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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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gleich wieder zu verstummen, als Maximus’ grün leuchtende Augen ihn in Bann schlugen.
    »Lassen Sie uns durch«, sagte er mit leiser, volltönender Stimme.
    Der Beamte reagierte mit einem knappen Nicken. »Sehr gern.«
    An manchen Tagen beneidete ich Vampire. Heute war so ein Tag. »Gut, dass du mitgekommen bist. Wäre schlimm gewesen, wenn ich hätte warten und riskieren müssen, dass alle Essenzspuren des Mörders ausgelöscht sind«, murmelte ich, als Maximus und ich uns unter dem grellen Absperrband hindurchduckten.
    Selbst unter seinem falschen Pelz konnte ich Maximus’ grimmigen Gesichtsausdruck erkennen. »Ganz meine Meinung.« Und an den inzwischen recht fügsamen Beamten gewandt, setzte er hinzu: »Begleiten Sie uns. Wenn jemand fragt, sind wir Zeugen, die Sie befragen wollen.«
    Am Tatort wimmelte es nur so von Polizisten, Feuerwehrleuten, Angestellten der Gasfirma und anderen Offiziellen. Mit unserem neuen Begleiter spazierten wir unbehelligt auf Martys Wohnwagen zu.
    Selbst Stunden nach der Explosion war die Luft erfüllt von einem Gemisch aus Gas, verbranntem Gummi und anderen unaussprechlichen Aromen. Mit Mühe unterdrückte ich meinen Würgereiz, aber er war stark. Genau wie der Drang, in Tränen auszubrechen, als ich die geschwärzte, leere Hülle erblickte, die Marty und mir jahrelang als Heim gedient hatte. Eine Hälfte fehlte. Entweder hatte sie der enormen Hitze nicht standgehalten oder sie war bei der Explosion in tausend Stücke zerborsten.
    Beim Anblick des Wohnwagengerippes wurde mir erst richtig bewusst, dass Marty tot war. Ein kleiner, unvernünftiger Teil meines Selbst hatte insgeheim noch gehofft, dass er überlebt und meine Rufe einfach nicht gehört hätte. Diese Hoffnung erlosch so plötzlich wie vermutlich Martys Leben während des Unglücks. Die Zerstörung war so vollkommen, dass von Marty nichts mehr übrig sein würde, was zu Grabe getragen werden könnte. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nicht zu weinen, spürte ich ein warmes, feuchtes Rinnsal auf der Wange.
    »Nicht«, sagte Maximus sanft. »Das geht jetzt nicht.«
    Ich wischte die einzelne Träne weg und straffte die Schultern. Er hatte recht. Trauern konnte ich später. Jetzt musste ich herausfinden, wer Marty auf dem Gewissen hatte. Als ich mich jedoch umsah, wusste ich nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Der große Krater vor Martys zerstörtem Wohnwagen? Weiter entfernt an der Gasleitung?
    »Schon irgendwelche Ergebnisse?«, erkundigte sich Maximus. Ich drehte mich um, doch die Frage war nicht an mich gerichtet.
    »Die letzten Glutnester sind erst vor ein paar Stunden gelöscht worden«, antwortete der Polizist monoton. Seine hellbraunen Augen fixierten Maximus wie gebannt. »Fünf Tote, drei Vermisste. Die Gasfirma hat den Saft abgedreht, und wir checken die Leitungen. Im Krater bei einem verbogenen Leitungsstück haben wir etwas gefunden …«
    »Zeigen Sie’s mir«, unterbrach Maximus ihn.
    Der Beamte setzte sich in Richtung eines Zeltes in Bewegung, in dem es von Leuten in ATF -Jacken nur so wimmelte. Ich zupfte an Maximus’ Ärmel.
    »Das sind zu viele«, flüsterte ich.
    »Kommen Sie zurück«, befahl Maximus dem Polizisten, der sofort gehorchte. »Holen Sie das sichergestellte Material und treffen Sie uns vor der Absperrung. Sagen Sie niemandem, was Sie vorhaben.«
    Der Beamte machte sich auf den Weg. Ich folgte Maximus zu einem weniger stark belagerten Bereich. Binnen zehn Minuten war der korpulente Polizist zurück.
    »Bitte«, sagte er und zog einen Plastikbeutel unter dem Hemd hervor.
    Ich nahm ihn entgegen. Über Fingerabdrücke musste ich mir keine Gedanken machen, da ich meine dicken Gummihandschuhe trug. Maximus hatte sie zusammen mit den Sachen besorgt, die wir für unsere Verkleidung brauchten. Stirnrunzelnd hob ich den durchsichtigen Plastikbeutel hoch. Darin waren einige verbogene Drahtstücke und eine Art Kunststoffscherbe zu erkennen.
    »Das ist alles?«
    Der Polizist nickte. Maximus zog mich zu einer etwa dreißig Meter entfernten, einzeln stehenden Bude. Gestern noch hatte sie als Imbissstand gedient. Jetzt war sie verlassen, und herber Rauchgeruch ersetzte den Duft von Popcorn, Zuckerwatte und Krapfen. Mit einem Seufzer zog ich mir den rechten Handschuh aus. Diesmal würde ich Fingerabdrücke hinterlassen, aber mir blieb keine Wahl. Ich strich über das Stück Plastik.
    Zunächst konnte ich miterleben, wie ein Ermittler die Scherbe fand. Aus seinen Gedanken erfuhr ich, dass sie nicht

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