Im Falle einer Falle
Probieren Sie’s in einer halben Stunde noch mal.«
»Jedenfalls haben wir angerufen«, sagte ich. »Mehr kann er nicht verlangen.«
»Wir wissen ja gar nicht, was für eine Nummer das ist«, meinte Bertha. »Es kann seine Privatnummer sein. Wir versuchend nachher noch einmal. Bleibst du da?« »Weiß ich noch nicht.«
»Wie kommst du mit den Ermittlungen voran?«
»Soso.«
»Was hast du bisher festgestellt?«
»Zu einem Bericht reicht’s im Moment noch nicht, aber meiner Meinung nach sind sie überhaupt nicht an einem Unfallzeugen interessiert.«
»Was?«
Ich nickte.
»Sei nicht albern, Donald. In der Anzeige haben sie schließlich jedem, der ihnen zu einem Zeugen verhilft, dreihundert Dollar versprochen. Folglich müssen sie interessiert sein.«
»Einen Zeugen, der beschwört, daß der Ford ein Stopsignal überfuhr und den Cadillac rammte.«
»Na ja, natürlich wollen sie ihr Geld nicht für einen Belastungszeugen ausgeben.«
»In Wirklichkeit liegt der Fall aber genau umgekehrt. Der Cadillac überfuhr das Signal und rammte den Ford.«
Bertha plinkerte heftig mit den Augen, während sie die Information stumm verdaute. »Kein Wunder, daß sie unter diesen Umständen bereit sind, dreihundert Piepen auszuspucken«, sagte sie endlich.
»Außerdem war die Sache schon beigelegt, bevor das Inserat veröffentlicht wurde.«
»Nein!« Berthas Drehsessel quietschte, als sie sich jäh vorbeugte. »Sag das noch mal!«
»Die beiden Parteien hatten sich längst verglichen.«
»Aber was, zum Henker, bezweckten sie dann eigentlich mit der Anzeige?«
»Irgend jemand braucht einen Sündenbock.«
»Einen Sündenbock?«
»Stimmt. Einen Idioten, der bereit ist, für dreihundert Dollar eine falsche eidesstattliche Erklärung abzugeben.«
»Und was machen sie mit der eidesstattlichen Erklärung, wenn der Fall doch längst beigelegt worden ist?«
»Vermutlich gar nichts.«
»Das kapiere ich nicht.« »Was sie brauchen, ist jemand, der für dreihundert Piepen einen Meineid begeht. Mit der eidesstattlichen Erklärung, in der er Dinge beschwört, die nachweislich nie passiert sind, können sie ihn dann unter Druck setzen.«
»Aber wozu, um Himmels willen?«
»Keine Ahnung.«
»Mich laust der Affe!« murmelte Bertha Cool. »So ist das also.«
»Beweisen kann ich’s nicht«, sagte ich, »und deshalb braucht unser Klient fürs erste noch nichts davon zu erfahren. Aber alles, was ich an Hinweisen bisher ausgegraben habe, deutet in diese Richtung.«
»Haben sie eine eidesstattliche Erklärung von dir verlangt, Donald?«
»Nicht direkt. Ich war ihnen ein bißchen zu gerissen. Sie suchen irgendeinen Lumpen, der für Geld alles macht, oder ein armes Schwein, das die paar Kröten nötig braucht.«
»Und was haben sie jetzt vor?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Mal dir das selbst aus.«
Berthas Augen blinkten vor Begeisterung. »Das ist fabelhaft, Donald! Ich wette, Adams hat so was schon die ganze Zeit vermutet und brauchte bloß eine Bestätigung dafür. Es ist genauso, wie du sagtest: Er vertritt mehrere Versicherungsgesellschaften, die sich zusammengetan haben, um einen Ring von Gaunern zu sprengen, die Zeugen zum Meineid anstiften.«
»Wir wollen ihn aber vorläufig noch im dunkeln lassen.«
»Warum?«
»Sonst glaubt er womöglich, der Job war zu leicht.«
Bertha überlegte sich das. »Yessir, ich verstehe, was du meinst.«
»Sag mir Bescheid, wenn Adams sich meldet«, sagte ich und ging hinüber in mein Büro.
Elsie Brand bedachte mich mit einem warmen Lächeln. »Was macht die Arbeit, Donald?«
»Es geht so. Ich brauche Hilfe.«
Sie hob die Brauen.
»Kann ich auf Sie rechnen, Elsie?«
»Jederzeit.«
»Fein. Haben Sie vielleicht ein buntes Kopftuch greifbar?«
»Ich — ja. Ich hab’ einen orangegelben und roten Schal hier.«
»Binden Sie ihn um, laufen Sie runter in den Drugstore, besorgen Sie sich eine dunkle Sonnenbrille und einen grellen Lippenstift. Wenn Sie fertig sind, gehen wir.«
»Bertha wird es nicht recht sein, daß niemand in Ihrem Büro ist und...«
»Bertha wird’s sowieso nicht recht sein, aber da kann ich ihr nicht helfen. Ich hab’ sonst niemanden, dem ich trauen kann. Übrigens wird’s nicht lange dauern.«
»Okay«, sagte Elsie und schob ab.
Ich sah indessen die Morgenpost durch. Es war nichts Wichtiges dabei. Während ich einen Brief studierte, rief mich Bertha an.
»Donald, ich hab’ endlich jemanden erreicht unter der neuen Nummer, die Adams uns hinterließ. Rat
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