Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Tempel Salomons führten geheime Rituale durch. Dazu gehörte es, im Gedenken an das Letzte Abendmahl Blut statt Wein zu trinken. Für die ursprünglichen acht Templer wie mich gab es aber kein menschliches Blut, wovon wir jedoch nichts wussten. Wir glaubten, unsere große Stärke und schnellen Selbstheilungskräfte wären gottgesandt.«
»Sie haben dir Vampirblut untergejubelt?« Sarkastisches Schnauben. »Ist mir auch schon passiert. Wann hast du es herausgefunden?«
»Jahrhunderte später, als ich Vlad begegnet bin. Im Grunde war es eine Erleichterung. Ich hatte geglaubt, ich könnte nicht altern, weil Gott mich dafür bestrafen wollte, dass ich in seinem Namen das Blut Unschuldiger vergossen hatte.«
Mein Zorn auf Maximus ließ etwas nach. Was er getan hatte, war schrecklich, doch er hatte sich länger, als ich mir vorstellen konnte, mit seinen Schuldgefühlen herumgeschlagen. Da musste ich ihm nicht auch noch Vorwürfe machen.
»Äh … okay.«
Was für eine triviale Antwort, aber in den vergangenen Stunden war einfach zu viel passiert. Ich rieb mir den Kopf und spürte Vlads Essenz unter meinen Fingern aufflammen. Überall auf mir hatte er seine Spuren hinterlassen. Ich ließ die Hand sinken, um nicht zufällig eine Verbindung zu ihm herzustellen. Seine telepathischen Kräfte waren so groß, dass er einer der wenigen war, die merkten, wenn ihnen jemand telepathisch nachspionierte. Immerhin hatten wir uns so kennengelernt, und falls er, so unwahrscheinlich das auch war, doch versucht hatte, mich umzubringen, durfte ich ihn keinesfalls wissen lassen, dass er versagt hatte.
Bei diesen Gedanken spürte ich ein Brennen in den Augen, aber ich unterdrückte meinen Kummer. Jetzt heißt es überleben, der Herzschmerz kann warten, ermahnte ich mich düster.
»Ich muss noch einmal zum Zirkus«, sagte ich zu Maximus, »und du kannst nicht mitkommen.«
9
»Ich sehe lächerlich aus.«
Ich drehte mich nicht um, sondern setzte meinen Weg durch das verwüstete Camp fort, als würde ich dazugehören. Wir kamen an einigen Reportern vorbei, die sich unter die umstehende Menge aus Neugierigen und Betroffenen gemischt hatten.
»Du wolltest doch unbedingt mitkommen.« Ich hatte so leise gesprochen, dass nur Maximus mich hören konnte. »Wenigstens siehst du jetzt nicht mehr aus wie Erik der Rote, was übrigens ziemlich auffällig war.«
Ein Schnauben. »Und das hier ist nicht auffällig?«
Nun warf ich doch einen Blick auf Maximus in seinem dichten schwarzen Pelz, der jeden Zentimeter bloßer Haut verdeckte. Mittels Kleber und Modelliermasse hatte ich ihm dazu noch eine markant vorgewölbte Brauenpartie verpasst. Angesichts unseres Zeitmangels war mir seine Verwandlung in einen Hypertrichosepatienten beziehungsweise Wolfsmenschen ziemlich gut geglückt.
»Nein, nicht beim Zirkus.«
Meine eigene Tarnung fiel weniger dramatisch aus. Ich trug eine kurze blonde Perücke, passend dazu einen blonden Zottelbart und zwei Pfund schwere Gelkissen, die mir die Doppel-D-Körbchen bescherten, die Mutter Natur nie für mich vorgesehen hatte. Taille und Hintern hatte ich mir ebenfalls ausgestopft und damit ungewohnt weibliche Formen bekommen. Den Teil meiner Narbe, die nicht vom Bart kaschiert wurde, hatte ich mit Theaterschminke zugekleistert, und eine dunkle Brille komplettierte den Inkognito-Look. Na ja, inkognito beim Zirkus. Die meisten Schaustellertruppen hatten mindestens eine bärtige Dame.
Dem düsteren Blick nach zu urteilen, den der beleibte Polizist Maximus und mir zuwarf, fielen wir tatsächlich nicht weiter auf.
»Ich habe doch klar und deutlich darauf hingewiesen, dass Sie zurückbleiben sollen«, blaffte er.
Ich rückte meine in ihrer Korsetthülle steckenden falschen Möpse hoch. »Mein Wohnwagen ist kaum beschädigt«, sagte ich und zeigte auf das Vehikel mit den geringsten Rußspuren. »Warum kann ich nicht kurz reingehen und meine Handtasche holen? Ich brauche Geld für ein Hotelzimmer!«
»Sie haben doch die riesige Explosion vorhin bemerkt, nicht wahr? Sobald wir unseren Job erledigt haben, dürfen alle ihr Zeug holen. Bis dahin können Sie ja bei einem Freund unterkommen. Hat Wolfie kein Rudel, mit dem zusammen er heulen kann?«
Nach dieser sarkastischen Antwort wollte der Beamte sich bereits zum Gehen wenden, als Maximus’ Knurren ihn innehalten ließ. Der Vampir identifizierte sich wohl ziemlich stark mit seiner neuen Rolle als Wolfsmensch.
»Wollen Sie, dass ich …«, setzte der Beamte an, um
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