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Im Falle einer Falle

Im Falle einer Falle

Titel: Im Falle einer Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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unterschreiben.«
    Der Text lautete: »Ich, Donald Lam, bestätige hiermit den Empfang der mir zustehenden Vergütung für Informationen über den Verkehrsunfall vom 15. April, gemäß der in den Tageszeitungen veröffentlichten Annonce.«
    Darunter war ein freier Raum für die Unterschrift und zwei Linien für die Adresse.
    »Unterschreiben Sie bitte, und vergessen Sie nicht, die Adresse anzugeben«, sagte Lucas.
    Ich faltete die drei Geldscheine zusammen, steckte sie in die Tasche, griff nach der Quittung, zerriß sie und warf sie in den Papierkorb. »Keine Quittung«, sagte ich und steuerte auf die Tür zu.
    Er saß da und sah mir enttäuscht, aufgebracht und unschlüssig nach.
    Als ich Lucas’ Privatbüro verließ, sagte ein hübsches Mädchen, das im Vorzimmer herumgesessen hatte, zu der Empfangsdame: »Ich kann nicht länger warten. Sagen Sie ihm doch bitte, daß ich wahrscheinlich morgen noch mal vorbeikomme. Ich habe gleich eine Verabredung.«
    Sie ging vor mir auf den Korridor hinaus.
    Wir warteten gemeinsam auf den Lift.
    Ich taxierte sie als eine ungewöhnlich gescheite Stenotypistin, die man beauftragt hatte, mich zu beschatten. Sie fand das natürlich wahnsinnig aufregend und freute sich, daß sie dem stumpfsinnigen Bürobetrieb eine Zeitlang entwischen konnte.
    Der Lift hielt, und das Mädchen stieg vor mir ein, wobei es sich beinahe mit jeder Bewegung verriet.
    Die Technik des Beschattens ist eine Kunst und nicht leicht zu lernen. Das Mädchen machte nahezu alles falsch.
    Sie war nervös; sie räusperte sich drei- oder viermal während der Fahrt ins Erdgeschoß; sie vermied es sorglich, mir das Gesicht zuzukehren, sah mich jedoch andauernd verstohlen von der Seite an, als befürchtete sie, ich könnte mich im Fahrstuhl in Luft auflösen.
    Als wir unten anlangten, ließ sie mich zuerst aussteigen, obwohl ich höflich beiseite trat.
    Hundert Meter weiter unten an der Straße befand sich eine Cocktaildiele. Ich steuerte direkt darauf zu, als ob ich dort mit jemandem verabredet wäre. Sie wartete, bis ich hineingegangen war und mich suchend umgesehen hatte, bevor sie mir nachkam und sich setzte — sehr steif, sehr würdig und in der absurden Zuversicht, daß ich sie nicht als das Mädchen im Lift und als das Mädchen im Empfangsbüro der Baufirma wiedererkennen würde. Trotzdem konnte sie sich die verstohlenen Seitenblicke nicht verkneifen.
    Ich sprach mit dem Bartender und fragte ihn, wie spät es wäre. Wir verglichen unsere Uhren. Dann verschwand ich in der Herrentoilette. Sie hatte einen Zugang von der Bar und einen vom Speisesaal aus. Ich verließ sie durch den Speisesaal, ging hinaus auf die Straße und trabte weiter. Schließlich entdeckte ich ein unauffälliges Hotel, wo ich mich als »Donald Lam aus Denver, Colorado« eintrug. Ich erklärte dem Empfangschef, daß ich mein Gepäck auf dem Bahnhof gelassen hätte, es aber sofort holen würde; da ich ohne Gepäck wäre, würde ich das Zimmer im voraus bezahlen.
    Er nahm den Vorschlag freundlich auf.
    Daraufhin bezahlte ich für eine Nacht, bekam eine Quittung und meinen Zimmerschlüssel, steckte beides ein und sagte: »Ich gehe erst nachher auf mein Zimmer, wenn mein Gepäck da ist.«
    Auch damit war er einverstanden.
    Ich ging direkt zu dem Gebäude zurück, wo Lathrop, Lucas & Manly ihre Büros hatten, und trieb mich etwa zwanzig Minuten lang vor dem Eingang herum, bevor mein Schatten aufkreuzte.
    Das Mädchen machte einen entmutigten und deprimierten Eindruck, als es langsam auf dem Bürgersteig daherkam. Ich marschierte auf sie zu und an ihr vorbei, scheinbar ohne sie zu bemerken. Ich sah jedoch sehr gut, wie sie freudig überrascht zusammenzuckte, als sie mich im Passantenstrom wahrnahm. Sie verrenkte sich fast den Hals nach mir, und schließlich machte sie kehrt und folgte mir.
    Ich führte sie geradewegs zu dem Hotel, peilte den Empfangstisch an und sagte mit lauter Stimme: »Ist Post da für Donald Lam aus Denver? Meinen Schlüssel habe ich schon.«
    Der Angestellte warf einen Blick auf das Brieffach hinter dem Schalter und schüttelte den Kopf.
    »Danke.« Ich hob grüßend den Zimmerschlüssel und steuerte auf die Fahrstühle zu.
    In den Lift wagte mir das Mädchen nicht zu folgen, offenbar in dem ganz richtigen Gefühl, daß man sein Glück nicht allzu sehr strapazieren darf.
    Ich stieg in der vierten Etage aus, rannte über die Treppe in die dritte Etage hinunter, postierte mich vor die zwei Fahrstühle und beobachtete den

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