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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Freudentränchen weg. »Hab dich auch lieb, Marty, und die Couch fand ich schon immer sehr gemütlich.«
    Sie ist ziemlich gut, dachte ich eine Woche später, als ich Dawn mit Marty auftreten sah. Ein paar der komplizierteren Übungen hatte er zwar selbst übernommen, aber Dawn hatte durchaus Showtalent, was ihre turnerischen Schwächen wettmachte. Als sie am Ende der Nummer auf Martys Schultern landete, hätte ich fast glauben können, meine Doppelgängerin zu sehen. Mit ihrem langen schwarzen Haar und der schlanken Gestalt sah sie mir ziemlich ähnlich. Kein Wunder, dass Marty sich keinen eigenen Künstlernamen für sie ausgedacht hatte. Wahrscheinlich würde kein Zuschauer, der mich schon einmal mit Marty gesehen hatte, bemerken, dass ich gegen ein jüngeres Modell mit geringerer Voltzahl ausgetauscht worden war.
    Ich hatte mir den Auftritt der beiden angesehen, um zu beweisen, dass ich mit dem Lauf der Dinge einverstanden war. Dawn war ein nettes Mädchen, das diese Atempause wirklich brauchte, und ich hatte noch Alternativen. Begrenzte zwar, aber immerhin. Ab heute würde ich mein Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Marty und Dawn anzufeuern, war Schritt eins.
    Schritt zwei bestand darin, mit Edgar zu reden. Wegen seines ausgeprägten Verhandlungsgeschicks wurde er zwar »The Hammer« genannt, doch er war ehrlicher als viele andere Pfandleiher. Marty hatte mir zwar versichert, dass ich bleiben könnte, so lange ich wollte, doch der Winnebago war wirklich zu klein für drei Personen, auch wenn eine davon kleinwüchsig war.
    Während Dawn und Marty sich noch verneigten, zerstreute sich das Publikum. Ich saß im obersten Bereich der Zuschauertribüne, weil ich anderen Menschen nicht zu nah kommen wollte. Zwar trug ich Spezialhandschuhe, aber trotzdem bekam jeder, den ich zufällig berührte, einen leichten Stromschlag ab. Daher trug ich ein langärmliges Oberteil und eine lange Hose, obwohl im Zelt knapp siebenundzwanzig Grad herrschten. Der Hut, tja. Er und mein Haar sollten meine Narbe vor neugierigen Blicken verstecken.
    Als sich außer mir nur noch eine auffallend hübsche Brünette in den oberen Rängen aufhielt, erhob ich mich. Sie tat es mir nach, den Blick auf die Bühne geheftet, als wartete sie darauf, dass Marty und Dawn noch einmal auftauchen würden. Würden sie nicht. Sie waren fertig für heute.
    Genau das wollte ich der Frau gerade sagen, als sie von der Tribüne sprang und eine elegantere Landung hinlegte als eine Olympiasiegerin im Turnen. Mehr als der Sprung aus zehn Metern Höhe sagte mir diese sportliche Leistung, dass sie kein Mensch war. Sie hatte wohl selbst gemerkt, wie kompromittierend ihr Verhalten gewesen war, denn sie starrte mit grün leuchtenden Augen zu mir empor.
    »Du hast nichts gesehen«, zischte sie.
    Ich nickte, ohne mir die Mühe zu machen, sie darüber aufzuklären, dass ich bereits von der Existenz Untoter wusste. Und dass ich immun gegen Gedankenkontrolle war, weil ich jede Woche Vampirblut trinken musste, damit meine körpereigene Energie mich nicht umbrachte. Die Brünette verschwand, und ich stieg in Menschengeschwindigkeit weiter die Tribüne hinab, wobei ich mir vornahm, Marty zu erzählen, dass heute eine Vampirin im Publikum gewesen war.
    Vom Zelt aus ging ich zum Camp. Edgars Wohnwagen stand nicht weit von Martys entfernt, doch die Geschäfte wollte er lieber bei sich abwickeln. Vielleicht fürchtete er, Marty würde ihm mit seinem Vampirblick mehr als den vorgeschlagenen Preis für meinen Schmuck aus den Rippen leiern, wenn er bei unserer Transaktion zugegen war. Edgar war nicht immun gegen Gedankenkontrolle, und wie die meisten eingefleischten Schausteller wusste er, was Marty war.
    Als ich angeklopft hatte, forderte eine barsche Stimme mich zum Eintreten auf. Drinnen musste ich die Augen zukneifen, so hell war es. Edgar hatte sämtliche Lampen angeknipst, um den Inhalt meiner Tasche genauestens in Augenschein nehmen zu können.
    »Frankie«, begrüßte er mich mit dem Namen, unter dem die meisten Zirkusleute mich kannten.
    Ich schenkte dem knochigen weißhaarigen Alten ein bitteres Lächeln. »Zumindest eine von beiden.«
    Edgar machte eine Handbewegung in Richtung Esstisch. Ich setzte mich ihm gegenüber und machte mich daran, den Inhalt des Samtbeutels, der in meiner Handtasche gesteckt hatte, vor ihm auszubreiten. Zum ersten Mal wagte ich, einen Blick auf den Schmuck zu werfen, und beschwor mich im Geiste, unsentimental zu bleiben.
    Aber das schaffte ich

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