Im fernen Tal der Hoffnung
geraten, und danach hatte Matt sich vom Ackerbau auf Nutztiere spezialisiert.
» Das merkt man ihm an.« Anthony schlüpfte auf der hinteren Veranda in seine Reitstiefel.
Sarah hätte ihn am liebsten höflich daran erinnert, an welcher Stelle in der Nahrungskette auf Wangallon sie stand. Sie hatte nicht vor, ihre Zeit auf den Weiden aufzugeben, um sich um den Garten zu kümmern. Anthony und sie teilten sich die Leitung der Farm. Gerade jetzt jedoch klingelte das Telefon. Sie hörte, wie Matt über das Walkie-Talkie mit einem der Viehhüter über entlaufene Rinder sprach. Sarah ergriff das Telefon und legte ihre Hand über den Receiver. » Was hast du heute Morgen vor?«
Statt einer Antwort knallte die Hintertür zu. » Na, groÃartig, einfach groÃartig.« Gott sei Dank hatte Shelley einen gesunden Schlaf. » Guten Morgen, Wangallon«, sagte Sarah ins Telefon, wobei sie fröhlicher klang, als sie sich fühlte.
Spätes Frühjahr 1908
Mittlerer Westen New South Wales
Luke war sich nicht sicher, welcher Teil seines Körpers am meisten wehtat. Er hob seine Hand und betastete seinen Hinterkopf, mit dem er auf einem knotigen Baumstumpf aufgeschlagen war. Die Stelle war klebrig; Blut und braune Haare klebten an seinen Fingern.
Er rappelte sich auf und blickte grimmig auf seine Schulter. Mungo hatte den Speer sofort herausgezogen, und die Wunde, die jetzt blutete, mit Wasser aus seinem Wasserbeutel gereinigt. Das Blut mischte sich mit dem braunen Wasser des Bachs.
» Es ist nicht so schlimm.« Mungo grinste.
Luke zuckte vor Schmerz zusammen, als er aufstand. Einer der Schwarzen lag ein paar Meter entfernt auf dem Boden. Die anderen beiden waren verschwunden.
» Sie kommen bestimmt zurück.« Mungo nickte zu dem toten Rind hinüber. » Komm.« Er half ihm auf Joseph und führte ihn zurück zur Lichtung.
» Sie haben Hunger«, sagte Luke steif und versuchte, mit seiner Atmung den pochenden Schmerz zu kontrollieren.
Mungo kratzte sich nachdenklich am Kinn. » Er ist ein Krieger. Ich habe schon weiter nördlich von ihm gehört.«
» Bleibt er nicht bei seinem Volk?« Luke, der sich schmerzlich der Tatsache bewusst war, wie schnell ein Speer fliegen konnte, überlegte, ob seine Leute in Sicherheit waren.
» Manche aus meinem Volk kehren zum alten Weg zurück. Sie wollen ihr Land wiederhaben.«
Die Berge ragten über ihnen auf. Der Wind war eisig, und Luke fröstelte. In diesem Land ging alles nur um Besitz.
Im Lager brach der Koch in eine besorgte Litanei aus. Luke schaute noch einmal nach der Herde, bevor er sich ans Feuer setzte. Sie grasten friedlich. » Wenn wir sie getränkt haben, können sie sich eine Stunde ausruhen, und dann ziehen wir weiter. Bis zum nächsten Nacht-Camp sind es wieder sieben oder acht Meilen, Mungo.«
Mungo blickte einem grauen Rauchschwaden nach, als sei er mit Lukes Zeitplan nicht einverstanden.
» Du schaffst das schon. Wenn die Herde erst einmal das Wasser am Hanging Hole riecht, dann sind sie nicht mehr zu halten.« Luke wusste, dass Mungo es hasste, an diesem Ort zu lagern, wo sich Schwarze und WeiÃe im letzten Jahrhundert bekämpft hatten. Wenn sie dort übernachteten, hörte Mungo Schreie und Rufe, sah im Mondlicht ihre Schatten miteinander kämpfen. Aber das Schlimmste stand ihnen erst noch bevor, und Luke verzog das Gesicht, als er daran dachte, dass Mungo ihn noch verarzten musste. Zwar war es Mungos erklärte Rolle, mit den Schwarzen zu reden, die durch den Busch streiften, aber trotzdem fühlte Luke sich für den Freund verantwortlich. Allein aus diesem Grund war er froh, dass er derjenige war, der verletzt war.
Mungos weiÃe Zähne blitzten auf, als Luke die Reitjacke von der Schulter zog und sein Hemd aufriss. Ein kleiner Kamm, für Frauenhaare gemacht, fiel zu Boden. Mungo hob ihn auf und hielt ihn in zwischen seinen blutverschmierten Fingern. » Ich erzähle dir von meiner Frauâ und du?«
Luke grinste schief und unter Schmerzen. » Ich träume nur.«
» Dann trag ihn besser bei dir, bis die Geister antworten.« Mungo steckte den Kamm in Lukes Jackentasche, runzelte die Stirn und betrachtete die Wunde. In den glühenden Scheiten des Feuers lag schon ein Taschenmesser mit kurzer Klinge bereit. Der Koch, dem an diesem Morgen, an dem eine blutende Wunde seine Routine durchbrochen hat, nicht nach Reden zumute war,
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