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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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aber wenn er da war, wurde ihm klar, was es bedeuten würde, wenn er bliebe. Er trank noch einen Schluck Tee und schüttete den Rest in den Sand, dann schlug er den Kragen seiner Jacke hoch, um sich vor dem beißenden Südwind zu schützen, und wandte sich den fünfzehnhundert Rindern seiner Herde zu.
    Luke ritt auf seinem Pferd Joseph nach Norden, zum hinteren Ende der Herde, während das Vieh gemächlich nach Süden zog. Mungo hing im Sattel, den Hut tief in die dunkle Stirn gezogen. Er lächelte breit, als er ihn sah.
    Â» Zeit fürs Essen, Mungo.«
    Â» Frisch gekocht von einer Frau«, erwiderte Mungo, als hätte er die Wahl. » Ente, vielleicht noch ein paar Kartoffeln.«
    Luke lachte. Sie haben Rindfleisch im Lager, aber Mungo träumt lieber von der Köchin, die ihm etwas zu essen macht, vor allem von einem schwarzhaarigen Mädchen, das Luke noch nie gesehen hat. » Sie hat wirklich Glück, wenn sie dich bekommt.«
    Der Aborigine grinste. Luke schlug ihm leicht auf den Arm. Er hatte Mungo auf den Kopf zugesagt, dass er verliebt ist, aber sein alter Freund weigerte sich, das zuzugeben.
    Â» Sie war einem älteren Mann versprochen, aber er ist gestorben. Jetzt ist sie wahrscheinlich schon wieder einem anderen versprochen.«
    Luke verstand, wie frustrierend die Situation für seinen Freund war. » Was wirst du tun?«
    Mungo zuckte mit den Schultern. » Sie will den Stamm verlassen.« Seine Stimme klang ungläubig. » Sie hat Augen, so sanft wie ein Kaninchen, aber ihr Herz ist stark. Sie sagt, das ist nicht mehr unser Land. Ich sage, es lässt sich sowieso nicht besitzen.« Er blickte über seine Schulter zu den dichten Bäumen hinter ihnen. » Diese Kerle da draußen, Boss. Könnte sein, dass sie zu nahe kommen.«
    Auf dieser Tour hatte es ein paar größere Probleme mit Aborigines gegeben, nicht nur die üblichen Streitigkeiten und Verhandlungen um sichere Passage. Luke warf einen Blick auf das Wäldchen und klopfte auf seinen Karabiner. Er nickte Mungo unmerklich zu. In den letzten beiden Nächten sind sie verfolgt worden, und sie haben beide darauf gewartet, dass die Schwarzen auftauchen. Sie haben in der eisigen Kälte unter Bäumen gesessen, sich die mit Fellen umwickelten Hände unter den Achselhöhlen gewärmt und sich den Rotz von den Nasen gewischt, Tee getrunken und sich unterhalten. Luke wunderte sich ein bisschen über diese Frau, von der sein Freund ständig sprach. Vielleicht sollte Luke einfach mal mit seinem Vater, Boxer, reden. Er war ja schließlich ein Ältester. Aber das traute er sich doch nicht, aus Angst, jemanden zu beleidigen, und weil er eigentlich dachte, es sei die Sache des Stammes.
    Das vertraute Rot-Weiß der Rinderhäute blitzte durch die Bäume. Mungo warf Luke einen wissenden Blick zu, als auf einmal ein lautes Brüllen Probleme verhieß. Das Ende der Herde war gut hundert Meter von den Bäumen entfernt. Luke hatte heute keine Lust auf eine Auseinandersetzung. Er war steifer als sonst aufgewacht, und außerdem hatte er sich den Bauch mit gutem Wangallon-Rind vollgeschlagen. Eigentlich hatte er gehofft, es heute ein wenig ruhiger angehen zu können, aber stattdessen folgte er jetzt doch Mungo.
    Sie ritten mit den Pferden in das Gehölz, fünf Meter, zehn, zwanzig… Luke zügelte Joseph, als Mungo nach rechts zeigte. Einzeln gingen sie hintereinander zwischen den Bäumen entlang. Eine Hand hielt Luke am Gewehr. Man hörte ein großes Tier krachend durchs Unterholz brechen. Das Geräusch hallte nach. Hier wäre der geeignete Ort für einen Hinterhalt, weil die Bäume hier so dicht wuchsen, als seien sie in Reihen hintereinander gepflanzt worden. Wieder zehn Meter weiter bog Mungo nach links ab. Luke verzog das Gesicht, als die Hufe dumpf auf eine Laubschicht aufschlugen. Er blickte nach oben, um wenigstens einen Fleck Himmel zu erkennen. Plötzlich spitzte Joseph die Ohren und blieb stehen. Drei Aborigines versperrten ihnen den Weg.
    Zwei von ihnen trugen die Kleidung des weißen Mannes. Wahrscheinlich waren sie von einer Farm abgehauen, dachte Luke. Der dritte war groß, hielt einen langen Speer in der Hand, und wache Augen blitzten aus einem verwitterten Gesicht. Er hatte einen drahtigen Bart und einen schmalen, knochigen Brustkorb, auf dem zahlreiche Narben zu sehen waren, wulstig vom Alter. Über eine Schulter hatte er sich

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