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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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verkündet.
    Ich sah auf. Hastig wandten unsere Gäste die betretenen Blicke ab, doch das verlegene Geraschel im Saal sagte mir, dass nicht nur Vlad meine Fehlinterpretation erkannt hatte. Hätte ich mich nicht gefühlt, als wäre mir das Herz aus der Brust gerissen und vor meinen Augen flambiert worden, wäre ich vor Scham im Erdboden versunken.
    Gretchens Stimme zerriss das angespannte Schweigen. »Du willst Leila zur Vampirin machen? Das ist voll gruselig!«
    »Maximus«, zischte Vlad.
    Ehe ich mich versah, hatte der Hüne Gretchen hochgehoben und ihr die Hand auf den Mund geschlagen. Für gewöhnlich hätte es mich fuchsteufelswild gemacht, dass jemand so mit meiner Schwester umging. Im Augenblick kostete es mich alle Kraft, die Fassung nicht zu verlieren, sodass ich keine Einwände erheben konnte.
    »Leila«, setzte Vlad an.
    »Lass.«
    Das Wort brach mit all der Macht meiner zerschmetterten Hoffnungen aus mir heraus. Ich stand auf und kippte dabei beinahe meinen Stuhl um, doch wenn ich nicht sofort hier rauskam, würde ich in Tränen ausbrechen, und in mir war noch so viel Stolz, dass ich das nicht vor aller Welt tun wollte.
    »Ich brauche frische Luft.«
    Und ein paar Rasierklingen, um zu Ende zu bringen, was du als Sechzehnjährige schon einmal versucht hast , fügte meine verhasste innere Stimme hinzu.
    Ich ignorierte sie und schmetterte im Geist den erstbesten Song, um meine Gedanken zu verbergen. Der Zapfenstreich, wie sich herausstellte.
    Typisch.
    Dann trat ich den Rückzug an, so schnell meine neuen Pumps mich tragen konnten.

4
    Schnurstracks steuerte ich die kleine Gummizelle im Keller an, die Vlad für mich eingerichtet hatte. Drinnen zerrte ich mir den rechten Handschuh herunter. Und schon kam die elektrische Energie in knisternden Blitzen aus meiner Hand geschossen, und die Emotionen, die ich zu unterdrücken versucht hatte, manifestierten sich in winzigen Stromstößen. Ich bündelte sie zu einem pulsierenden Strang und schlug damit nach der steinernen Statue, die in der Zelle aufgestellt war.
    Ihr Kopf knallte auf den Sockel, auf dem sie befestigt war. Ein weiterer Schlag, und sie büßte einen Arm ein. Dann den anderen. Dann alles oberhalb der Taille, doch der brennende Schmerz, die Enttäuschung und Erniedrigung, die ich empfand, ließen nicht nach. Ich hatte sogar das Gefühl, ich würde jeden Augenblick hochgehen wie eine Atombombe.
    Erst als die Statue komplett zerhackt war, hörte ich auf, auf sie einzudreschen. Ehe ich Vlad begegnet war, hatte ich stets versucht, meine Kräfte zu unterdrücken, genau wie meine Einsamkeit, weil ich niemanden gefahrlos berühren konnte.
    Mit Vlad war alles anders geworden. Er hatte mir beigebracht, aus meinen Fähigkeiten Kapital zu schlagen, und Gefühle in mir geweckt, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte. Er war mehr als mein erster Liebhaber. Er war auch meine erste Liebe, und wie tief war ich gefallen! Allen Warnungen zum Trotz hatte ich zu hoffen gewagt, dass Vlad meine Gefühle eines Tages erwidern würde. Und hier war ich gelandet: in einem Kellerraum, wo ich meinen Frust über meine zerplatzten Träume an einem unbelebten Objekt ausließ.
    Ich sah mir die völlig zerstörte Statue an und fühlte mich ihr auf traurige Weise ähnlich. Wie ich, war sie einmal heil und stabil gewesen, und wie ich war sie von destruktiven Emotionen so zerschunden, dass sie nie wieder die gleiche sein würde.
    »Verdammt«, flüsterte ich und wusste nicht, ob ich damit mich oder den Vampir meinte, den ich anhimmelte wie ein Mondkalb.
    Mein herrliches Abendkleid war inzwischen schweißnass, aber das störte mich nicht. Ich würde nicht in den Festsaal zurückkehren. Jeder wusste, warum ich geflohen war, sodass mein langes Fernbleiben keiner Erklärung bedurfte. Und falls doch Unklarheiten herrschten, sei’s drum. Ich würde heute Abend niemandem mehr als Unterhaltungsprogramm dienen.
    Erschöpft stieg ich die vielen Treppen zu meiner Suite hinauf, froh, dass ich niemandem begegnete. Mit etwas Glück würde Vlad sich heute Nacht sehr lang bei seinen Gästen aufhalten, sodass ich ihm vor morgen nicht mehr unter die Augen treten musste. Das würde mir die dringend benötigte Auszeit verschaffen.
    Daher entfuhr mir auch ein Stöhnen, als ich merkte, dass ich nicht allein in meinem Schlafzimmer war. Vlad stand vor dem Sofa, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, nur von dem verfluchten Schmuckkästchen war zum Glück nichts zu sehen. Er musterte kurz meine

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