Im Falle einer Falle
Gewässern — auf solche Fische sind wir selber scharf. Na, ich kann’s dir ebensogut jetzt gleich sagen: Katherine Elliot hatte schon mal Schwierigkeiten wegen eines Klienten, und falls sie... Aber sie beteuert, daß sie äußerst vorsichtig sei.«
»Das ist sie bestimmt auch«, sagte ich. »Laß die Dinge zunächst mal laufen. Es pressiert ja nicht. Kannst du mir Katherines Adresse geben?«
Sie zog eine Karteikarte zu Rate. »Apartment vierzehn B im Steelbuilt-Apartmenthaus. Aber das war damals, als sie den Ärger mit uns hatte. Ich weiß nicht, ob sie noch immer dort wohnt.«
»Macht nichts; ist auch gar nicht wichtig. Ich bin wie du, Evelyn; ich finde, man kann nie genug Informationen haben.«
»Ja, manchmal kommen sie einem sehr gelegen«, sagte sie zerstreut. »Hör mal, Donald, wir wollen einen Kompromiß schließen. Wenn du auf etwas stößt, das wir von Rechts wegen erfahren müßten, sagst du es uns, und dafür geben wir dir Rückendeckung, falls es zum Krach kommt.«
»Rückendeckung?«
»Nun ja, indem wir behaupten, daß wir mit dir zusammengearbeitet hätten — sofern dir das hilft.«
»Danke. Es ist nicht ausgeschlossen, daß mir in absehbarer Zeit eine solche Rückendeckung willkommen ist. Aber im Moment bin ich mehr für Alleingang. Ich würde dich gern in jeder Hinsicht unterstützen, aber ich habe einen Klienten und andere Dinge, die ich vorerst vertraulich behandeln muß.«
»Ich verstehe. Aber jetzt hast du mich neugierig gemacht.«
»Verbirg deine Neugier vor dem äußeren Büro.«
»Okay, Donald. Laß von dir hören.«
»Bestimmt«, versprach ich, bedankte mich nochmals, machte mich auf die Beine und begab mich in eine öffentliche Bücherei, um mich über die Baufirmen in Los Angeles zu informieren.
Ich entdeckte ein Fachblatt und fand darin einen Hinweis auf die Firma Lathrop, Lucas & Manly. Eine Bibliothekarin suchte für mich die entsprechende Nummer der Zeitschrift hervor, und ich schlug die Seite auf, die sich mit der Firma befaßte. Sie enthielt auch Fotos der drei Firmenchefs.
Wenn man bedachte, daß der Artikel bereits fünf Jahre alt war, hatte sich Walter Cushman Lucas in der Zwischenzeit nicht sehr verändert.
Denn Walter Lucas war Rodney Harper.
8
Die Büros von Lathrop, Lucas & Manly repräsentierten, was moderne Ausstattung betraf, den letzten Schrei.
Der Empfangsraum enthielt Sessel für wartende Kunden und eine Empfangsdame, die vor sich einen Schreibtisch, neben sich einen Klappenschrank und unter sich einen Drehsessel hatte, der überhaupt nicht zur Ruhe kam. Ein Durchgang führte in das Sekretariat und die Registratur, und von dorther ertönte das hektische Klappern von Schreibmaschinen. Ferner gab es drei Türen zu Privatbüros mit der Aufschrift »Mr. Lathrop«, »Mr. Lucas«, »Mr. Manly«.
Die Empfangsdame hatte den Dreh wirklich heraus. Sie war sozusagen nur Arme, Hände und Finger, bediente den Klappenschrank, tippte Karten auf einer elektrischen Maschine und griff zwischendurch immer wieder nach dem Telefonhörer.
Ich blieb kurz stehen und sah ihr fasziniert zu, und das schien sie aus irgendeinem Grund zu ärgern. Sie krauste die Stirn, aber ihre Stimme klang trotzdem höflich.
»Ja?«
»Mr. Lucas«, sagte ich.
»Wie heißen Sie, bitte?«
»Sagen Sie Mr. Lucas, es handelt sich um eine Privatangelegenheit. Wenn er mich sieht, wird er wissen, wer ich bin.«
Ich lächelte ihr zu.
Sie lächelte nicht zurück. »Wenn Sie mir Ihren Namen nicht sagen, kann ich Sie nicht anmelden.«
»Schön, dann melden Sie ihm Donald«, sagte ich gelangweilt.
»Donald und weiter?«
Ich machte achselzuckend eine halbe Kehrtwendung. »Ach was, es ist bloß eine Privatangelegenheit. Wenn Sie Mr. Lucas sehen, sagen Sie ihm, daß Donald hier war und daß ihm die ganzen Formalitäten gegen den Strich gingen. Er wird schon wissen, was Sie damit meinen.«
»Einen Augenblick, bitte«, sagte sie eisig.
Ihre Finger huschten über den Klappenschrank, zogen einen Stöpsel heraus, drückten auf einen Umschalter. Sie wies mir die kalte Schulter und sprach so leise ins Telefon, daß ich kein Wort verstehen konnte.
Einen Moment später sagte sie laut: »Ja, Mr. Lucas, ich werde ihn fragen.« Sie sah mich an. »Mr. Lucas möchte gern Ihren Namen erfahren, bitte.«
Ich schenkte ihr mein schönstes Lächeln. »Okay, ich werd’s ihm selber sagen.«
Ich marschierte an ihrem Schreibtisch vorbei auf die Tür mit
der Aufschrift »Mr. Lucas« zu, drehte den Türknopf, fand die
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