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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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einmal gefoltert. Andererseits würde womöglich auch mein Erscheinen Marty nicht gerade in einen Freudentaumel versetzen. Mein bester Freund und Bühnenpartner hatte mir bereits von einer Beziehung zu Vlad abgeraten. Da war wohl eine Entschuldigung fällig. Und die würde Marty auch bekommen, wenn ich ihm schluchzend in die Arme fiel. Seit Vlads knappem Abgang hatte ich mir die Tränen verkniffen. Bei Marty konnte ich meine Maske endlich fallen lassen. Er war immer für mich da gewesen, und jetzt brauchte ich ihn mehr denn je.
    Ich sah mich noch ein letztes Mal um und hasste den Teil von mir, der gehofft hatte, Vlad würde doch noch auftauchen und das sagen, was ich mir immer gewünscht hatte. Als ich Gretchen schließlich ein Lächeln schenkte, fragte ich mich, wann ich das wieder würde tun können, ohne das Gefühl zu haben, ich würde ihr etwas vormachen.
    »Also los, Schwesterherz. Auf nach Hause.«
    Achtzehn Stunden später kamen Maximus und ich in Gibsonton, Florida an, auch bekannt als Show Town, USA . Hitze und Feuchtigkeit erschlugen mich, kaum dass ich aus dem Auto gestiegen war. Es war zwar erst Mai, aber die Außentemperatur musste knapp unter achtunddreißig Grad liegen. Maximus stieg ebenfalls aus und besah sich die wie Teigstücke auf einer Backstraße aufgereiht stehenden Modulhäuser.
    »Warum rieche ich Elefantendung?«
    »Das ist Betsy«, antwortete ich, auf ein graues Haus zeigend. »Ihre Trainer halten sie in einem Gehege im Garten …«
    Meine Stimme verlor sich, als mein Blick an der Häuserreihe vorbeiwanderte. Von hier aus hätte ich eigentlich Martys Wohnwagen sehen müssen, denn das war der kürzeste Weg zum Campingplatz. Doch die Stelle, an der sein 1982er Winnebago immer stand, war leer.
    »Oh nein«, stöhnte ich.
    Sofort merkte Maximus auf und zückte mit der rechten Hand ein Silbermesser. »Was ist los?«
    »Nichts, wozu wir ein Messer bräuchten«, antwortete ich, auf mich selbst wütend. »Marty scheint ausnahmsweise einmal früher auf Tour gegangen zu sein.«
    Maximus zog die goldenen Brauen hoch. »Er ist nicht hier?«
    »Nein.«
    Ich hätte anrufen sollen, aber Marty brach nie vorzeitig auf. Außerdem hatte ich ihm persönlich erzählen wollen, was passiert war.
    Maximus steckte das Messer weg und zog ein Handy hervor. »Ruf ihn an. Frag ihn, wo er ist.«
    Ich schenkte ihm einen müden Blick. »Du weißt nicht, wie Marty unterwegs drauf ist. Für ihn ist es schon eine Leistung, sein Handy nicht zu vergessen , geschweige denn, es aufzuladen oder dranzugehen. Aber keine Sorge. Ich bekomme schon raus, wo er als Nächstes auftritt.«
    Nachdem wir mit ein paar Zirkusleuten gesprochen hatten, machten Maximus und ich uns wieder auf den Weg. Wenigstens hatten Gretchen und Shrapnel im Flieger weiterreisen können, nachdem sie uns in Florida abgesetzt hatten. Hätte ich eine Chance gesehen, Maximus davon zu überzeugen, dass ich auch in einem Bus sicher aufgehoben war, hätte ich es getan, doch er wollte mich partout erst aus den Fängen lassen, wenn er die Anweisungen seines Herrn vollständig ausgeführt hatte.
    Einige Stunden später entdeckte ich auf einem Lagerplatz von Zirkusleuten in Nordgeorgia einen Winnebago, auf den unsere Künstlernamen Marty der Starke und Die fantastische Frankie! gepinselt waren.
    »Da«, sagte ich und deutete auf den Wohnwagen.
    Maximus suchte sich einen Parkplatz ganz in der Nähe. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und im Camp war alles still. Ich stieg aus, so müde, dass ich auf meinem Weg zwischen den Fahrzeugen, Zelten und Käfigen hindurch beinahe ins Stolpern geriet, aber ich empfand auch Erleichterung. Endlich war ich wieder in meinem alten Leben angekommen und konnte mit Marty von Staat zu Staat tingeln und meine Kunst zur Schau stellen. Mit ein bisschen Glück würde mir die Zeit mit Vlad irgendwann vorkommen wie ein seltsamer ferner Traum, und mein Schmerz würde vergehen. Von diesem Gedanken beflügelt, klopfte ich geräuschvoll an die Wohnwagentür.
    »Marty, mach auf! Ich bin’s.«
    Die Tür schwang mir so abrupt entgegen, dass ich getroffen wurde. Kurz erhaschte ich einen Blick auf buschig braunes Haar, bevor Martys Griff mich davor bewahrte, hintenüberzukippen. Dann spürte ich, wie er leidenschaftlich meine Taille umarmte. Ich beugte mich herunter, bis ich auf Augenhöhe mit dem nur einen Meter zwanzig großen Vampir war, und umarmte ihn meinerseits so heftig, dass ein Stromstoß ihn aufschreien ließ.
    »Verzeihung«, keuchte

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