicht auskannte, nervös war, knapp bei Kasse...«
»Aber ich kenne mich aus. Ich habe massenhaft Erfahrung!«
»Sicher, Sie verfügen über eine gewisse Gerissenheit, aber naiv sind Sie trotzdem.«
Zuerst wollte sie protestieren, aber dann setzte sie sich auf dem Diwan zurecht, zog die Decke bis zum Kinn hoch und lächelte mir zu. »Na schön, Donald, dann müssen Sie mir eben das beibringen, was mir noch fehlt.«
»Falls das, was ich vermute, zutrifft, dann stecken Sie schon mitten in einem Kursus für Fortgeschrittene. In ein paar Stunden wird die Polizei nach Ihnen fahnden. Spätestens heute abend stehen Sie unter Mordverdacht.«
Sie starrte mich aus weitaufgerissenen Augen an. »Donald!« Sie schluckte krampfhaft. »Wollen Sie mich damit aufziehen? Das wäre sehr unfreundlich von Ihnen.«
»Mir ist nicht nach Witzen zumute. Überlegen Sie doch selbst: Sie befanden sich zur Tatzeit in der Villa. Sie...«
»Aber ich kenne den Mann doch gar nicht! Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen!«
»Das ist Ihre Version«, sagte ich. »Betrachten wir sie jetzt mal vom Standpunkt der Polizei aus. Finchley wurde ermordet; vor seinem Tode stritt er sich mit einer Frau. Diese Frau könnte ihn erpreßt haben; Finchley aber weigerte sich zu zahlen und drohte ihr mit einer Anzeige. Die Polizei findet das Geld bei Ihnen. Daraufhin erzählen Sie, daß man Ihnen einen Schlüssel ausgehändigt und befohlen hätte, in das Haus zu gehen und eine Aktentasche zu holen. Warum sollten Sie das tun? Um die dreihundert Dollar zu bekommen, die Ihnen Ihre Auftraggeber schuldeten. Wieso schuldeten sie Ihnen dreihundert Dollar? Weil Sie eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben, mit anderen Worten, wissentlich Meineid begangen hatten.
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